Im Schatten des Vaters
Petroleumlampe und holten die Karten raus, spielten den restlichen Nachmittag auf dem Boden Romm´e und warteten darauf, dass der Regen aufhörte. Sein Vater schien sich nicht sonderlich für das Spiel zu interessieren und blickte gleichermaßen mürrisch, wenn er gewann und wenn er verlor. Regen und Wind peitschten von obengegen das Dach und gegen die Fenster, und sie konnten kaum hundert Meter weit blicken, so schlecht war die Sicht.
Nach etwa drei Stunden stand sein Vater auf. Ich kann hier nicht einfach rumsitzen, sagte er, ich glaube, ich flicke mein Regenzeug, dann sehe ich nach dem Räucherofen. Wir werden nämlich, ehrlich gesagt, eine Menge Regen kriegen, und wir müssen uns einfach dran gewöhnen, rauszugehen und weiterzuarbeiten.
Sein Regenzeug hatte einige lange Risse vom Bären. Er legte es flach auf den Boden und klebte sie von beiden Seiten ab, dann ging er hinaus, und Roy folgte ihm in Stiefeln und Regenzeug.
Er blieb vor der Hütte stehen und sah übers Wasser, das in einem blassen U vor ihm lag und mit dem Himmel verbunden schien. Es gab überhaupt keine Linie dazwischen, keinen Horizont. Man konnte unmöglich erkennen, wo genau Regen und Nebel auf die Erde trafen, nur dass es sehr nah war, an der Wasserkante. Die Bäume zu beiden Seiten schienen in Fetzen herabzuhängen. Er ging ans Wasser, trat vorsichtig auf die nassen runden Steine und hörte den Regen überall, eine gleichmäßige Rauschwand, die alles andere ausblendete. Es gab auch nur diesen einen Geruch. Selbst wenn es nach Land oder Meer roch, selbst wenn Roy meinte, Farn, Nesseln und Faulholz zu riechen, gehörten diese Gerüche doch irgendwie auch nur zum Regen. Und ihm dämmerte, dass es die meiste Zeit genauso sein würde. Die klaren Tage, die sie erlebt hatten, waren die Ausnahme. Dichter Regen und die darin eingeschlossene Welt, so würde es für sie aussehen. Das würde ihr Zuhause.
Komm hierher, schrie sein Vater, ein gedämpfter Schrei.
Er ging zurück und half mit dem Holzschuppen. Sie nagelten die Pfosten zusammen und merkten dann, dass sie erstdas Dach zusammensetzen und aufstellen sollten, weil sie keine Leiter hatten, also holten sie die Pfosten wieder runter. Mit zusammengekniffenem Mund und schmalen Augen arbeitete sein Vater am Holz. Er gab Roy genaue Anweisungen, und Roy hatte das Gefühl, eher im Weg zu sein und eher eine Last als eine Hilfe, als hätte sein Vater ihn bloß hier rausbeordert, damit sie alle beide im Scheißregen standen.
Sein Vater nagelte die Schindeln übereinander fest, und als das Dach fertig war, stellten sie die Pfosten wieder auf, Roy hielt sie, während sein Vater sie oben festnagelte. Als das Dach endlich saß, traten sie zurück und begutachteten es. Es sah vor allem wacklig aus, die Stützen knotig und weich und vom Regen dunkelbraun, die Schindeln darüber nicht alle gleich groß, in leicht unterschiedlichen Winkeln und am Rand zackig abstehend, einige mit Rinde, andere ohne. Es sah nach Pionierarbeit aus, richtig zünftig, bloß nicht so stabil. Es sah aus, als würde es etwas Regen abhalten, aber als sie sich drunterstellten, war das nicht toll. Es hielt die meisten Tropfen von ihren Köpfen fern, sodass sie ihre Kapuzen abnehmen konnten, doch als der Wind reinfegte, wurden sie nass, vor allem an den Beinen.
Na ja, vielleicht können wir noch eine Plastikplane über das Holz legen, sagte sein Vater.
Das klingt gut, sagte Roy. Und ist doch okay, oder, wenn der Stapel bloß unten nass wird?
Nein. Sein Vater sah zum Dach hinauf, das Kinn hart und dunkel unter dem Fünftagebart. Aber besser wird es erst mal nicht. Ich hätte die Schindeln länger machen sollen. Wenn wir unseren Kurzurlaub machen und die nächsten Vorräte holen, bringe ich vielleicht Bauholz mit.
Wann denn?
Immer mit der Ruhe. Das dauert noch gut ein, zwei Monate,und auch nur, wenn das Funkgerät funktioniert, wobei Tom ja wohl mal nach uns sieht, wenn wir uns nicht bald melden. So war es jedenfalls abgemacht.
Ein, zwei Monate erschienen Roy unvorstellbar lang, ein ganzes Leben an einem trostlosen Ort, der nicht sein Zuhause war.
Sie sahen nach dem Lachs, bevor sie reingingen, er war fertig. Einen Rost ließen sie drin zum Durchräuchern, den Rest nahmen sie mit in die Hütte. Sie stellten den Rost auf den Ofen und fingen an zu essen. Außen war der Fisch fest geworden und war süß und salzig, aber das rosa Fleisch war noch feucht und nur leicht angeräuchert. Er war nicht so gut wie mit braunem Zucker, aber immer
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