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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Henrietta war, die sich Sorgen um das Mädchen machte, sondern Richard!
    George hätte Tilly zu gern gefragt, was zwischen ihr und Henrietta vorgefallen war und wieso Richard nicht sie, sondern Henrietta geheiratet hatte. Doch er war überzeugt, dass es mit Tillys Unfall zu tun hatte, und er brachte nicht den Mut auf, dieses Thema anzuschneiden.
    »Ich glaube, Richard und Eliza stehen sich sehr nahe«, sagte er stattdessen.
    »Sie ist ein reizendes Mädchen«, sagte Tilly.
    »Irgendwie schafft sie es bei mir immer, ihren Willen zu bekommen«, sagte George. »Auch wenn sie meine Geduld mitunter auf eine harte Probe stellt. Um die Wahrheit zu sagen, erinnert sie mich an mich selbst, als ich in ihrem Alter war. Sie ist genauso entschlossen, wie ich es damals gewesen bin, um an eine gute Story zu kommen, aber sie würde niemals dafür über Leichen gehen wie manch anderer. Leider werden die Reporter heutzutage immer skrupelloser, und ich bin mir nicht sicher, ob Eliza den nötigen Biss hat, es mit ihnen aufzunehmen.«
    »Aber du wirst ihr doch eine Chance geben?«
    »Natürlich. Deswegen ist sie hier in Tantanoola. Ehrlich gesagt, war es mir bis gestern gar nicht bewusst, aber sie erinnert mich auch an dich.«
    Tilly blickte ihn überrascht an. Sie und Eliza hatten vieles gemeinsam, aber dass jemand eine Ähnlichkeit zwischen ihnen sah, hätte sie nicht vermutet.
    »W ie ich sehe, glaubst du mir nicht«, fuhr George fort. »Aber Eliza ist tatsächlich wie du. Sie ist eigenwillig und unabhängig, und sie kann fast jeden um den Finger wickeln, wenn sie es sich in den Kopf setzt.«
    Tilly lächelte, verspürte aber auch einen Anflug von Traurigkeit. Der Unfall hatte sie nicht nur ihres guten Aussehens beraubt und ihr Richard weggenommen – er hatte ihr auch die Möglichkeit genommen, eine Tochter wie Eliza zu haben. Und Tilly war sicher, dass sie eine bessere Mutter wäre als Henrietta.
    »Genau diese Eigenschaften könnten Eliza zum Erfolg verhelfen«, fügte George hinzu.
    Eine Weile plauderten sie noch, dann beschloss Tilly, schlafen zu gehen. Sie wünschte George eine gute Nacht und machte sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Als sie an Katies Zimmertür, die nur angelehnt war, vorbeikam, hörte sie, wie ihr Name fiel. Unsicher blieb sie stehen.
    »Meinst du wirklich, Mom hatte Angst, wir könnten Tante Tilly begegnen? Wollte sie deswegen nicht, dass wir nach Tantanoola fahren?«, fragte Katie ihre Schwester.
    »Auf jeden Fall«, erwiderte Eliza, die beschlossen hatte, vorerst nicht von ihrer unheimlichen Begegnung draußen vor dem Haus zu erzählen. Wahrscheinlich war es nur ein streunender Hund gewesen – der Tiger ganz sicher nicht. Falls Brodie davon erfuhr, zog er womöglich mit seinem Gewehr los.
    »Sag mal, hast du eine Ahnung, was zwischen Mom und Tante Tilly vorgefallen sein könnte?«, fragte Katie.
    Tilly erstarrte. Was wusste Eliza – falls überhaupt? Die Wahrheit jedenfalls konnte das Mädchen unmöglich kennen.
    »Ich habe keine Ahnung, was zwischen den beiden gewesen ist«, sagte Eliza.
    »Es muss etwas Schreckliches gewesen sein«, sagte Katie. »Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dich jemals so sehr hassen zu können, dass ich dich nie wiedersehen will. Vielleicht hat Tante Tilly noch eine andere, boshafte Seite.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Eliza überzeugt. »Niemals.«
    »Du kennst sie noch nicht lange. Woher willst du wissen, wie sie wirklich ist?«, erwiderte Katie.
    Tilly stockte der Atem. Tränen traten ihr in die Augen. Wie konnte Katie sie für boshaft halten? Trauer überfiel Tilly, und sie schluchzte auf, als sie zu ihrem Zimmer ging.
    Eliza horchte erschrocken auf. »Hast du das auch gehört?«
    »W as?«, fragte Katie.
    »Da ist jemand auf dem Flur …«
    Eliza spähte genau in dem Augenblick aus der Tür, als Tilly dabei war, in ihr Zimmer zu huschen. Augenblicklich begriff Eliza, dass ihre Tante einen Teil ihres Gesprächs mit Katie gehört hatte.
    »T ante Tilly …«, rief Eliza erschrocken.
    Tilly hielt inne. »Ja?«, sagte sie, schon halb in der Tür.
    »Ich … ich dachte, ich hätte etwas gehört. Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, es geht mir gut«, sagte Tilly. »Aber entschuldige mich jetzt bitte, Eliza, ich bin sehr müde. Gute Nacht.« Ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwand sie in ihrem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Eliza fühlte sich schrecklich, aber was konnte sie tun?
     
    Tilly brauchte ein paar Augenblicke, um die Fassung

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