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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Kahi
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Beamtenbeleidigung verklage oder Ihnen gleich hier und jetzt Ihr dämliches Maul stopfe.»
    * * *
    Patrick Unold unterdrückte ein Gähnen. «Sie wollen tatsächlich zu diesem alten Schreckgespenst, wie Simone Morton sie genannt hat? Um diese Zeit?»
    «Ist alles mit der Staatsanwaltschaft abgesprochen, während Sie mit dieser Arslan geschäkert haben.» Beinahe liebevoll tätschelte Geigy sein Smartphone, bevor er es in die Kitteltasche gleiten liess.
    «Wir haben nicht geschäkert, wir haben geklärt, wer sich um Simone Morton kümmert, bis deren Schwester aus dem Tessin eingetroffen ist. In ihrem Zustand kann man die Frau jedenfalls nicht sich selbst überlassen.»
    «Wenn Sie den barmherzigen Samariter spielen wollen, schlagen Sie sich das gleich aus dem Kopf; es gibt Wichtigeres zu tun. Zuerst statten wir der alten Kägi von Gegenüber einen Besuch ab, dann gehen wir in die ASH und anschliessend ins Polizeikommando. Die Rechtsmedizin wird zwar noch nicht viel Neues haben, Gunnars Chaostruppe erst recht nicht, aber wir müssen dringend das weitere Vorgehen besprechen. Und da sind noch die Hunde von der Presse. Seit dem Inkrafttreten der neuen Strafprozessordnung ist die Medieninfo zwar primär Sache der Staatsanwaltschaft, doch ich kann bedeutend besser schlafen, wenn wir den Brüdern diesbezüglich auf die Finger schauen.»
    «Ich kann Sie beruhigen, die Rolle des barmherzigen Samariters übernimmt Saliha Arslan. Waren Sie eigentlich schon immer so menschenverachtend?»
    «Verschonen Sie mich mit Ihrem Gutmenschentum. Behalten Sie lieber die Fakten im Kopf.»
    Unold schnitt eine Grimasse. «So kompliziert sind die nun auch wieder nicht. Gemäss Simone Morton ist Margrit Kägi die Einzige, die über das wahre Geschlecht von Chris Morton Bescheid gewusst hat. Ausser dem Verwaltungsrat der ASH natürlich. Ich bin übrigens immer noch platt. So viel Aufgeschlossenheit hätte ich vom Zürcher Obdachlosenpfarrer Ernst Sieber erwartet, aber ganz bestimmt nicht vom Verwaltungsrat einer Schweizer Bank. Morton muss wirklich gut gewesen sein.»
    «Manche Menschen haben eben echt was auf dem Kasten. Die brauchen keinen einflussreichen Onkel im Hintergrund. Aber Sie waren ja bei den Fakten.»
    «Gütiger Himmel, Sie haben vielleicht eine Laune.»
    Geigy sagte nichts.
    «Am Sonntag hat Morton sich der Kägi gegenüber verschwatzt», nahm Unold den Faden wieder auf, «und ab Montag sind die Briefe eingetrudelt – zugegebenermassen eine seltsame, aber nicht unmögliche Koinzidenz. Drei an der Zahl. Einer pro Tag. Stets zu unterschiedlichen Zeiten. Manchmal vor, manchmal nach der offiziellen Post. Was aber nicht bedeuten muss, dass der Verfasser sie selbst eingeworfen hat. Er oder sie hätte sie auch einem Kurier übergeben können.»
    «Oder dem Osterhasen. Lassen wir das Mutmassen und schauen wir uns die Frau einmal an. Vielleicht wissen wir danach mehr.»
    «Ist es nicht noch etwas früh, um die Nachbarschaft zu befragen?»
    «Für Fragen ist auch halb sieben nicht zu früh», knarzte Geigy und hielt Unold das Türchen im Jägerzaun auf, der Haus und Garten der Fröhlichstrasse 16 umgab.

    Patrick Unold hasste geschlossene Räume. Sie nahmen ihm die Luft zum Atmen. Doch die winzigste Kiste war ein Ballsaal gegen die bigotte Enge in Margrit Kägis Haus. Seit die Alte sie ins Wohnzimmer geführt hatte, war sein Puls auf das Dreifache des normalen Wertes angestiegen. Der Druck in seiner Kehle war kaum mehr auszuhalten. Schweisstropfen sammelten sich auf seiner Stirn. Als das Rauschen in den Ohren einsetzte und Farbkleckse sein Gesichtsfeld durchtanzten, wusste er, dass er nicht länger warten konnte. «Bin gleich wieder da», stiess er hervor und stürzte unter dem gequälten Blick unzähliger Gekreuzigter auf den Flur hinaus und von dort zum Hauseingang. Nach Luft ringend riss er die schwere Eichentür auf, taumelte in den Garten und sog die frische Morgenluft in seine Lungen. Allmählich ebbte das Rauschen in den Ohren ab, und sein Blick klärte sich. Benommen ging er ins Haus zurück. Noch aber brachte er es nicht über sich, das Wohnzimmer wieder zu betreten. Stattdessen klammerte er sich haltsuchend an eine mit Schnitzereien verzierte Kredenz im Flur, auf der eine aufgeschlagene Bibel lag.
    Ein gleichmässiges Surren signalisierte ihm, dass er nicht länger allein war. «Ich habe Ihrem Partner gesagt, dass ich sehen will, wo Sie bleiben», sagte Margrit Kägi, als schulde sie Unold eine Erklärung für ihr plötzliches

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