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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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einen Stock!«, sagte Brodie mit zusammengebissenen Zähnen. »Und seien Sie bitte vorsichtig.«
    »W ofür soll der Stock denn gut sein?«, fragte Eliza, während sie sich suchend umsah.
    »Um die Fallen … aufzuspüren.« Er konnte kaum sprechen.
    Eliza hob einen kleinen Ast in ihrer Nähe auf und strich damit über den Boden vor ihr, während sie sich zögernd auf Brodie zubewegte. Sie wollte sich beeilen, hatte aber schreckliche Angst davor, in eine Falle zu tappen. Als sie Brodie schließlich erreichte, ließ Eliza den Stock fallen und versuchte, die Klemmbacken der Falle aufzustemmen. Die Eisenspitzen hatten seinen weichen Lederstiefel einfach durchbohrt, bis in sein Bein. Eliza konnte sie keinen Millimeter bewegen.
    »W as sollen wir jetzt tun?«, rief sie, gegen die aufkeimende Panik ankämpfend.
    »Ich brauche Hilfe …«, keuchte Brodie. Er verlor beinahe das Bewusstsein. Brodie war schweißüberströmt; Blut sickerte durch die Löcher in seinem Stiefel. »Ich glaube … ich habe mir das Bein … gebrochen«, keuchte er.
    Eliza warf einen Blick auf Mallorys Haus. »Ich hole Hilfe«, sagte sie.
    »Nein … gehen Sie nicht … zu McDermott«, sagte Brodie atemlos. »Das ist … zu gefährlich …« Er umklammerte ihren Arm mit seiner blutüberströmten Hand.
    »Ich muss«, gab Eliza zurück. »Es ist sonst niemand da.« Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie alles für Brodie tun würde, und diese Erkenntnis war wie ein Schock für sie.
    Trotz seiner offensichtlichen Schmerzen verstärkte Brodie seinen Griff um ihren Arm. »Nein, Sie dürfen nicht.« Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ihr etwas zustieß.
    »Brodie, ich habe keine andere Wahl. Ich kann nicht zurück zum Hanging Rocks Inn reiten, um Noah zu holen. Das würde zu lange dauern.«
    Brodies Griff um ihren Arm wurde lockerer, erschöpft sank er in sich zusammen. Eliza packte die Gelegenheit beim Schopf und rannte auf Mallorys Haus zu. Ihr einziger Gedanke war, Brodie zu helfen. Sie hämmerte gegen die Haustür, doch es kam keine Antwort. Gewaltsam versuchte sie, das Bild Mallorys mit seinem Gewehr aus ihren Gedanken zu verdrängen. Brodie zuliebe durfte sie jetzt keine Schwäche zeigen. Eine ganze Ewigkeit verstrich, und es kam noch immer keine Antwort. Dann aber vermeinte Eliza, hinter dem Haus ein Geräusch zu hören. Es klang wie das Gackern eines Huhns.
    Eliza eilte um das Haus herum. Mallory stand neben dem Hühnergehege, er hatte ihr den Rücken zugewandt. Er hörte nicht, wie Eliza sich näherte, da die Hühner nun in heller Aufregung gackerten. Sie sah, wie er mit einer Hand eine Axt schwang und mit der anderen ein Huhn über einen Hackklotz hielt.
    »W ir brauchen Hilfe«, rief sie eindringlich genau in dem Augenblick, in dem die Axt niederkrachte. Blut spritzte in alle Richtungen. »Igitt!«, schrie Eliza auf.
    Mallory wandte sich verblüfft um; seine Augen waren weit aufgerissen, sein Mund geöffnet. Elizas Gesicht und Kleidung war mit Blut bespritzt. Der Kopf des Huhns lag auf dem Boden, doch Mallory hielt das Tier noch immer fest. Es schlug mit den Flügeln, während weiter Blut aus seinem Körper spritzte. In der anderen Hand hielt Mallory die blutige Axt fest gepackt. Der grauenhafte Anblick, nachdem sie eben erst Brodies Bein in einer barbarischen Falle gesehen hatte, war zu viel für Eliza.
    Sie wirbelte auf dem Absatz herum und rannte fort, so schnell sie konnte, lief zurück zu Brodie und ließ sich neben ihm auf den Boden fallen. Trotz seiner Schmerzen weiteten seine Augen sich vor Schreck, als er sah, in welchem Zustand Eliza sich befand. Er wollte fragen, was passiert war, doch seine Schmerzen waren so schlimm, dass er seine ganze Willenskraft aufbieten musste, nicht das Bewusstsein zu verlieren.
    Eliza versuchte noch einmal, die Klemmbacken der Falle mit aller Kraft aufzustemmen, aber sie tat Brodie nur noch mehr weh; er stöhnte vor Schmerz auf. Eliza kam sich schrecklich hilflos vor und war der Verzweiflung nahe. Auf einmal hörte sie hinter sich ein Geräusch. Als sie sich umwandte, stand Mallory vor ihr, ein Gewehr in seinen blutverschmierten Händen. Brodie hob den Blick und sah, was los war: Nicht nur Eliza war mit Blut bespritzt, auch Mallory.
    Brodie kam zu dem Schluss, dass der verrückte Einsiedler Eliza in einem Kampf verletzt hatte. Er griff nach seinem Gewehr, das neben ihm lag, doch Mallory kam seiner Bewegung zuvor und kickte die Waffe weg.
    Eliza überlegte fieberhaft, was sie sagen könnte.

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