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Im Schatten des Palazzo Farnese

Im Schatten des Palazzo Farnese

Titel: Im Schatten des Palazzo Farnese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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würden?«
    »Nur noch ein Wort. Ich hatte Gründe, einen römischen Verleger und regelmäßigen Benutzer der Vaticana – sein Name spielt keine Rolle – zu verdächtigen, daß er sich an unveröffentlichten Skizzen vergriffen hat. Ich habe ihn amspäten Nachmittag aufgesucht. Ein dicker, ziemlich dämonischer Kerl. Aber ich habe nicht den geringsten Grund, anzunehmen, er sei persönlich Risiken eingegangen und habe in der Vaticana gestohlen. Die unveröffentlichte Zeichnung, die mich beunruhigte, ist ganz legal aus einer Privatsammlung erworben worden, er hat mir den Beweis dafür vorgelegt. Behalten wir es im Gedächtnis, aber meiner Ansicht nach ist diese Fährte nicht gut. Eine solche Manuskriptgeschichte ist keine Sache für einen Dicken.«
    »Wie können Sie so etwas sagen? Das ist völlig unsinnig.«
    »Macht nichts.«
    »Neigen Sie immer noch zu der Theorie von dem Dieb, der Valhubert zur eigenen Sicherheit ermordet?«
    »Im Augenblick ja. Und Sie?«
    »Ich gehe jetzt schlafen.«
    Richard Valence ging zu Fuß ins Hotel zurück, weil ihm plötzlich zu unwohl war, um einen Wagen zu nehmen. Er lehnte Ruggieris Angebot, ihn zurückzubringen, ab. Er hatte genug von Ruggieri. An diesem Abend erschien ihm Rom von einer grenzenloser Traurigkeit, und er verstand nicht, warum. Er hatte verschwommene Bilder im Kopf, die ihn schmerzten, er konnte sie nicht benennen und daher auch nicht zügeln, und vor allem wußte er nicht, wie er es anstellen sollte, sie loszuwerden. Fast im Laufschritt kam er im Hotel an. Die Atemlosigkeit schien ihm gut zu tun. Als er sich hinlegte, ging es ihm besser. Am nächsten Morgen war es vorbei.

15
    Monsignore Lorenzo Vitelli kam früh in den Vatikan. Etwas hatte ihm die ganze Nacht keine Ruhe gelassen. Die Bibliothek lag noch wie ausgestorben da, nur Maria hatte bereits damit begonnen, Karteikarten zu sortieren. Sie schien heute nicht in bester Form zu sein. Der Bischof inspizierte die Regale und sah lange im Benutzerbuch die Einträge der letzten Monate durch.
    Als er wieder in seinem Büro war, rief er Richard Valence an. Ein Hotelangestellter antwortete ihm, Signor Valence sei noch nicht heruntergekommen, ob man ihn wecken solle?
    »Nein«, erwiderte Vitelli.
    Doch. Er hätte ihn wecken lassen sollen, es war bereits zehn Uhr. Allerdings hatte er kein Bedürfnis, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Sicher, es war absurd, aber Vitelli legte wieder auf. Richard Valence hatte etwas an sich, was ihn gefährlich machte und was Vitelli sich nicht erklären konnte; und selbst wenn er den Mann nicht im geringsten fürchtete, mochte er doch auch keine unnötige Gewalt. Abgesehen von dieser leichten Befangenheit gefiel ihm dieser Valence, er gefiel ihm sogar sehr. Vor allem war Vitelli froh darüber, daß er es ihm ersparte, offiziell mit der Polizei verhandeln zu müssen. Er mochte sich einfach nicht vorstellen, wie er jeden Tag bei der Polizei erschien, um seine tägliche Denunziation abzuliefern. Mit Valence waren die Dinge weniger brutal. Bei einer Beratung im Kreise einiger Amtsbrüder am Tag zuvor, bei der man natürlichauch auf die Diebstähle zu sprechen gekommen war, hatte Skriptor Prizzi gesagt, man dürfe in dieser Angelegenheit nicht allzu große Skrupel haben: ihnen übermäßige Bedeutung beizumessen käme Selbstkasteiung und flagellatorischer Eitelkeit nahe, die wiederum die Gefahr mystischen Dünkels in sich berge. Skriptor Prizzis Reden konnten ermüdend sein.
    Gegen elf Uhr gelang es Vitelli schließlich, mit Valence zu sprechen. Ob er wohl so bald als möglich in den Vatikan kommen könne?
    Gerade als er auflegte, betrat Tiberius das Büro.
    »Du könntest wirklich anklopfen, bevor du hereinkommst, Tiberius«, mahnte der Bischof. »Setz dich. Wie geht es Claudius?«
    Tiberius verzog lange das Gesicht.
    »Ich verstehe«, bemerkte Vitelli.
    »Ich habe ihn heute morgen nur kurz gesprochen. Aber ich kann mir vorstellen, daß das Wiedersehen mit Laura gestern abend ihm gut getan hat. Meinen Sie nicht?«
    »Manchmal ist es schlimmer, wenn man zu zweit weint. Hat sie wieder dasselbe Zimmer im ›Garibaldi‹ genommen?«
    »Ich glaube schon.«
    »Denkst du, sie braucht mich, oder meinst du, es ist ihr lieber, ein Weilchen allein zu bleiben? Ich gestehe, ich weiß nicht recht, was ich tun soll.«
    »Ich gehe gleich zu ihr. Sie wird mit ihrer Aussage fertig sein. Ich rufe Sie dann an und sage Ihnen, ob ich sie distanziert oder herzlich fand. Bei ihr kann man das nie

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