Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Knebel aus und sog hastig die frische Salzluft ein. Er vergeudete keine Zeit mit zwecklosen Fragen. »Wenn du ein Messer hast, beeile dich, mein Sohn. Er kann jeden Augenblick zurückkommen.«

      Ein Klicken ertönte, als der Junge auf den Knopf eines Springmessers drückte, und gleich darauf rieb sich Lomax die Handgelenke, wobei er vor Schmerz zusammenzuckte, als das Blut wieder zu zirkulieren begann.
      Als Yanni den Strick durchschnitt, mit dem die Knöchel gefesselt waren, wurde der Motor abgestellt und das Boot verlangsamte seine Fahrt. Der Junge zog sich ins Dunkel zurück und Lomax sagte leise: »Misch dich jetzt nicht ein. Ich möchte nicht, daß dir was zustößt.«
      Gelächter wurde hörbar, und Nikita tauchte aus dem Ruderhaus auf und kam auf Lomax zu. Er kauerte sich neben ihm nieder und grinste. »Jetzt dauert's nicht mehr lang, Engländer.«
      Er erstarrte plötzlich, das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht, und als er sich vorbeugte, schlug ihm Lomax mit der Handkante quer über die Luftröhre.
      Nikita stieß einen schrecklichen, erstickten Schrei aus und kippte nach hinten, um sich auf dem Deck zu winden, seine Hände zerrten an seinem Hals. In diesem Augenblick kam Riki aus dem Ruderhaus, die Beretta schußbereit in der Hand. Er feuerte schnell, und Lomax tat das einzig Mögliche, er warf sich mit einem flachen Kopfsprung über die Reling.

    Als das Wasser über ihm zusammenschlug, war er bereits am Wenden, um unter dem Boot durchzuschwimmen, wobei ihn der Kiel schmerzhaft am Rücken kratzte. Er tauchte auf der anderen Seite neben einer kurzen Leiter auf, so wie Schwammtaucher sie zu benutzen pflegen. Dort blieb er ein paar Sekunden lang hängen, um Atem zu schöpfen.

      Das Wasser war überraschend kalt, und er schauderte, als er die Leiter hinaufkletterte. Riki stand da, den Rücken ihm zugewandt, und spähte ins Meer hinab, und als Lomax über die Reling kletterte, kam Yanni hinter dem Haufen Netze hervor.
      Er hob den Arm, die Schneide glitzerte im Mondlicht wie Silber, und in genau diesem Augenblick drehte sich Riki um. Er wich blitzschnell aus, entwand dann dem Jungen das Messer und warf es ins Wasser. Als Yanni zurückwich, folgte er ihm, das Gesicht vor Wut verzerrt, die Beretta drohend erhoben.
      Ein kräftiger, fast zwei Meter langer Haken, dafür gedacht, große Fische hereinzuziehen, hing neben dem Ruderhaus. Es war die einzig vorhandene Waffe. Lomax packte den Haken und trat schnell vor.
    »Hier bin ich, Riki!« rief er.
      Der Grieche blickte zu ihm hinüber, sein Unterkiefer sank vor Erstaunen herab, dann traf er Anstalten, sich umzuwenden und die Beretta in Anschlag zu bringen. Lomax schlug ungeschickt mit dem Haken zu, und die Spitze drang durch die schwere Matrosenjacke hindurch in die rechte Achselhöhle.
      Riki schrie auf, ließ sofort die Waffe fallen und taumelte rückwärts, wobei er den Haken mitriß. Er löste ihn aus der Achselhöhle, sank auf den Netzhaufen nieder und stöhnte vor Schmerz.
      Yanni taumelte zur Reling und beugte sich über sie, sein schmächtiger Körper bebte. Lomax hob die Beretta auf und ging zu ihm hin. Der Junge drehte sich um, wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und versuchte, seine Tränen zu unterdrücken, was ihm jedoch nicht gelang.
    »Ich dachte, Sie seien tot«, sagte er. »Ich dachte, mit Ihnen sei's aus.«
      Lomax schob ihn sachte in Richtung des Ruderhauses. »Geh dort hinein und warte auf mich. Es wird nicht lange dauern.«
      Er steckte die Beretta ins Gurtband seiner Hose und ging in die Kombüse. Es war dunkel und muffig dort, aber es gelang ihm, ein Handtuch zu finden, mit dem er aufs Deck zurückkehrte.
      Riki kauerte neben seinem Bruder, der völlig still dalag, den Kopf zur Seite gewandt; das Weiße in seinen Augen schimmerte in dem trüben gelben Licht, das aus dem Ruderhaus drang.
      Lomax ließ sich auf ein Knie nieder, rollte das Handtuch fest zusammen und streckte es Riki hin. »Wenn du das so fest wie möglich unter deinen Arm preßt, bleibst du vielleicht noch lange genug am Leben, um einen Arzt aufzusuchen.«

      Rikis Gesicht war graugelb im Lampenlicht, seine Augen starrten bewegungslos. »Er ist tot«, sagte er stumpf. »Mein Bruder ist tot.«
      Lomax hob den Arm des Mannes seitlich hoch und schob das zusammengewickelte Handtuch an die richtige Stelle. Riki versuchte gar nicht, sich dagegen zu wehren. Er hockte da neben der Leiche seines Bruders und preßte den

Weitere Kostenlose Bücher