Im Schatten des Teebaums - Roman
darüber gesprochen habe.«
Bevor sie aufbrach, ging Eliza zu Brodie ins Zimmer, um ihm von ihren Plänen zu erzählen. »Geht es Ihrem Bein schon besser?«, erkundigte sie sich zuerst.
»Nun ja, was immer Noah da aufgetragen hat, ist auf jeden Fall kühl und beruhigend«, sagte er. »Noah behauptet, die Schwellung würde rasch zurückgehen, aber das glaube ich erst, wenn ich es sehe.«
»Er scheint zu wissen, was er tut«, sagte Eliza. »Aber es würde nichts schaden, Dr. Tidbury kommen zu lassen, damit er es sich ansieht. Ich fahre für ein paar Stunden nach Mount Gambier, um mit meinem Chef zu sprechen. Da könnte ich gleich bei Dr. Tidbury vorbeischauen und ihn bitten, mit mir zurückzukommen.«
»Danke für das Angebot, aber ich werde erst einmal abwarten, ob Noahs Heilmittel hilft. Weswegen wollen Sie Ihren Chef denn sprechen? Sie werden ihm doch nicht etwa von dem Schafdieb erzählen, den wir hier haben? Wenn dieser Dieb erfährt, dass wir ihm auf der Spur sind, hört er vielleicht auf, und wir finden niemals heraus, wer es ist.«
»Keine Angst. Ich muss mit meinem Chef darüber sprechen, wie wir Noahs Namen reinwaschen können. Wenn er mit meinem Plan einverstanden ist, wird er mit mir zusammen nach Tantanoola zurückkommen. Dann werde ich Ihnen alles darüber erzählen.«
»Es wird doch nicht gefährlich für Sie sein?«, fragte Brodie besorgt.
»Nein, überhaupt nicht«, sagte Eliza zuversichtlich.
Brodie war nicht sicher, ob er ihr glauben sollte. »V ersprechen Sie mir, dass Sie keine weiteren Nachforschungen anstellen, bis ich wieder auf den Beinen bin. Ich weiß, dass Sie unter Druck stehen, eine Story zu bekommen, und dass Sie Noah helfen wollen, aber ich will nicht, dass Sie auf eigene Faust handeln.«
»Deswegen fahre ich ja, um meinen Chef zu holen. Für das, was mir vorschwebt, brauche ich seine Hilfe. Also machen Sie sich keine Sorgen, und sehen Sie zu, dass Sie wieder gesund werden.« Sie erhob sich zum Gehen, und auf einmal begriff Brodie, dass er sie vermissen würde. »Ich mache mir aber Sorgen, und zwar um Sie .«
Eliza war verblüfft. »Es wird alles gut gehen, ich verspreche es«, sagte sie. Sie war zu schüchtern, mehr zu sagen, und verließ schnell das Zimmer.
Tilly sattelte Nell. »Du kannst sie bei den Ställen in der Stadt lassen, bis du wiederkommst«, sagte sie, als Eliza im Begriff war, aufzusteigen.
»In Ordnung, Tante.«
»Bist du sicher, dass du nicht über Nacht bei deinen Eltern bleiben willst, anstatt sofort wieder zurückzureisen? Es reicht doch, wenn du morgen früh kommst.«
»Nein, ich möchte sofort nach Tantanoola zurück«, sagte Eliza ernst.
»Ich kann spüren, dass du wütend auf deine Eltern bist, Eliza.« Tilly ahnte auch, warum. »Ich hoffe, es hat nichts mit mir zu tun.«
»Ich weiß nicht, wie ich meinem Vater je wieder in die Augen sehen soll, jetzt, wo ich weiß, was er dir angetan hat«, gab Eliza zu.
»W as hat er mir denn angetan?« Tilly verstand nicht.
»W ie konnte er dich nach deinem Unfall im Stich lassen?«, brach es aus Eliza heraus.
»Eliza, du weißt nicht, wovon du redest!« Tilly wandte sich zum Gehen.
»Ich dachte, ich kenne meinen Vater, aber das ist offensichtlich nicht der Fall. Ich habe ihn immer für einen netten, verständnisvollen Mann gehalten, aber jetzt muss ich mich fragen, ob das alles nur aufgesetzt war.«
Tilly hatte ebenfalls geglaubt, Richard zu kennen. Aber dann hatte er ihre Schwester geheiratet.
»Ich habe schon immer eine gewisse Spannung zwischen meinen Eltern gespürt«, fuhr Eliza fort. »V ielleicht war Dad grausam zu Mom, und sie hat Katie und mich all die Jahre beschützt.«
Tilly wandte sich zu Eliza um, erstaunt, dass sie zu einer solchen Schlussfolgerung kommen konnte. »Dein Vater war der freundlichste Mann, den ich je gekannt habe, und ich bezweifle, dass er sich verändert hat. Glaub mir – wenn es Spannungen zwischen deinen Eltern gibt, liegt es nicht an ihm.«
Eliza war verblüfft. »Dann hat meine Mom ihn dir weggenommen. Ist es das?« Es war auf jeden Fall eine Erklärung für die Feindseligkeit zwischen den Schwestern.
»Ich will nicht weiter darüber reden, Eliza«, sagte Tilly, den Tränen nahe. Sie wandte sich ab, um zurück ins Haus zu gehen.
»W ie konnte er denn zulassen, dass Mom ihn dir wegnimmt?«, sagte Eliza wütend. »Er muss herzlos oder willensschwach sein, dass er dich verlassen hat, als du ihn am nötigsten brauchtest.« Ohne eine Antwort abzuwarten, stieg Eliza auf
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