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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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beschäftigen. Dann wurden die Türen und Fenster verschlossen, damit sie von dem zu erwartenden Spektakel so wenig wie möglich mitbekamen. Eric bat Edward, zur Sicherheit bei ihnen zu bleiben. »Sobald eine von ihnen anfängt, Mätzchen zu machen, beruhigen Sie sie. Ist mir egal, wie Sie es anstellen, aber seien Sie nicht grob, Edward, ja? – Wenn sie bocken und herauswollen, gehorchen sie nur dem Herdentrieb.«
    »Ich passe auf, Master Eric.«
»Gut, gut. Wir werden jetzt erst mal Excalibur aus der Koppel lassen.« Eric öffnete das Tor und blieb stehen.
    Excalibur trabte mit hohen federnden Sprüngen auf ihn zu, bis er unvermittelt vor ihm stand. Emily, die sich dicht an Erics Seite gehalten hatte, wich hinter den Schutz des hohen Zaunes zurück, als der Hengst sich unbeirrt in gleichmäßigem Tempo näherte.
    »Ich verstehe nicht, wie Sie seine Nähe aushalten können«, wisperte sie aus ihrem Versteck. »Er ist groß wie ein Haus! So gewaltig! Ein Hufschlag, und Sie sind nicht mehr!«
    Eric strich lächelnd über das von vielen kleinen Narben gezeichnete Fell des Roten. »Höre, Majestät«, sagte er leise. »Ich stelle mir das Ganze nicht gar so kompliziert vor. Wir lassen die Stuten jetzt aus den Boxen – nicht alle, weil wir einige von ihnen brauchen, also mußt du dich nicht sorgen. Resistance wird die übrigen führen, und du treibst sie von hinten. Und«, er hob eine Hand, und der Hengst spitzte die Ohren noch straffer, »du sorgst dafür, daß es keine Rangelei gibt. Wir wollen keine Aufregung. Wenn ihr aus diesem Tal heraus seid, gehören sie wieder dir. Doch solange ihr hier seid, trage auch ich Verantwortung.« Eric legte die flache Hand auf die Stirn des Hengstes, als etwas wie eine kalte Hand ihn plötzlich zu greifen schien, etwas wie eine Vorahnung. Er schauderte, und das Schaudern wiederholte sich unter dem dünnen roten Fell des Hengstes und ließ die Hufe unruhig zucken.
    »Also los, wir haben keine Zeit zu verlieren. – Emily, würden Sie Resistance aus der Box lassen?«
Eine nach der anderen traten die Stuten auf die Stallgasse, wurden zum Ausgang geleitet, wo sie einen Augenblick stehenblieben, geblendet vom hellen Tageslicht, um dann zögernd, als sollten sie über eine Verladerampe mit dem Kopf voran gehen, auf den Hof zu treten. Excalibur schien überall zugleich zu sein. Er schob und drängte sie in einem dichten Pulk hinter Resistance zusammen, die ihre vorderste Position mit Schnappen und Schlagen gegen jede Stute verteidigte, die versuchte, sich vor sie zu setzen. Es gab keinerlei Aufregung. Verließ eine Stute den Stall, wurde sie von Excalibur in Empfang genommen, bevor sie sich noch recht orientiert hatte, zu den anderen geschoben und mit einem kleinen mahnenden Biß in Hals oder Schenkel daran erinnert, wer ihr Herr war. In weniger als zehn Minuten war die Herde versammelt wie ein Regiment, ordentlich aufgereiht, aufmerksam und diszipliniert.
»Türen schließen!« kommandierte Eric. Er hörte bereits, daß Solitaire in ihrer Box zu rascheln begann, ahnend, daß sie zurückgelassen werden sollte.
»Das nenne ich eine großartige Arbeit von Mann und Hengst«, murmelte Grandpa. Seine Hand legte sich auf Erics Schulter.
»Nicht doch, Sir. Excalibur tut ja die ganze Arbeit. Er und Resistance.«
»Nay, junger Mann. Es ist das erste Mal, und es schmerzt mich, das zugeben zu müssen, daß die Stuten so geordnet den Stall verlassen. Normalerweise war's so was wie ein Rodeo. Excaliburs Vorgänger waren ihm ähnlich; ich hab nie mit ihnen fertig werden können, und auch Everett nicht, als er meinen Platz einnahm. Und mit dem Roten hatte er's ganz und gar nicht, da hat Louise schon recht. – Er macht jetzt vielleicht die Arbeit, junger Mann, aber Sie sind's, der ihn leitet. Hätte nicht geglaubt, daß ich so was auf meine alten Tage noch mal zu sehen kriege.«
Grandpa wich zurück, als der Hengst einen kurzen, steilenden Zirkel auf den Pflastersteinen beschrieb und auf sie zusegelte. Er blieb in Erics Nähe stehen und wandte ihm den Kopf zu. Seine Flanken bebten nach der schweren Arbeit. Er senkte den Kopf und scharrte heftig auf dem Pflaster. – Es war die stolze Art eines Wildlings, um etwas zu bitten.
Eric mußte lächeln, trat die zwei Schritte näher und strich sanft über den mächtigen Hals. Der Hengst schnaubte tief. »Das gefällt dir, nicht? Ich glaube, du hast das noch lieber als Hafer.« Ohne nachzudenken, zog er sein Flanellhemd aus und rieb Excaliburs Gesicht und Hals mit

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