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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Kahi
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«Das ist dieses verdammte Herz. Lange komme ich nicht mehr um einen Bypass herum.» Resigniert sank Gody Metzger noch etwas tiefer in seinen Stuhl.
    « Porca miseria , jetzt haben die schon wieder eine dieser Geldverschleuder-Studien durchgeführt. Die würden gescheiter den Verstand einschalten, als unsere Steuergelder zu verschwenden. Das, was die der Staatskanzlei empfehlen, um ihre Kommunikation zu verbessern, hätten wir gratis und franko sagen können, oder, Gody?»
    «Zeig mal her: ‹Aus publizistikwissenschaftlicher Sicht wird empfohlen, bestehende Informationskanäle auszubauen, bestehende neue Informationskanäle zu etablieren, Informationen nutzergerecht aufzubereiten sowie eine Imagekampagne in Betracht zu ziehen.›»
    «D-d-das steht da? I-i-in der ‹ AZ ›?»
    Vincenzo Bionda und Gody Metzger nickten unisono.
    «Sagt mal, kennt ihr den Typen?» Flora deutete mit dem Kinn auf den Dunkelhaarigen.
    «W-w-wieso sollten wir ihn kennen?»
    «Ihr wisst doh sonst auch immer alles, was in Aarau passiert.»
    «Wenn du damit andeuten willst, wir seien alte Tratschweiber, kannst du schauen, wie du zu deinen Informationen über den Schönling kommst. Von uns erfährst du kein Wort.» Grimmig verschränkte Hans-Jakob Käser die Arme vor der Brust.
    «Bitte, Köbi, ich will überhaupt nichts andeuten.» Floras Blick schweifte abermals zu dem Fremden. «Er sieht einfach verboten gut aus.»
    In diesem Moment hob der Mann den Kopf und nickte Flora zu. Lieber Gott, lass mich im Boden versinken, und zwar jetzt, flehte sie stumm.
    Wie gehetzt wandte sie sich ab, nahm wahllos eine Frucht aus dem grossen Korb neben der Saftpresse und begann, sie in kleine Stücke zu schneiden.
    « Porca miseria , dich hat’s aber erwischt.»
    «Stimmt.» Kurt Bretscher lächelte. «Zerhackte Banane mit Schale. Wenn das keine Liebe ist.»
    Floras Gesichtsfarbe wurde um etliche Schattierungen dunkler. «Mist, verdammter.» Hastig kippte sie die malträtierte Südfrucht in den Komposteimer. «Findet ihr ihn etwa nicht sexy?»
    «Also, ich weiss nicht. Zu wenig Busen, weisch.»
    «Das ist der Neue von der Kripo», murmelte Gody Metzger.
    Die andern, Flora inbegriffen, schauten ihn verblüfft an.
    «Was gafft ihr denn so? Lest ihr die Medienmitteilungen der Kantonspolizei nicht? Im Internet. Da stand’s drin. Mit Foto.»
    «Tut mir leid, wenn ich störe, aber könnte ich nochmals ein Kürbiskernbrotsandwich mit Tomaten haben?» Der Mann war aufgestanden und an die Theke getreten.
    «Flora, dein Adonis», flüsterte Hans-Jakob Käser und zwinkerte ihr zu.
    «I-i-ich glaube, wir gehen dann mal.»
    «Und denk dran: Erst schälen, dann schneiden.»
    «Idioten!» Kopfschüttelnd sah Flora den fünf Männern nach, die Richtung Obertor davonschlenderten.
    «Ein Kürbiskernbrotsandwich mit Tomaten bitte», wiederholte der Fremde seine Bestellung.
    Obwohl sie wusste, dass sie gleich wieder rot anlaufen würde, konnte Flora den Mann nicht länger ignorieren.
    «Kommt sofort.» Während sie für den Aufstrich den Tofu mit etwas Sojamilch, Öl, Zitronensaft und Salz aufschlug, brannte ihr der Blick des Fremden im Rücken. Nimm dich zusammen, ermahnte sie sich. Dennoch schwindelte ihr leicht, als sie das Kürbiskernbrötchen aufschnitt und die Tomate zerteilte. Wie durch ein Wunder blieben ihre Finger heil. Sie schaffte es sogar, die Brötchenhälften halbwegs appetitlich mit den vorbereiteten Zutaten zu belegen und mit Basilikum zu garnieren. «Das macht fünf Franken», sagte sie, als sie den Teller mit dem fertigen Sandwich auf die Theke stellte.
    «Sie sind entweder neu oder experimentierfreudig», sagte der Mann und schob Flora einen Fünfliber hin.
    «Experimentierfreudig?»
    «Ich meine nur, weil Sie den Aufstrich gezuckert haben.»
    «Gezuckert, sagen Sie.» Flora geriet ins Stottern. «Das … das … das mache ich immer so. Das … das … das verstärkt den Geschmack der Tomaten.»
    Der Mann lachte. «Sie müssen es ja wissen. Immerhin sind Sie die Spezialistin. Oder sind Sie etwa nicht die Besitzerin des Ladens hier?»
    «Doch, doch, die bin ich. Und wer sind Sie?»
    «Unold, Patrick Unold. Kripo Aargau.»
    Bevor Flora es verhindern konnte, hatte sich ihr Mund zu einem Grinsen verzogen. «’tschuldigung», sagte sie rasch – und platzte heraus.
    «Überlegen Sie sich gut, was Sie als Nächstes sagen.» Unold zupfte eine rot-weisse Herzchenserviette aus dem Spender, der neben seinem Teller auf der Theke stand. «Was meinen Namen angeht,

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