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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Meinst du, Noah hätte etwas dagegen?«
    »W arum sollte er?« Tilly dachte mit liebevoller Zuneigung an ihren Freund. Sie war erleichtert, dass die Leute in der Stadt endlich wussten, dass Noah unschuldig war, und sie hoffte, dass er künftig mit mehr Respekt behandelt wurde.
    »W enigstens ist Bob Hanson ein Mann, den er mit Stolz als seinen Vater bezeichnen kann«, sagte George.
    Tilly nickte zustimmend. »O ja.«
    »Katie wird ebenfalls nach Hause fahren, ich glaube, sie sitzt schon im Zug«, sagte George.
    Tilly nahm an, dass sie es eilig hatte, ihren ehemaligen Verlobten zu sehen und alles wieder einzurenken, ehe eine andere ihn ihr wegschnappte. Katie schien endlich zur Vernunft gekommen zu sein. Vielleicht war das Mädchen ja doch nicht so wie Henrietta.
    Tilly seufzte. Sie wusste, dass ihr Haus ihr leer vorkommen würde, aber vielleicht war Einsamkeit genau das, was sie jetzt brauchte. »Pass gut auf Eliza auf, George. Sie ist mir sehr ans Herz gewachsen.«
    George nickte. »Und pass du auf dich auf, Matilda. Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich hin und wieder besuche?«
    Tilly sah zu ihm hoch. »Das würde mich sehr freuen«, sagte sie aufrichtig.
    George hörte eine Spur Traurigkeit in ihrer Stimme. In seinen Augen war es eine Tragödie, dass Matilda wie eine Einsiedlerin lebte. Sie war noch jung genug, um viele glückliche Jahre vor sich zu haben – wenn sie ihr Herz nur dafür öffnete. George schaute sie an, während er sich fragte, ob er seine Gefühle für sie offenbaren sollte. »W enn alles anders gekommen wäre, Matilda«, sagte er schließlich leise, »und wenn dein Herz frei wäre, um wieder zu lieben, wäre es vielleicht viel schwerer gewesen, mich wieder loszuwerden.«
    Tilly errötete, als George liebevoll ihre Hand drückte, doch sie war auch verwirrt: Er glaubte doch wohl nicht, dass sie und Richard noch immer eine Chance hatten …?
    »V ergiss nicht, was ich dir über Richard gesagt habe«, fuhr George fort. »W enn ihr beide nur wieder miteinander reden könntet, würde das schon viel dazu beitragen, zwei gebrochene Herzen zu heilen.«
    »Dafür ist es zu spät, George«, sagte Tilly tonlos.
    Er wollte ihr widersprechen, doch in diesem Moment pfiff der Zug, und er musste sich auf den Weg machen. Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und eilte davon. Kurz bevor er auf den Zug sprang, drehte er sich noch einmal um und winkte zum Abschied.
    Tilly hob eine Hand, doch es kostete sie Mühe. Während der Zug an ihr vorbeiratterte, suchte sie die Fenster der Waggons ab und hielt nach Eliza Ausschau. Ihr schien, als wäre ihre ganze Welt wieder einmal in sich zusammengestürzt.
    Die Leute in der Stadt hatten sich zerstreut. Fred Cameron und Jock Milligan hatten die Schaffelle mit ihren Brandzeichen an sich genommen, und Neddy und Winston waren damit beschäftigt, die Ballen mit Kaninchenfellen, die Mick Brown und Willie Wade gehörten, wieder zu verschnüren, damit sie mit dem nächsten Zug in die Stadt verschickt werden konnten. Mick erklärte sich bereit, gegen Mannie auszusagen, um nicht als sein Komplize angeklagt zu werden. Außerdem wollte er den rechtmäßigen Gewinn aus dem Verkauf seiner Kaninchenfelle Jock zukommen lassen, um dessen Verluste an Schafen wettzumachen.
    Tilly konnte Brodie nirgends sehen, doch sein Pferd war noch immer am Geländer in der Nähe des Bahnhofs angebunden, wo George und Eliza es zurückgelassen hatten. Das hieß, dass sie Nell und den Wagen allein nach Hause bringen musste. Der bloße Gedanke versetzte sie in Panik. Sie konnte nicht auf den Wagen steigen, da sie den Dämonen aus der Vergangenheit noch immer nicht ins Auge sehen konnte. So blieb ihr keine andere Wahl, als Nell am Zügel zu führen und sich zu Fuß auf den Weg zurück zum Hanging Rocks Inn zu machen.
    Während Tilly über die einsame Straße in Richtung Inn ging, war ihr Inneres in Aufruhr. Eine steife Brise pfiff durch die Äste der Bäume und drückte das hohe Gras am Straßenrand flach, doch nichts um sie her drang zu Tilly durch. Sie beachtete nicht einmal die Scharen von Rosenkakadus, die über ihrem Kopf kreischten. Die Vögel flohen vor einem Sturm, der von Osten her aufzog.
    Tilly musste ständig an Eliza denken, doch ihre Gedanken kehrten auch immer wieder zu Richard zurück, was sie letztendlich zwang, über den Unfall nachzudenken. Unbewusst begann sie, den schrecklichen Tag noch einmal nachzuerleben. Sie sah sich selbst, wie sie in Millicent am Straßenrand stand

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