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Im Schatten des Palazzo Farnese

Im Schatten des Palazzo Farnese

Titel: Im Schatten des Palazzo Farnese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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durchs Haar.
    »Tiberius, mein Großer, was hältst du davon, wenn du uns etwas zu trinken bringen würdest?« sagte sie. »Und zu essen? Was habt ihr heute gegessen? Tiberius, was ist los?«
    Tiberius ließ ein paar Eiswürfel in ein Glas fallen.
    »Uns hat ein Mann aufgesucht, Laura«, sagte er und verzog das Gesicht. »Ein Sondergesandter der französischen Regierung, einer ihrer besten Juristen, so scheint es. Weil Édouard Valhubert durchdreht, hat dieser Mann den Auftrag,die Ermittlungen der italienischen Polizei unter Kontrolle zu bringen, seine eigenen Schlüsse zu ziehen und eine Entscheidung in der Sache zu fällen, ob gerecht oder nicht, ist ihnen egal. Wichtig ist allein die Sicherheit von Édouard Valhubert, der Unke.«
    »Warum nennst du ihn die Unke?«
    »Weil ich beschlossen habe, daß Minister Édouard ein Gesicht hat wie eine Unke. Er hatte es übrigens schon lange bevor er Minister wurde. Findest du nicht, daß er ein Unkengesicht hat?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte Laura. »Du bist komisch. Was tut das zur Sache?«
    »Vorsicht«, warf Nero ein, »bemühen wir uns um Präzision: Gelbbauchunke oder Rotbauchunke?«
    »Gelb, absolut gelb, wie eine Zitrone«, bemerkte Tiberius.
    »Zitrone ist gut«, bemerkte Nero.
    »Ihr kotzt mich an«, rief Claudius. »Tiberius, du hast Laura gerade von dem Sondergesandten erzählt, rede bitte weiter.«
    »Gut. Er ist also hier, um Inspektor Ruggieri, den du gestern abend im Leichenschauhaus gesehen hast, unter Kontrolle zu bringen. Normalerweise hat ein Mann mehr oder ein Mann weniger keine große Bedeutung. Aber dieser Mann hier ist eben nicht normal, Laura. Selbst Nero, der alle Welt außer sich selbst gewöhnlich findet, muß das zugeben. Von Anfang an fürchte ich ihn, folge ich ihm, versuche ich ihn zu packen. Es gelingt mir nicht. Sobald du es mit ihm zu tun kriegst, begreifst du, was da zu befürchten ist. Die erste wichtige Vorsichtsmaßnahme ist, dafür zu sorgen, daß er sich setzt. Er ist sehr groß, stark, hat unheimlich viel schwarzes Haar und ein sehr weißes, schönes Gesicht. Doch, Nero, ein schönes Gesicht. In diesem Gesicht liegt etwas Unbezähmbares, was nicht gerade beruhigend wirkt. Er hat sehr helle, schöne Augen – um die ihn Nero übrigenswahnsinnig beneidet –, derer er sich bedient, um andere zu unterwerfen. Das muß ein lang erprobter Trick von ihm sein. Der Trick mit dem Blick, der einen nicht losläßt. Es funktioniert wahrscheinlich ziemlich oft. Vorhin hat er versucht, Claudius damit zu unterwerfen. Nero hat natürlich nicht das geringste bemerkt, aber Nero ist sehr speziell, der ist kein gutes Beispiel. Du, Laura, wirst es bemerken.«
    »Entschuldige, aber ich habe es sehr wohl bemerkt«, erklärte Nero.
    »An dem Tag, an dem du bemerkst, daß die Welt sich ganz einfach dreht und daß Menschen auf ihr leben, wird dir diese Erkenntnis wie ein Block in den Nacken fallen. Eigentlich hast du keinen Grund zu der Annahme, daß es Laura Vergnügen bereitet, dich hier halb nackt vor sich zu sehen. Solange das nicht geklärt ist, könntest du ein Hemd anziehen. Oder eine Hose, warum nicht sogar eine Hose?«
    »Wie unfreundlich«, erklärte Nero seufzend und stand mühsam auf.
    »Außerdem«, fuhr Tiberius fort und reichte Laura endlich ein Glas, »hat dieser Mann bereits allerhand herausgefunden. Er hat deine Tochter entdeckt und schon fast herausgefunden, daß Henri bestimmt nicht nach Rom gekommen ist, um den Michelangelo zu jagen, sondern um Gabriella zu stellen. Er weiß auch, daß wir alle, außer Henri, Bescheid wußten, und das findet er häßlich. Er ist überzeugt, daß Henri, kaum wäre er wieder in Paris gewesen, die Scheidung eingereicht hätte, daß dir sein Geld verloren gegangen wäre, und Gabriella damit natürlich auch, und so weiter. Bald wird er sicher auch wissen, daß du mir Geld gibst, um hier mit Nero zu leben. Auch das wird er bestimmt sehr häßlich finden. Er wird das alles miteinander verknüpfen, suchen und versuchen zu überzeugen. Die Fähigkeiten dazu hat er, das kannst du mir glauben. Und du weißt so gut wie ich, wie gefährlich das werden kann.«
    »Warum gefährlich?« fragte Nero.
    »Nichts«, erwiderte Tiberius und schwenkte sein Glas.
    »Doch«, sagte Nero.
    »Es gibt nichts«, wiederholte Tiberius.
    Er stellte sich hinter Laura und legte ihr die Hände auf die Schultern.
    »Du mußt bei dem Typen wirklich aufpassen. Wenn du kannst, sorg dafür, daß er sich hinsetzt und du seine Augen nicht siehst,

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