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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Hals gelegt hatte – wohl wissend, dass Noah unschuldig war.
    Bob bemerkte Noahs Verwirrung und schnappte sich eines von Mannies Handgelenken. Mannie wehrte sich, doch Fred Cameron und Bill Clifford hielten ihn fest, während Bob ihm die Handschellen anlegte.
    Mannie gab sich noch immer nicht geschlagen. Er funkelte Brodie zornig an. »Sie wurden gefeuert und aufgefordert, die Stadt zu verlassen!«, versuchte er von sich abzulenken. »W as haben Sie überhaupt noch hier zu suchen? Als Jäger haben Sie versagt! Ich habe die Fährtenleser geholt, damit sie den Tiger jagen, und die werden das schon schaffen.«
    »Es gibt keinen Tiger«, sagte Brodie ruhig. Er sah zu Eliza hinüber.
    Sie verstand nicht, was er da redete. Er wusste doch, dass es den Tiger gab und den Wolf. Warum sagte er dann so etwas? Ihr Mut sank. Würde Brodie den Leuten jetzt die Wahrheit über den Wolf sagen? Sie betete, er möge es nicht tun.
    »Irgendein Tier hat unsere Schafe gerissen«, sagte Jock. »Abgesehen von den Schäden durch die Schafdiebe. Was für ein Tier war das?«
    »Es war ein Wolf«, sagte Brodie an Jock gewandt, diesmal war er nicht mutig genug, Eliza anzusehen.
    »Ein Wolf!« Die Stadtbewohner starrten ihn ungläubig an.
    »Und ich habe ihn letzte Nacht erschossen.«
    »Nein!«, schrie Eliza auf und schlug sich die Hand vor den Mund, während ihr die Tränen in die Augen traten. Sie sprang vom Bahnsteig, lief auf Brodie zu und trommelte mit ihren Fäusten auf seine Brust. »Sagen Sie mir, dass das nicht wahr ist!«, rief sie, als sie vor Brodie stand. Sie hegte noch die leise Hoffnung, dass er log, um den Wolf zu schützen.
    Er schaute in ihre warmen braunen Augen, die von Schmerz erfüllt waren. »Es ist wahr. Ich habe den Wolf gestern Nacht erschossen.«
    »W o ist er?«, fragte Fred. »Ich will das Biest sehen, das meine Schafe getötet hat!«
    »Ich habe ihn zu einem Freund von mir gebracht, einem Tierpräparator, um ihn ausstopfen zu lassen«, sagte Brodie. »W enn er fertig ist, bringe ich ihn hierher zurück.«
    Eliza konnte nicht fassen, dass Brodie so herzlos war. Den Wolf zu töten war schon schlimm genug, aber ihn als Trophäe zur Schau zu stellen … das war unvorstellbar. »Sie haben mir versprochen, ihn nicht zu töten«, sagte sie mit leiser Stimme. »Sie haben mir Ihr Wort gegeben, und ich habe Ihnen geglaubt.« Sie war am Boden zerstört. »Er war ein wunderschönes und zutrauliches Tier, und es hat die Schafe der Farmer nicht getötet. Das war nicht der Wolf.« Sie wischte sich die Tränen ab. »Es war der Tiger von Tantanoola!«, sagte sie zu den Männern um sie herum. »Er hat eure Schafe gerissen. Der Wolf hat nur am See wilde Enten gejagt, und hin und wieder hat er sich ein Huhn geholt. Ich habe ihn selbst gefüttert. Er war ein sanftes Tier.«
    Brodie schaute Eliza noch immer an; er sah, dass sie von Schmerz überwältigt war. Er hatte diese Reaktion erwartet, aber er hatte getan, was er tun musste.
    »W arum haben Sie ihn erschossen?«, fragte Eliza. Ihre Traurigkeit wich allmählich großer Wut. »W ie dumm ich war, Ihnen zu vertrauen!«
    »Hätte ich ihn nicht erschossen, hätte jemand anders es getan«, sagte Brodie in der Hoffnung, dass sie es begreifen würde.
    »Das ist die erbärmlichste Ausrede, die ich je gehört habe«, gab Eliza zurück. Sie holte aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.
    Brodie hatte diese Reaktion erwartet. Es gab nichts, was er sagen konnte, und so ging er schweigend davon.

29
     
     

     
     
     
     
     
    In Notfällen diente ein alter Kellerraum des Hotels als Gefängnis für Verbrecher, bis ein Constable in die Stadt kommen konnte. Dieses behelfsmäßige Gefängnis war schon seit einigen Jahren nicht mehr benutzt worden, aber jetzt half Brodie Bob und Bill, Mannie dorthin zu schaffen, da er sich nicht kampflos ergeben wollte. Der Keller war kalt, aber nicht feucht. In früheren Zeiten waren hier Übeltäter untergebracht worden, die wegen Trunkenheit, Erregung öffentlichen Ärgernisses oder Raufereien verhaftet worden waren, doch in den letzten Jahren hatte es kaum noch Verhaftungen gegeben, sodass der Keller für verschiedene Zwecke genutzt worden war, unter anderem dafür, Dynamit für die Bergarbeiter zu lagern, die durch die Stadt kamen. Heutzutage schütteten Ryan oder Mary, wenn im Pub eine Schlägerei ausbrach, den Übeltätern einfach einen Eimer schales Bier über den Kopf; das reichte im Allgemeinen, um sie zur Ruhe zu bringen.
    Noah war zu seinem

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