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Im Schatten des Vaters

Im Schatten des Vaters

Titel: Im Schatten des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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erschossen werden wollte, was schnell ging, ihn aber umbrachte, oder in eine große Tonne mit Feuerameisen getaucht, was ihn nicht umbringen, aber sehr lange dauern würde.
    Morgens war sein Vater immer guter Laune, und Roy verstand das nicht.
    Wir kommen zurecht, sagte sein Vater. Wir haben etwas Räucherfisch und ein bisschen Holz, und noch ist Frühsommer.
    Eines Tages, als es heftig regnete und Roy vom Plumpsklo zurückkam, stand sein Vater in der Hütte mit gezückter Pistole. Er hielt sie in einer Hand und zielte ins Dach, starrte in die Dunkelheit der Balken und bewegte sich, als hätte er eine große Spinne oder dergleichen im Visier.
    Was machst du da?
    Geh mir besser aus dem Weg.
    Was?
    Aus dem Weg. Geh ins andere Zimmer oder so.
    Was ist denn?
    Aber sein Vater antwortete nicht mehr; er blinzelte und zielte mit der Pistole auf etwas, das sich hoch oben an der Decke zu bewegen schien.
    Roy wich ins andere Zimmer zurück und beobachtete seinen Vater von der Tür aus.
    Da drückte sein Vater ab, ein ohrenbetäubender Schuss. Roy legte die Hände auf die Ohren, aber sie schmerzten und dröhnten immer weiter. Sein Vater schoss noch einmal an die Decke, die 44er Magnum, eine Riesenpistole, lächerlich, feuerspeiend in der dämmrigen Hütte, erfüllte die Luft mit Schwefel.
    Worauf schießt du?, schrie Roy, aber sein Vater feuerte einfach wieder und wieder, warf die Pistole danach auf einen Kleiderhaufen an der Tür und trat mit den Worten in den Regen, Es ist so verdammt eng hier.
    Roy ging zur Tür und sah, wie sein Vater dastand und in den Regen blickte und ohne Jacke oder Hut durch und durch nass wurde. Sein Haar klebte am Schädel, und der rote Mund öffnete sich. Die Augen gingen auf und zu und wieder auf. Sein Atem dampfte und sein Hemd auch. Die Arme hingen schlaff herunter, als bliebe nichts mehr übrig, als dazustehen und den Himmel herunterkommen zu lassen.
    Roy wartete so lange auf seinen Vater, dass er sich schließlich an den Ofen setzte und durch die Tür einen Streifen grauer Luft und Wasser sah und seinen Vater, klatschnass und völlig neben der Spur. Als er sich endlich in Bewegung setzte, stand Roy auf, doch sein Vater ging in die Wälder und kam erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück.
    In der Hütte brannte kein Licht, als sein Vater zurückkam, und kein Feuer. Roy saß in seinem Schlafsack am Ofen und hatte Dosen aufgestellt für die Tropfen und Rinnsale, die aus den neuen Löchern in der Decke kamen. Sein Vater trat zu ihm, trug ihn ins Nebenzimmer und beteuerte immer wieder, wie leid es ihm tue, aber Roy stellte sich schlafend und hörte nicht zu und hasste ihn nur und fürchtete ihn.
     
    Als Roy am Morgen aufwachte, war er still. Er nahm sich von dem Räucherlachs und den Crackern, ging raus und setzte sich ohne ein Wort oder einen Blick ans andere Ende der Veranda. Er starrte auf seinen Teller, obwohl er wusste, dass sein Vater ein schlechtes Gewissen hatte und reden wollte.
    Sein Vater stand auf und lehnte sich an die Hüttenwand. Als Roy aufblickte, hatte er die Augen geschlossen und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
    Roy aß sein Frühstück auf und wartete.
    Schöner Tag, sagte sein Vater schließlich. Vielleicht sollten wir wandern gehen.
    Roy überlegte.
    Und, und was hältst du davon?
    Okay.
    Okay, dann gehen wir einen Bock jagen. Wir könnten mal was anderes als Lachs vertragen, oder?
    Roy brauchte lange, bis er seine Sachen beisammen hatte, aber schließlich waren sie unterwegs, sein Vater führte. Roywollte nichts klären. Er wollte, dass alles so schlimm wurde, dass sie die Insel verlassen mussten. Er konnte seinem Vater richtig die Hölle heißmachen, das wusste er, indem er einfach nichts sagte und nicht reagierte.
    Sie ließen den Wald hinter sich, kletterten in höhere Lagen und schlugen sich durchs Unterholz zu einem Felsaufschluss, von dem sie zwei Berghänge und die Küste und ihre Hütte überblicken konnten. Roy fragte sich, ob sich viel Wild hierher verirrte, so nah an der Hütte, aber wo sie nun mal hier waren, würden sie wohl ihr Glück versuchen.
    Wie findest du das?, fragte sein Vater.
    Wie finde ich was?
    Das alles hier. Den Blick. Hier zu sein. Mit deinem Vater.
    Nett.
    Da blickte sein Vater über den Kanal und zur Sonnenspiegelung auf dem Wasser. Nirgendwo konnte man hineinsehen, man konnte nur draufstarren. Roy wechselte mehrfach seinen Platz, setzte sich auf einen Stein und ins Unterholz, fand keine Ruhe. Er war nicht auf Wild aus. Er fragte

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