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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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auch ein persönliches Interesse.«
»Das hat er immer«, brummte Turner. »Er verliebt sich pausenlos.«
Eric errötete und kam sich kindisch deswegen vor.
»Sir Simon, ich habe ihm Solitaires erstes Fohlen versprochen, wenn es ihm gelingt, sie fügsam zu machen.«
»Oh!« Der kleine Laut war eine Mischung aus dem letzten Pfeifen eines mitten aus dem Flug abgeschossenen Vogels und der blasierten Unterkühltheit eines Berufsspielers, der seinen Einsatz verloren hat. Turner starrte auf den Teppich. »So ist das«, setzte er nach einiger Zeit hinzu. »Tja, scheint so, als wär der Pferdehandel auch nicht mehr das, was er mal war. Früher galt der Handschlag so gut wie ein unterzeichneter und besiegelter Vertrag.« Er hob den Kopf und sah Emily fest in die Augen. Sein Gesicht war sehr weiß. »Ich habe Eric freigegeben, damit er hierherkommen konnte. Er hatte genug mit den sieben Pferden zu tun, von denen sechs jetzt auf ihn warten – und ich habe mein Gestüt geradezu sträflich vernachlässigt, weil ich dabeisein wollte, wenn sie wieder zugänglich ist. Ich wollte ein wenig Vorfreude auf dieses Fohlen. Sie wissen, wieviel mir an dieser Blutlinie liegt. Die Emirate geben diese Schätze nicht leicht her, abgeschottet, wie sie sich halten. Es ist mir immer noch ein Rätsel, wie Everett an dieses Fohlen kommen konnte. Wenn ich den Trick kennen würde, säße ich schon heute im Flugzeug und würde versuchen, auch einen solchen Schatz zu bekommen. – Ein unverfälscht, völlig rein gezogener Saqlawi-Araber!« Für Turners Verhältnisse war dies eine geradezu unanständig lange und offene Rede. Er mußte sehr tief getroffen sein.
»Sir Simon, mein Handschlag gilt! Sie werden das nächste Fohlen bekommen. Doch dieses – verstehen Sie, ich mußte Eric etwas anbieten, von dem ich wußte, daß er es sich mit aller Kraft wünscht, sonst wäre er gegangen, und die Stute wäre immer weiter so wild gewesen und hätte niemandem genützt! Ich wußte, daß Geld keinen so starken Anreiz haben könnte.«
»Da kennen Sie ihn ja ganz gut, scheint's, und ich kann mir jetzt auch denken, woher.«
»Wie meinen Sie das?«
Er lächelte müde. »Ich bin nicht blind, Emily. Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, als er Excalibur zum ersten Mal geritten hat, an das darauffolgende Mittagessen, und an das, was Ihre Hand während dieses Essens tat.« Er blickte zu Eric. »Hübscher, strammer Bursche. Ich kanns Ihnen nicht verdenken. – Aber einen Handschlag beim Pferdehandel zu ignorieren ...«
In der klebrig-kalten Stille, die sich darauf im Raum ausbreitete, stand er auf, reckte sich hoch und verließ sehr aufrecht den Raum.
    »Sie essen ja nicht, Eric!«
    Er war im Cottage der Hickmans und hockte unglücklich vor dem großen Küchentisch. Claire hatte zum Tee herrliche Sandwiches zubereitet: selbstgebackene, noch heiße große Brötchen, dick gebuttert und mit Schinken und Käse und Tomatenscheiben und Salatblättern belegt. »Möchten Sie lieber Huhn? Oder Ei? Oder lieber etwas Süßes? Ich habe da einen –«
    »Nein, Claire, vielen Dank. Ich denke, ich werd jetzt mal nach Lance sehen.«
Er schlenderte die staubige kleine Dorfstraße hinunter. Seltsam, daß seine Schritte so schwerfällig waren. Auch seine Schultern wollten sich nicht aufrichten.
Eigentlich war es nicht seltsam. Das Bewußtsein, einen anderen verraten, ihm in den Rücken gefallen zu sein, brennt einem anständigen Menschen die Seele aus.
Nur – bisher hatte er es nicht als Verrat angesehen, sich nach Solitaires Fohlen zu verzehren und noch einmal alles dafür zu wagen. Es hatte erst begonnen, den Geschmack von Verrat zu bekommen, als er den Schmerz in Turners Augen gesehen hatte. Er hätte es sich doch denken können – dieser Feuereifer, mit dem er sich über jede Vernunft hinwegsetzte an jenem Abend, als Eric Emily Fargus zum ersten Mal begegnet war An diesem Abend hatte sie Turner wahrscheinlich Solitaires Fohlen versprochen. Turner mußte dieses Fohlen ebenso begehren wie er; er war mit hierhergekommen, obwohl er von der Großartigkeit der Landschaft nur »jede Menge Hügel und Schafe« im Gedächtnis bewahrt und sich gelangweilt hatte. Und auch sein Verschwinden sprach Bände. Er tat das nur, wenn ihn etwas drückte, das ihm wirklich wichtig war. »Ich bin nicht blind, Emily« ... Eric wollte nicht an die nachfolgenden Worte denken. Aber er konnte es Turner nicht verübeln, daß er seine Schlußfolgerungen gezogen hatte ...
    Sir Lancelot segelte mit weiten Tritten auf

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