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Im Schatten des Palazzo Farnese

Im Schatten des Palazzo Farnese

Titel: Im Schatten des Palazzo Farnese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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gut kennt. Halten Sie mich auf dem laufenden.«
    »Was hast du beobachtet, Tiberius?« fragte Valence.
    »Die Fesseln der vorübergehenden Frauen.«
    »Interessiert dich das?«
    »Sehr.«
    »Verfolge mich bis zum Hotel. Ich erzähl dir, was sich da oben tut.«
    Valence machte beim Gehen nie eine unnötige Bewegung mit seinem großen Körper. Das hatte Tiberius begriffen. Diese kraftvolle Mechanik, die ihm anfangs bedrohlich und feindselig erschienen war, begann ihn zu verführen. Um so wachsamer mußte er jetzt sein.

27
    Als Tiberius nach Hause kam, hatten Claudius und Nero bereits zu Abend gegessen, auch wenn es erst sieben Uhr war. Es lief Musik, und Nero tanzte langsam mit großen, übertriebenen Gesten, wobei er weite Kreise um Claudius zog, der zu schreiben versuchte.
    »Du arbeitest?« fragte ihn Tiberius.
    »Ich schreibe das Libretto einer maßgeschneiderten lyrischen Oper für Nero, der beschlossen hat, ein Ballerinenfürst zu werden.«
    »Wann hat ihn das gepackt?«
    »Vor dem Abendessen. Und es hat ihn hungrig gemacht.«
    »Worum geht es in dieser Oper?« fragte Tiberius.
    »Ich glaube, sie wird dir gefallen«, erklärte Nero und hielt in einer schmachtenden Bewegung inne. »Sie erzählt die Verwandlung eines schlichten, in einen Stern verliebten apathischen Geistes in eine homosexuelle Kröte.«
    »Wenn euch das glücklich macht …«, bemerkte Tiberius.
    »Nicht unbedingt«, sagte Nero. »Aber es beschäftigt uns. Du verschwindest ohne Erklärung, und die Bibliothek war in Erinnerung an das Heilige-Gewissen-mit-der-aufgeschlitzten-Kehle den ganzen Tag geschlossen. Also, was kann man da anderes tun als tanzen?«
    »In der Tat«, bemerkte Tiberius.
    »Hast du dich heute nützlich gemacht?« fragte Claudius.
    »Ich habe Richard Valence nicht aus den Augen gelassen.«
    »Das ist nicht anständig«, trällerte Nero.
    »Valence späht Laura weiter aus, das weiß ich«, sagte Tiberius. »Ich glaube, er wird versuchen, ihr auch den Mord am Heiligen-Gewissen anzuhängen. Aber solange ich an ihm dranbleibe, verliert er Zeit und verneble ich ihm den Geist.«
    »Das sagt man so«, meinte Nero. »In Wahrheit ist es nichts anderes als ein Vorwand, dich im hellen See seines blauen Blicks zu suhlen, dessen schillernde Wasser deine zarte Seele verzaubern.«
    »Nero, du nervst. Sie sagen jetzt, die beiden Verbrechen könnten tatsächlich in Zusammenhang mit dem Michelangelo stehen«, fuhr Tiberius fort. »Trotzdem bin ich mir sicher, daß sie sich täuschen. Aus Archiven zu stehlen ist eine Sache, zwei Menschen zu ermorden eine andere. Das sind zwei ganz verschiedene Geschäfte, oder?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Claudius.
    »Er kann überhaupt nicht mitreden«, erklärte Nero. »Kaiser Claudius hat sich jämmerlich ermorden lassen.«
    »Ich werde euch eine Person beschreiben, und ihr sagt mir, ob sie euch an jemanden erinnert«, fuhr Tiberius fort. »Es handelt sich um einen Mann, der sich heute nachmittag beim Ermordeten-Heiligen-Gewissen Einlaß verschafft hat, um dort etwas zu suchen. Hier die Beschreibung des Nachbarn, so wie Richard Valence sie mir wiederholt hat.«
    »Hör auf, herumzukreiseln, Nero«, sagte Claudius. »Hör Tiberius zu.«
    Tiberius versuchte, genau zu rekonstruieren, was ihm Valence über den bebrillten Besucher gesagt hatte.
    »Und du willst, daß diese Beschreibung, die nicht mal eine ist, uns an jemanden erinnert?« fragte Claudius. »Das könnten Tausende von Leuten sein.«
    »Könnte es auch eine Frau sein?« fragte Tiberius.
    »Es könnte irgend etwas und von jedwedem Geschlecht sein. Brille, alter Anzug – was sollen wir daraus machen?«
    Nero massierte sich die Arme mit einem stinkenden Öl.
    »Nero!« rief Tiberius. »Kannst du nichts dazu sagen?«
    »Zu einfach«, murmelte Nero verächtlich. »Ein Schülerrätsel. Es bereitet nicht mal Vergnügen. Und wo es kein Vergnügen gibt …«
    »Denkst du an etwas?« fragte Claudius.
    »Claudius, du weißt genau, daß ich niemals denke«, entgegnete Nero. »Wie oft muß ich dir das wiederholen? Das ist vulgär. Ich sehe, das ist alles.«
    »Also: Siehst du etwas?«
    Nero seufzte, goß sich einen dünnen Strahl Öl auf den Bauch und verrieb ihn matt.
    »Ich sehe«, sagte er, »daß ich selbst Linkshänder bin, eine sinistre Veranlagung, und trotz allem zum Grüßen meine rechte Hand benutze. Linkshänder zu sein bedeutet nicht, rechter Hand amputiert zu sein. Linkshänder grüßen alle mit der rechten Hand. Das erleichtert die gesellschaftlichen

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