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Im Schatten des Palazzo Farnese

Im Schatten des Palazzo Farnese

Titel: Im Schatten des Palazzo Farnese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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auch wenn das nicht gerade leicht ist.«
    »Ich habe ihn schon mal angesehen«, sagte Laura. »Er heißt Richard Valence.«
    »Hat er dich schon verhört? Gestern abend im Leichenschauhaus?«
    »Nein. Da war er gar nicht.«
    »Dann also heute morgen, gemeinsam mit den Bullen? Hast du heute mit ihm gesprochen?«
    »Beinahe. Aber zu der Zeit, als ich mit ihm gesprochen habe, war er nicht wirklich unbezähmbar. Nur in bestimmten Momenten. Das war vor zwanzig Jahren. Komisch, nicht?«
    »Scheiße«, kommentierte Tiberius.
    Laura begann schallend zu lachen und hielt ihm ihr Glas hin. Es ging ihr besser.
    »Schenk mir noch eins ein, Großer. Und bring mir ein Stück Brot oder irgendwas. Ich habe Hunger, weißt du.«
    Tiberius holte die Flasche zurück, die seltsamerweise wieder bei Nero gelandet war. Claudius schoß wie ein Pfeil davon, um etwas gegen Lauras Hunger zu suchen.
    Schweigend aßen sie eine Weile.
    »Ich habe ihn früher mal gut gekannt«, fuhr Laura fort. »Aber nicht lange.«
    »Ich frage mich, ob das etwas ändert. Ich glaube, es ändert nichts.«
    »Vielleicht nicht.«
    Laura leerte langsam ihr Glas. Nero hatte Musik angemacht, und Claudius nickte von Zeit zu Zeit ein.
    »Er ist traurig«, sagte Laura leise und deutete auf Claudius. »Sehr, sehr traurig wegen seines Vaters.«
    »Natürlich«, erwiderte Tiberius. »Aber mach dir keine Sorgen, ich passe auf ihn auf. Und du? Bist du traurig wegen Henri?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich sollte Ja sagen, aber im Grunde weiß ich gar nichts mehr.«
    »Und doch bist du in diesem Augenblick traurig, wenn auch wegen etwas anderem. Ganz entschieden sind hier alle traurig.«
    »Ich nicht«, knurrte Nero.
    Laura küßte Claudius, ohne ihn zu wecken, und nahm ihren Mantel.
    »Du bist wegen etwas anderem traurig«, wiederholte Tiberius hartnäckig und blickte nicht auf.
    »Ich geh zurück ins Hotel«, murmelte Laura. »Begleite mich ein Stück, wenn du magst.«
    Nero streckte ihr schlaff die Hand hin.
    »Amüsiert euch schön, ihr beiden«, sagte er.
    Schweigend gingen Laura und Tiberius die Treppe hinunter. Tiberius fühlte sich befangen. Das passierte ihm nicht oft mit ihr.
    »Wir tragen beide Schwarz«, sagte er, als sie draußen waren. »Das sieht merkwürdig aus.«
    »Ja«, bemerkte Laura.
    Sie ging langsam, und Tiberius faßte sie um die Schulter.
    »Ich erzähl dir das mit Richard Valence«, sagte sie.
    »Ja«, erwiderte Tiberius.
    »Es ist eine ziemlich dumme Geschichte.«
    »Ja.«
    »Trotzdem kann sie traurig sein.«
    »Stimmt. Bist du jetzt urplötzlich traurig, obwohl du nicht die Absicht hattest, aber gar nicht anders kannst?«
    »So ist es. Es ist keine echte Traurigkeit, eher wie ein schmerzliches Schulterzucken, verstehst du?«
    »Erzähl mir diese traurige Geschichte.«
    »Ich habe Richard Valence bei einem Aufenthalt in Paris kennengelernt, als ich Henri noch nicht kannte. Wie soll ich es dir sagen, ohne daß es allzu blöd klingt?«
    »Völlig egal. Sag es mir ganz normal, so wie es war.«
    »Du hast recht. Ich liebte nur ihn, und er liebte nur mich. Eine ungewöhnliche Liebe. Ein Privileg. So. Was könnte ich noch darüber sagen?«
    »Stimmt, eine ziemlich bescheuerte Geschichte. Warum hat er dich verlassen?«
    »Woher weißt du, daß er es war, der gegangen ist?«
    Tiberius zuckte mit den Schultern.
    »Es stimmt jedenfalls, er war es, der nach ein paar Monaten gegangen ist. Keiner weiß genau, wieso. Er ist gegangen, das ist alles. Zugegeben, unser Leben war ziemlich anstrengend.«
    »Ich verstehe. Was hast du getan, als er gegangen ist?«
    »Ich glaube, ich habe geschrien. Vorbei das Privileg. Vorbei das Wunder. Ich glaube auch, ich habe jahrelang an ihn gedacht. Ich glaube.«
    »Aber du hast Henri geheiratet.«
    »Das ändert nichts. Übrigens habe ich danach nicht mehr an ihn gedacht, es war vorüber. Aber trotzdem, als ich ihm heute abend begegnet bin …«
    »Hat dich das berührt. Das ist normal. Das geht vorbei.«
    »Es geht bereits vorbei.«
    »Du wirst sehen, wie er ist. Entweder täusche ich mich, oder der Typ respektiert niemanden, vielleicht nicht einmal dich, Laura. Lorenzo hat denselben Eindruck. Lorenzo macht sich Sorgen wegen Gabriella. Er hat mich angerufen,er fürchtet Ärger. Übrigens hat er recht, denn es gibt noch etwas, was ich dir nicht gesagt habe: Gabriella war an dem fraglichen Abend auf der Piazza Farnese und hat es keinem von uns gesagt.«
    »Hast du eine Erklärung dafür?«
    »Nein.«
    Schweigend gingen sie das letzte

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