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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sprechen. Das Lächeln
wich von Alexias' Gesicht.
    »Was ist los, Katina? Erzähl es mir.«
    Als sie sprach, klang ihre Stimme heiser und unnatürlich.

      »Er ist tot. Sie haben ihn letzte Woche vor dem Rathaus erschossen.«

    Sie begann zu weinen, ein heftiges, trockenes
Schluchzen schüttelte ihren schlanken Körper. Alexias zog sie
an sich und starrte blindlings über sie weg ins Leere. Nach einer
Weile führte er sie durchs Zimmer in die Küche; seine
Füße schleiften über den Boden wie die eines alten
Mannes. Die Tür schloß sich sachte hinter ihnen.

    6. Bereitschaft zu töten

      Als Alexias ungefähr zwanzig
Minuten später ins Wohnzimmer zurückkehrte, saßen Lomax
und Boyd nackt bis zur Taille vor einem knatternden Feuer, ihre
restliche Kleidung hing dampfend an einer improvisierten
Wäscheleine.
      Der Grieche ließ sich auf einen
Stuhl fallen und nahm mechanisch eine Zigarette heraus. Er schien um
zehn Jahre gealtert zu sein, und seine Augen waren voller Schmerz,
während er so dasaß und ins Feuer starrte.

      Nach einer Weile seufzte er. »Er war ein guter Mann, mein Bruder. Zu gut, um so zu sterben.«

    Lomax gab ihm Feuer. »Was ist geschehen?«
      »Sie erwischten ihn, als er ein E-Boot im Hafen fahruntauglich machen wollte.«

    »Er ganz allein?« fragte Boyd überrascht.
      Alexias nickte. »Kyros ist eine
kleine Insel. Für eine organisierte Widerstandsbewegung gibt es
hier keine Chance. Das war der Grund, weshalb ich vor zwei Jahren nach
Kreta ging. Nikoli wollte ebenfalls dorthin, aber einer von uns
mußte hierbleiben. Da war der Hof und Katina, an die man denken
mußte, zumal ihre Mutter kurz vorher gestorben war.«

    »Wie geht es ihr?« fragte Lomax.
      »Katina?« Alexias zuckte
die Schultern. »Das war nichts weiter - eine vorübergehende
Reaktion. Sie hat sehr großen Mut, die Kleine. Sie macht jetzt
Kaffee und bereitet ein kleines Abendessen.«
      »Was will sie tun?«
erkundigte sich Boyd. »Sie kann doch hier nicht alleine leben.
Sie ist ja noch ein Kind.«
    »Sie wird bei meiner Frau wohnen. Ich habe
unten am Hafen eine kleine Bar, die ›Kleines Schiff‹
heißt. Katina ist jeden Tag mit Pferd und Wagen hier
herausgefahren, um sich um alles zu kümmern, bis entschieden
worden ist, was getan werden soll. Anscheinend wollte sie gerade von
hier verschwinden, als sie uns durch den Weinberg herabkommen
sah.«
    »Weiß sie, weshalb wir hier sind?«

      Alexias schüttelte den Kopf.
»Im Augenblick nicht. Ich werde es ihr später erzählen.
Sie kann uns sehr nützlich sein.«
      »Wie weit, glauben Sie, wird sich der Tod Ihres Bruders auf unsere Pläne auswirken?« fragte Lomax.
      »Nur wenig«, antwortete
Alexias. »Aber es bedeutet, daß ich mit verschiedenen
Einheimischen nun selbst Kontakt aufnehmen muß. So bald wir
gegessen haben, werde ich mit Katina in die Stadt hinuntergehen.«

    »Das könnte gefährlich sein«, meinte Boyd.
      Alexias schüttelte den Kopf.
»Es gibt keine Sperrstunde auf Kyros, und die Cafes am Hafen sind
für gewöhnlich bis nach Mitternacht voller Gäste. Die
Deutschen können viele Dinge ändern, aber nicht unseren
Lebensstil.«

      In diesem Augenblick öffnete
sich die Küchentür, und Katina trat ein. Sie trug ein
Tablett, das sie auf dem Tisch abstellte.

      Dann drehte sie sich um und strich
sich mit einer Hand eine Locke aus der Stirn. »Leider gibt es nur
Ziegenkäse und Oliven, aber das Brot ist frisch. Meine Tante hat
es heute morgen gebacken, bevor ich wegfuhr.«
      »Das sieht verdammt gut aus,
Schätzchen«, sagte Joe Boyd, und die Kleine errötete
und goß schnell Kaffee in vier Becher.
      Lomax hatte vor dem Feuer sein Hemd
und seinen Pullover angezogen, und als er sich umdrehte, stand sie
unmittelbar hinter ihm, einen der Becher in der Hand.
    Sie lächelte scheu. »Leider gibt's keinen Zucker.«

    Ihr Gesicht war herzförmig; die reine,
weiße Haut lag allzu straff um die hervorspringenden
Backenknochen, unter ihren Augen lagen dunkle Schatten. Das schwarze
Haar war aus dem Gesicht gestrichen und mit einem Band hinten
zusammengehalten. Sie mochte sechzehn oder siebzehn sein, das war
schwer zu schätzen. Ihr Gesicht hatte diesen müden, zu alten
Ausdruck, den er in letzter Zeit bei so vielen Leuten gesehen hatte.
      Er lächelte und trank einen Schluck Kaffee. »Er schmeckt trotzdem gut. Trinkst du keinen?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Meine Tante wartet mit dem Essen auf meine Rückkehr.«

      Sie

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