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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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geschrieben. »Ich hab gar nichts von dieser Stelle gewusst. Das glauben Sie mir doch?« Trotz Elizas Beteuerungen, sie wollte ihm helfen, fürchte Noah sich noch immer davor, dass sie ihn auslieferte.
    Diesmal war es Eliza, die Noah schockiert ansah, doch sie wusste, dass sie sich über sein Misstrauen nicht wundern durfte. »Natürlich glaube ich Ihnen, Noah.«
    Noah war nur wenig erleichtert.
    »Ich war verwirrt wegen Ihres Verhaltens, das gebe ich zu. Aber jetzt weiß ich, dass Sie so zögerlich waren, weil Sie Angst hatten, und das kann ich Ihnen nicht verübeln. Ich weiß, dass Sie schon einmal enttäuscht worden sind.«
    Noah nickte. Er wollte gern glauben, dass es nicht wieder geschehen würde, aber das konnte er sich nicht erlauben. Er hatte auf schmerzhafte Weise gelernt, dass er niemandem blind vertrauen durfte.
    »W as sollen wir jetzt tun?«, fragte er.
    Eliza dachte nach. »Als Erstes müssen wir Sie im Hanging Rocks Inn verstecken. Und wir sollten niemandem etwas davon sagen, was wir gesehen haben, ehe ich der Sache nicht auf den Grund gehen kann.«
    »Das können Sie nicht allein, Eliza. Es ist zu gefährlich«, sagte Noah besorgt.
    »Ich werde schon nichts Dummes tun, Noah. Aber ich will meine Tante nicht beunruhigen; deshalb müssen wir die Geschichte vorerst für uns behalten. Kleinstädte haben Ohren, wie meine Tante und ich bereits herausgefunden haben. Im Augenblick wissen nur Sie und ich davon, Noah, und das heißt, wir müssen einander vertrauen.« Sie hielt ihm die Hand hin. »Abgemacht?«
    Noah sah zögernd auf Elizas Hand. Er konnte es kaum glauben. Noch kein Weißer hatte ihm je die Hand dargeboten, nicht einmal John Ward, als sie vereinbart hatten, dass Noah seine Kunstwerke an ihn verkaufte. Noah war erstaunt, hatte aber auch Angst. Wenn er einschlug, erklärte er sich bereit, sein Vertrauen in Eliza zu setzen, doch er war ein Aborigine, ein Außenseiter. Eliza hingegen war eine Weiße, die bereit war, ihm nicht nur zu vertrauen, sondern ihm zu helfen, seine Unschuld zu beweisen. Wie konnte er da ablehnen?
    »Abgemacht«, sagte Noah zögernd und schlug ein.
    »In Ordnung«, gab Eliza zufrieden zurück.
    »Sie dürfen aber nicht dorthin zurückgehen«, sagte Noah mit einem Blick in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Für einen Aborigine waren das Schlachten und die Verschwendung von Fleisch etwas Entsetzliches. Wer immer das getan hatte, hatte böse Geister in diese Gegend gerufen.
    »Das habe ich auch nicht vor«, sagte Eliza. »Aber die Schaffelle werden zum Verkauf getrocknet, also müssen sie logischerweise irgendwo angeboten werden. Außerdem habe ich über die Einschusslöcher in den Kaninchenfellen nachgedacht. Bedeuten diese Löcher nicht einen Wertverlust? Die Felle werden doch bestimmt verkauft, damit sie zu Mänteln verarbeitet werden können, oder nicht?«
    Noah nickte.
    »W enn ich herausfinden kann, wer sie verkauft und wo, haben wir unseren Schafdieb, darauf wette ich.«
    Noah war beeindruckt über Elizas Kombinationsgabe, hatte aber zu viel Angst, als dass er glauben wollte, sie könne seine Unschuld jemals beweisen. Eliza und Tilly zuliebe würde er für ein paar Tage bei ihnen wohnen, doch wenn er das Gefühl hatte, dass die beiden in Gefahr schwebten, würde er mitten in der Nacht in den Norden verschwinden.
    Eliza grübelte. Wie konnte sie dem Verkäufer der Schaffelle auf die Spur kommen? Myra Ferris wusste über jedermanns Geschäfte Bescheid, doch ihr vertraute Eliza nicht. Wen also konnte sie fragen?
    »W er ist für die Fracht zuständig, die die Stadt mit dem Zug verlässt, Noah?«, wollte sie wissen, als das Hanging Rocks Inn in Sicht kam.
    »Neddy Starkey«, sagte Noah.
    »Dann ist das der Mann, mit dem ich sprechen sollte«, beschloss Eliza. »Aber zuerst werden wir Sie im Hanging Rocks Inn unterbringen.«
     
    Nachdem sie sich mit Brodie darüber beraten hatte, wo sie Noah am besten einquartieren könnten, machte Tilly sich an ihre Hausarbeit, doch ihr entging nicht, dass Brodie rastlos auf der Veranda hinter dem Haus auf und ab ging. Nach über einer Stunde hielt Tilly es nicht mehr aus.
    »Entspannen Sie sich, Brodie.«
    »Eliza müsste inzwischen zurück sein«, sagte er besorgt. »Es wird allmählich spät.«
    »Sie wird jede Minute kommen«, beruhigte Tilly ihn mit einem Blick auf die Uhr an der Wand. Bis jetzt war sie nicht besorgt gewesen, doch Brodies Unruhe färbte auf sie ab.
    »Ich hätte Eliza nicht allein reiten lassen sollen«, sagte er.

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