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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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verletzten Arm gegen seinen Körper. Lomax wandte sich erschöpft ab und ging ins Ruderhaus.
      Dort lehnte er sich gegen die Tür und schloß die Augen. Er hatte das Gefühl, allein zu sein, und es schien, als dränge die Dunkelheit auf ihn ein und preßte sich mit einem schrecklichen, gewichtslosen Druck gegen ihn. Er war verloren, allein in dieser Finsternis, nach irgendeinem Licht tastend - und dann zupfte eine Hand an seinem nassen Ärmel; er öffnete die Augen und blickte auf Yanni hinab.
      Das Gesicht des Jungen war bleich und verängstigt, und Lomax tätschelte ihn beruhigend. »Schon gut, Yanni. Ich bin einfach nicht mehr so jung wie früher, das ist alles.«
    Aber es steckte mehr dahinter - weit mehr. Er warf einen
    Blick durch das Fenster auf Riki, der neben seinem toten Bruder kauerte, und wandte sich dann schnell mit einem Gefühl aufsteigender Übelkeit ab.

      Seine Hände zitterten, als er auf den Starter drückte. Der Motor hustete einmal asthmatisch und begann dann zu rattern. Lomax wendete das Boot in einem langgezogenen Bogen und sagte dann zu dem Jungen: »Nun kannst du mir mal erzählen, wie du es geschafft hast, hier aufzukreuzen.«

      »Ich bin Ihnen über den Berg zum Hof gefolgt, statt in die Villa zurückzukehren, so wie Sie gesagt hatten«, erklärte Yanni. »Als sie Sie herausbrachten und in den Lieferwagen steckten, bin ich aufs Reserverad hinten geklettert.«
      »Das muß eine ziemlich üble Fahrt für dich gewesen sein«, bemerkte Lomax.
      »Es hätte schlimmer sein können.« Der Junge zuckte die Schultern. »Ich wollte eigentlich zu Kytros gehen, aber ich habe mich nicht getraut, Sie zu verlassen. Wegen der Lampe konnte ich nicht über den Landesteg gehen, deshalb bin ich vom Strand aus hinausgeschwommen und über das Heck hereingeklettert. Und dabei habe ich dann die Büchse umgeworfen.« Er zögerte und fügte zaghaft hinzu: »Habe ich es richtig gemacht, Mr. Lomax?«
      Lomax grinste auf ihn hinab. »Ich frage mich langsam, wie ich jemals ohne dich ausgekommen bin.«
      Der Nebel, der von der Wasseroberfläche aufstieg, war ein bißchen dichter geworden, aber innerhalb weniger Minuten sah er die Hafenlichter an der Backbordseite auftauchen und änderte den Kurs.

    Als sie am Ende des Piers vorbeikamen, ging Yanni aufs Deck hinaus und stand mit einem der Taue bereit. Lomax verringerte die Geschwindigkeit und stellte den Motor ab, als sie noch ein paar Meter vom Steg entfernt waren. Er hatte sich ein wenig verschätzt, und das Boot trieb seitlich gegen die Pfosten, so daß das Holz splitterte. Der Stoß ließ Lomax durch das Ruderhaus taumeln.
      Als er aufs Deck hinaustrat, befand sich Yanni bereits auf dem Landesteg, wo er fachmännisch das Seil an einem Poller befestigte.

      Er grinste. »Wie lang ist es her, seit Sie ein Boot in den Hafen eingefahren haben, Mr. Lomax?«
      »Jedenfalls sind wir angekommen«, sagte Lomax. »Das ist es, was zählt. Wie weit ist es bis zur Polizeistation?«
      »Sie ist gleich um die Ecke«, erwiderte Yanni. »Zwei Minuten vielleicht. Soll ich Sergeant Kytros ho len?«
    Lomax nickte. »Ich werde hier warten.«
      Ein dumpfes Echo hallte übers Wasser, als der Junge die Holzplanken des Landestegs in Richtung des Kais entlangrannte und dann im Dunkeln verschwand.

      Als Lomax sich umdrehte, sah er, daß Riki aufgestanden war. Er starrte auf seinen Bruder hinab, seine Beine waren gespreizt, den verletzten Arm preßte er fest gegen die Seite.

      »Wer hat dich und deinen Bruder und Dimitri auf mich gehetzt?« fragte ihn Lomax. »War es Alexias Pavlo?«

      Riki hob langsam den Kopf. Im gelben Licht der Lampe waren seine Augen schwarze Löcher, sein Gesicht glitzerte vor Schweiß, eine Maske des Schmerzes. Er antwortete nicht, und doch lag sein Haß zwischen ihnen wie etwas Lebendes, und Lomax lief unwillkürlich ein Schauder über den Rücken. Ein schwacher Wind erhob sich und drang durch seine nasse Kleidung; er drehte sich um, stieg über die Reling und ging den Landesteg entlang.

    Als er den Kai erreicht hatte, zögerte er. Er wußte, es wäre das Vernünftigste gewesen, auf Kytros zu warten, ihm alles zu überlassen. Aber dann dachte er an Dimitri, der draußen auf dem Bauernhof auf die Nachricht wartete, daß er - Hugh Lomax - tot sei, und Zorn regte sich in ihm. Er stieg in den Lieferwagen und fuhr gleich darauf in schnellem Tempo davon.
      Ein vereinzeltes Licht begrüßte ihn in der Dunkelheit des Tals,

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