Im Schatten des Teebaums - Roman
erwähnt, dass Katie ihm unwissentlich einen Hinweis darauf geben würde, an was für einem Artikel ihre Schwester arbeitete. Er hatte sich so darauf konzentriert, dass ihm gar nicht aufgefallen war, dass Katie eifersüchtig wurde. Außerdem hatte er im Verlauf des Abends festgestellt, dass Katie kaum Interesse an Elizas Arbeit hatte, sodass seine Bemühungen ohnehin vergeblich waren. Und er hasste es, wertvolle Zeit zu vergeuden.
Von nun an musste er vorsichtiger sein. Er musste dafür sorgen, dass Katie in Tantanoola blieb, um mit ihrer vermeintlich aufkeimenden Beziehung zu ihm, Alistair, Eliza von ihrer Arbeit abzulenken. Aber er durfte es nicht zu offensichtlich machen, sonst würde er seine wahren Absichten verraten.
Als sie das Hanging Rocks Inn erreichten, wurden Eliza und Brodie in der Auffahrt von Sheba begrüßt. Sobald Eliza vom Wagen stieg, roch Sheba das Päckchen mit den Fleischresten, das sich in Elizas Tasche befand. In der Hoffnung, dass Brodie es nicht bemerkte, versuchte Eliza, die Tasche von der Hündin fernzuhalten, aber Sheba schnüffelte beharrlich an ihr und sprang immer wieder an ihr hoch. Sie bekam nur selten Fleisch zu fressen, sodass sie sehr aufgeregt war, als sie welches roch.
»W as hat der Hund?«, fragte Brodie. »Haben Sie irgendwas in der Tasche, was ihn interessiert?«
Eliza errötete und überlegte sich fieberhaft eine Antwort. »Ich … Mary hat mir ein paar Fleischreste aus der Küche mitgegeben«, sagte sie dann. »Meine Tante gibt Sheba kein Fleisch, deshalb ist es ein Leckerbissen für sie. Aber ich will nicht, dass Tilly davon erfährt.«
»Sie sollten nichts vor ihr geheim halten, Eliza«, sagte Brodie, während er das Pferd ausspannte. »Das hat sie nicht verdient. Außerdem scheint Sheba sehr gut mit dem auszukommen, was Matilda ihr zu fressen gibt.«
»Ich hätte wissen müssen, dass Sie das nicht verstehen«, sagte Eliza gekränkt, während sie auf die Hintertür des Gasthauses zuhielt, dicht gefolgt von Sheba. Sie begriff mehr denn je, dass Brodie die Sache mit dem Wolf niemals verstehen würde.
Eliza ließ den Hund draußen, nahm ihre Tasche mit auf ihr Zimmer und versteckte sie dort. Unten in der Küche trank Tilly mit Noah Tee. Sie erkundigte sich, was in der Stadt passiert war, daher erzählte Eliza ihr, dass sie ihrer Schwester eine Nachricht hinterlassen hatte.
»Es wundert mich nicht, dass Katie sich ein Zimmer in der Stadt genommen hat«, sagte Tilly. Sie konnte sich jetzt schon denken, dass Myra Ferris irgendeine Geschichte daraus spinnen würde.
»Mich sollte es wohl auch nicht wundern«, räumte Eliza ein. »Katie ist in letzter Zeit sehr impulsiv.« Sie warf einen Blick auf Brodie, doch er mied den Blickkontakt zu ihr. »Ich habe gute Neuigkeiten für Sie, Noah«, wandte sie sich dann an den Aborigine. »Ihr Haus ist in Sicherheit, und Ihre Gemälde sind es ebenfalls. Mary hat sie in ihrem Keller versteckt.«
Noah schien erleichtert; dann aber legte er die Stirn in Falten und fragte besorgt: »Sie haben ihr doch nicht etwa gesagt, dass ich hier bin?«
»Nein, natürlich nicht. Ich war sehr vorsichtig.«
»W as reden die Burschen in der Stadt über mich?«
»Ich habe mit keinem von ihnen gesprochen«, sagte Eliza ausweichend. Sie konnte Noah unmöglich sagen, was sie in derBar gehört hatte. Es würde ihn zu sehr beunruhigen. »Keine Sorge, Noah. Wir werden diese Sache schon noch aufklären.«
Sheba kratzte an der Hintertür und jaulte, um ins Haus gelassen zu werden.
Tilly ging stirnrunzelnd zur Tür. »W as hat der Hund denn bloß? Ob der Tiger in der Nähe ist, Brodie?«
Brodie warf einen Blick auf Eliza. »Ich bin mir nicht sicher, ob er noch hier in der Gegend ist, ich glaube es nicht. Trotzdem sollten Sie nach Einbruch der Dunkelheit vorsichtig sein. Die Nacht ist die Zeit der Jäger.«
»Ich werde es mir merken«, sagte Tilly und öffnete für Sheba die Hintertür. Der Hund flitzte ins Haus und rannte geradewegs zu Eliza.
Tilly beobachtete, wie der Hund an Eliza schnüffelte. »W as hast du denn, Sheba?«, murmelte sie, bevor sie einen Blick auf Eliza warf. »Bist du heute in der Nähe eines anderen Hundes gewesen?«
Eliza schüttelte den Kopf und streichelte Sheba. »V ielleicht hat sie Hunger«, sagte sie. »V ielleicht will sie Fleisch.«
»Na, sie wird keines bekommen«, sagte Tilly mit Nachdruck. »Ich werde kein Fleisch kaufen, weder für mich noch für meine Gäste oder meinen Hund. Sheba wird fressen müssen, was wir
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