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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Kahi
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Banker könnt er sich locker ’ne dicke Goldkette leisten. Und dazu ’ne Haldimann.»
    «Haldimann?» Schnarrenberger sah Nasser ratlos an.
    «Dieser Luxus-Uhrmacher aus Thun. Haste von dem noch nie gehört? Für 184’000 Franken kriegste ’ne Uhr, die die Zeit zwar misst, aber nicht anzeigt.»
    «Und wozu ist das Ding gut?»
    «Was weiss ich. Statussymbol halt.»
    «Eine Uhr ohne Zeitanzeige?» Iris Häuptlein lachte ungläubig.
    «Die Uhr könnt ihr vergessen», nahm Geigy den Bericht wieder auf. «Als Morton gefunden wurde, trug er eine stinknormale Swatch am Handgelenk. Und eine Kette oder sonstigen Schmuck hat Simone Morton nicht erwähnt. Iris, klärst du das nachher noch ab?»
    Häuptlein nickte und machte sich eine Notiz.
    «Kommen wir zum nächsten Punkt: Serienmord. Spontan fällt mir kein Fall ein, der ähnlich gelagert wäre wie unserer, darum halte ich das für nicht sehr wahrscheinlich. Nathalie, setz bitte einen deiner Leute darauf an. Sobald wir hier durch sind und eine genauere Vorstellung von der spezifischen Täterhandschrift haben, lass schweizweit checken, ob es Hinweise auf gleichartige Verbrechen gibt. Deine Leute sollen auf jeden Fall auch mit dem BKA Wiesbaden Kontakt aufnehmen. Vielleicht hat das Bundeskriminalamt was in ‹ V i CLAS ›, das zu unserem Fall passt. Morton hat lange genug bei der ‹Deutschen Unternehmenssparkasse› gearbeitet, um sich in Deutschland Feinde gemacht haben zu können. Ausschliessen lässt sich ein Wiederholungstäter aus Deutschland jedenfalls nicht a priori.»
    « V i CLAS ?» Unold sah ratlos in die Runde.
    «Das ‹Violent Crime Linkage Analysis System›», klärte Geigy ihn auf. «Eine Expertendatenbank, in der ausführliche Fallinformationen aus dem Bereich der schweren Gewaltkriminalität gesammelt werden. Morton ist, war immerhin CEO einer der bedeutendsten Schweizer Banken. Sobald die Boulevardpresse den Fall breitschlägt, hockt uns mehr oder weniger das ganze Land im Nacken. Da können wir unmöglich mit der kleinen Kelle anrühren und unsere Ermittlungen nur auf das Inland beschränken. Nathalie, die entscheidenden Parameter, die ihr im Auge behalten müsst, kennst du ja: Opferauswahl, Tötungsart, Ablageort der Leiche sowie – in unserem spezifischen Fall – die Frage, ob irgendwo eingeschnittene Ohren erwähnt werden. Findet sich was, das in all diesen Belangen mit dem, was wir haben, übereinstimmt, haben wir es vielleicht doch mit einem Serientäter zu tun. Die Kollegen in Wiesbaden arbeiten äusserst speditiv. In knapp vierundzwanzig Stunden sollte ihre Antwort vorliegen, und morgen Nachmittag erwarte ich deinen Bericht.»
    «Was, wenn wir es mit einer missglückten Entführung zu tun haben?», begann Unold nachdenklich. «Simone Morton hat ausgesagt, dass ihr Mann jeden Abend mehr oder weniger zur gleichen Zeit joggen ging und dabei immer denselben Parcours absolvierte. Ein allfälliger Entführer dürfte dies ohne Probleme ebenfalls herausgefunden haben.»
    «Und warum spannte er seinen Stolperdraht – wenn es denn einer war – ausgerechnet beim ‹Schlössli›, wo die Gefahr, von Passanten überrascht zu werden, unverhältnismässig gross ist?» Es war das erste Mal, seit die Besprechung begonnen hatte, dass sich der Staatsanwalt zu Wort meldete. «Sagte Simone Morton nicht, dass ihr Mann stets der Aare entlanglief? Der Uferweg wäre für eine Entführung doch geradezu prädestiniert.»
    «Vor allem aber: Warum hat der Täter die Entführung nicht durchgezogen? War er nicht abgebrüht genug?»
    «Unser Mann ist nicht abgebrüht genug, ’ne Leiche zu entführen, hat aber den Nerv, den Toten erst noch umständlich aufs Wasserrad zu legen, bevor er sich davonmacht. Sorry, Gilles, aber das ist lächerlich.» Nasser schob sich die Brille in die Stirn und sah seinen Kollegen kopfschüttelnd an. «Echt jetzt, diese Entführungstheorie ist Quatsch.»
    Geigy räusperte sich. «Quatsch oder nicht, wir müssen in alle Richtungen denken. Wir dürfen uns keinesfalls zu früh auf etwas festlegen und riskieren, Informationen und Hinweise zu übersehen, die nicht zu unseren Theorien passen.»
    «Scheuklappenermittlung würde man das sonst wohl nennen», liess sich Unold vernehmen.
    «Exakt. Und das können wir uns nicht leisten. Nicht in diesem Fall und auch in keinem anderen. Deshalb dürfen wir – obwohl ich meine Hand dafür ins Feuer lege, dass Thomas Sarasin, dass Sarasin …», Geigy rang um Fassung, «dass Sarasin mit dem Tod von Chris

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