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Im Schatten des Palazzo Farnese

Im Schatten des Palazzo Farnese

Titel: Im Schatten des Palazzo Farnese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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beruhigt?«
    »Alles in Ordnung«, erwiderte Paul. »Und bei Ihnen?«
    »Fragen Sie den Minister in meinem Namen danach, wie er den gestrigen Abend verbracht hat.«
    »Sind Sie verrückt, Valence? Ist das Ihre Art, die Angelegenheit niederzuschlagen?«
    »Er ist der Bruder des Ermordeten, nicht wahr? Und wenn ich recht verstanden habe, hinterläßt Henri seinem Bruder ein recht beträchtliches Erbe. Heißt es nicht, Édouard Valhubert habe in letzter Zeit mit dem Geld des Staates gespielt? Dringender Geldbedarf? Falsche Rechnungen? Wo war er gestern abend?«
    »Valence«, schrie Paul, »Sie sind dort, um die Angelegenheit niederzuschlagen!«
    »Ich weiß, ich weiß. Trotzdem werde ich genau das tun, was ich will.«
    »Es reicht, Valence! Irgend jemand könnte dieses groteske Gespräch mitbekommen!«
    Richard Valence lachte.
    »Sie haben Spaß daran, sich über mich lustig zu machen, nicht wahr, Valence?«
    »Ganz recht, Paul.«
    »Und seine verdammte Frau, dieser ›Typ des Weiblichen schlechthin‹? Ist sie inzwischen eingetroffen? Haben Sie sie gesehen? Was hat der Umstand, daß sie ihren Mann losgeworden ist, bei ihr ausgelöst? Wissen Sie wenigstens, daß sie fast jeden Monat durch Italien gereist ist?«
    »Vergessen Sie die Frau, Paul«, erklärte Valence. »Und befragen Sie trotz allem den Minister«, fügte er hinzu, bevor er auflegte.
    Er streckte sich auf dem Bett aus und schloß die Augen. Er hatte noch Zeit, diesem Verleger, Pietro Baldi, einen Besuch abzustatten. Es schien ihm keine gute Spur zu sein, aber er mußte hingehen. All das begann ihn bereits unmerklich zu verärgern. Er gönnte sich eine halbe Stunde Erholung.

13
    Tiberius lief schneller als gewöhnlich die Treppe hinauf. Claudius und Nero erwarteten ihn. Er war spät dran, sie hatten nicht gegessen und wirkten angetrunken. Tiberius knallte die Tür zu, packte die beiden Flaschen und zerschlug sie an der Brüstung des offenen Fensters.
    »Das ist jetzt nicht der Moment, ihr Idioten«, rief er.
    »Die hättest du auch sauber zerschlagen können«, bemerkte Nero. »Na, schön. Gibt es was Neues?«
    Tiberius kauerte sich neben Claudius hin und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Und er?« fragte er. »Wie geht es ihm?«
    »Er ist besoffen«, erwiderte Nero.
    »Laß dich mal anschauen«, sagte Tiberius.
    Claudius wandte sich um. Tiberius betrachtete ihn etwas besorgt.
    »Er hat den ganzen Tag geweint, nicht wahr?«
    »Er verlangt nach seinem Papa«, erklärte Nero matt.
    »Und dir ist nichts besseres eingefallen, als ihn sich volllaufen zu lassen, damit er noch trauriger wird!« rief Tiberius.
    Machtlos breitete Nero die Hände aus.
    »Das hat er ganz allein gemacht, weißt du.«
    »Und du, hast du heute wenigstens etwas Nützliches angestellt? Das, was wir ausgemacht hatten?«
    »Habe ich, Tiberius. Ich habe das entwürdigende Gewand des von Taverne zu Taverne ziehenden Legionärs angelegt. Ich habe die Spur meiner Opfer von Straße zu Straßeverfolgt. Und obwohl ich dick bin, habe ich mich nicht verraten.«
    »Und?«
    »Ruggieri hat zwei Männer zum Vatikan geschickt, sonst ist weiter nichts passiert. Bist du dem Sonderbeauftragten gefolgt?«
    »Ja. Einstweilen gibt es nicht allzu viel Anlaß, sich Sorgen zu machen. Aber Vorsicht, der Typ scheint intelligent zu sein. Sehr intelligent.«
    »Sehr?« fragte Claudius.
    »Sehr.«
    »Wie sieht er aus?«
    Tiberius zuckte mit den Achseln.
    »So eine Art Unbeugsamer«, sagte er. »Ich weiß nicht … Ich kenne mich mit Unbeugsamen nicht gut aus. Zwischen Fünfundvierzig und Fünfzig. Sicher gefährlich. Ich weiß nicht, ob wir ihm lange standhalten können. Aber theoretisch ist der Typ gekommen, um Wellen zu vermeiden, nicht, um welche zu schlagen. Claudius, weißt du, was wir mit dir machen?«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte Claudius. »Sobald ich rede, kommen mir die Tränen. Was machen wir mit mir?«
    »Wir päppeln dich ein bißchen auf«, schlug Nero vor.
    Tiberius strich Claudius die nassen Locken aus der Stirn.
    »Wir bringen dich wieder auf die Beine, machen dich schön, und dann gehen wir Laura abholen.«
    »Laura … stimmt ja. Sie kommt …«
    »Erhebe dich, Kaiser. Bring deine Jacke in Ordnung. In einer Stunde ist sie da, bestimmt braucht sie dich.«
    »Ganz gewiß«, bemerkte Nero.
    Claudius betrachtete sich in einem Spiegel, wischte sich übers Gesicht, zog die Krawatte fester.
    »Tiberius, kann ich allein gehen, ich meine, kann ich ohne dich hingehen?«
    »Er ist nicht umsonst

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