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Im Schatten des Vaters

Im Schatten des Vaters

Titel: Im Schatten des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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lange zu finden. Was gefangen?
    Einen kleinen Saibling, der schon tot war. Aber das Fleisch sah gut aus.
    Ja, schön. Aber wir brauchen mehr. Vielleicht solltest du einfach weiter fischen, während ich hier baue. Wobei wir dringend Holz brauchen eigentlich.
    Da stutzte er, stand einfach da und sah ins Moos. Scheiße, keine Ahnung. Hast du Lust, Holz zu hacken?
    Klar, sagte Roy. Und er ging zurück und holte die Axt. Er hatte bisher nur einmal Holz gehackt, zum Spaß. Das hier würde anders werden, sagte ihm sein Gefühl.
    Er fing mit den Überbleibseln des Schuppenprojekts an, stellte sie auf und ließ die Axt herabsausen, aber sie rummsten nur und prallten vom Boden ab, und der Keil federte zurück, und beinahe hätte es ihn erwischt, noch bevor er sich daran erinnern konnte, dass er einen Baumstumpf oder etwas Hartes darunter brauchte.
    Er sah sich eine Weile um, bis sein Vater zurückkam und fragte, was er da mache. Grollend sah Roy sich an, wie sein Vater ein Stück auf das andere stellte und es in einem Schwung entzweihackte. Er reichte Roy die Axt.
    Okay.
    Du musst ein bisschen mehr Initiative zeigen.
    Okay, sagte Roy, doch als sein Vater sich abwandte, fügte er hinzu, Ich mach schon auch was.
    Sein Vater sah ihn an. Nicht schmollen, sagte er. Das ist hier kein Kindergarten.
    Dann ging sein Vater, zurück zu den Bäumen, und Roy nahm die Axt und hackte und hasste seinen Vater. Diesen Ort hasste er auch und seinem Vater jede Nacht beim Weinen zuzuhören. Was sollte das eigentlich heißen, Kindergarten?Und dann hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er wusste, dass das nächtliche Weinen etwas anderes war, etwas, das er nicht verharmlosen wollte.
    Als er mit den Überbleibseln fertig war, ging er mit der Axt in den Wald, Totholz suchen. Er fand ein paar Stücke, aber die waren zu verfault. Hätte ich wissen können, sagte er laut. Wann kapierst du, wie man so was anpackt? Er ging wieder zur Landspitze und fällte noch einen Baum, entastete und zersägte ihn und schleppte ihn zur Hütte.
    Sein Vater arbeitete an den Rosten. Gut gemacht, sagte er. Sieht aus, als würdest du das Holz zusammenkriegen.
    Schon.
    Du kriegst den Bogen noch raus. Ich auch.
    Aber nachts weinte sein Vater wieder, und da schien es Roy, als würde sich überhaupt nichts ändern. Er versuchte zu ignorieren, was sein Vater ihm hinbrabbelte, und versuchte, im Kopf seine eigene Unterhaltung zu führen, aber er konnte seinen Vater nicht ausblenden.
    Da waren zwei Prostituierte in Fairbanks, zu denen bin ich hauptsächlich gegangen. Eine, die richtig weiche Haut hatte und kein Schamhaar. Sie war einfach wie ein Mädchen, ganz klein, und hat mich nie angeguckt.
    Roy steckte sich die Finger in die Ohren und versuchte, gerade so laut zu summen, dass er seinen Vater ausblenden konnte, ohne gehört zu werden, doch die Bekenntnisse setzten sich fort, und er musste sich alles anhören.
    Ich bin immer wieder zu ihnen, ihnen allen, selbst als ich wusste, dass Rhoda es wusste.
    Rhoda war Roys Stiefmutter, die zweite Ehe und erst kürzlich abgewickelte zweite Scheidung seines Vaters.
    Ich habe Filzläuse gekriegt von einer der Prostituierten. Die habe ich an Rhoda weitergegeben. Weißt du noch, als wireigentlich Ski fahren wollten damals in Kalifornien und dann nicht gefahren sind?
    Das kam unerwartet und überrumpelte Roy. Normalerweise wurden ihm keine Fragen gestellt.
    Ja, antwortete er. Er erinnerte sich, wie er aufgewacht war, und es war schon Vormittag, viel zu spät, und etwas stimmte nicht. Er wollte jetzt nicht hören, das alles sei nur passiert, weil sein Vater bei einer Hure gewesen war. Sein Vater hatte ihm damals erzählt, er habe sich die Viecher von der Bank in der YMCA-Umkleide geholt, und Roy hatte es ihm geglaubt, wie alles andere.
    Da war sie unglaublich sauer. Sie hat mir überhaupt keine Gelegenheit gegeben, mich zu erklären. Als wenn ich ein Ungeheuer wäre. Als wenn ich sie aufs Kreuz gelegt hätte. Was meinst du? Findest du, dass ich ein Ungeheuer bin? Die Frage wurde begleitet von dem seltsamen Wimmern und Schlucken.
    Nein, Dad.
    Roys Träume wiederholten sich jetzt. In einem stand er in einem engen Badezimmer und legte rote Handtücher zusammen, während sich immer mehr rote Handtücher aufstapelten und ihn bedrängten, von allen Seiten. In einem anderen saß er in einem Bus, der im Sand feststeckte und einen Hügel hinuntergefegt wurde. In einem weiteren war er an Haken aufgehängt worden und musste sich entscheiden, ob er

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