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Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Titel: Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Luna Aarden
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Häuserblocks auf die Straße gelangt, als Jeremy plötzlich stehen blieb.
    "Verflucht!", stieß er aus. "Der Tresor steht noch offen!" Er setzte Hayward ab. "Wink schon mal einer Droschke!"
    "Lass den verdammten Tresor Tresor sein und hilf mir!", schluchzte Hazel.
    "Nein, und ich geh auch nicht ohne das Testament!", widersprach Jeremy.
    "Jeremy!!!"
    Aber er war schon die Stufen hinauf und in der Tür verschwunden.
    Völlig verstört blieb Hazel zurück.

    Hazel blickte die Straße auf und ab, ob nicht eine Droschke zu sehen wäre, doch alles, was nahte, war nur eine dustere Gestalt, die beim Näherkommen zaudernd ihre Schritte verzögerte, um schließlich, als Hazel drohend Haywards Degen zog, eiligst an ihnen vorbeizuhasten.
    Kurz darauf näherte sich eine Gruppe von Straßenjungs. Hazels Herz klopfte heftig. Hoffentlich hatten sie keine Knüppel dabei ...
    Hazel bemühte sich um einen festen und burschikosen Tonfall. "He, ihr da!", rief sie die Jungen an.
    "Hm? Was gibt’s?"
    "Der Herr hier hat einen über den Durst getrunken und braucht eine Droschke."
    Die Jungen sahen sich grinsend an. "Eine Droschke will er!", lachte der eine und rempelte seinen Kumpel in die Seite. Der größte von den Vieren schlenderte heran und baute sich lässig vor ihr auf. Hazel merkte, wie ihre Beine zu zittern anfingen. "Verzeihung, junger Herr", sagte er zu Hazels Verblüffung jedoch artig, "heute ist das Feuerwerk für den König, da gibt’s keine freien Droschken in der ganzen Stadt."
    "Wenn einer von euch es schafft, mir trotzdem eine zu besorgen, dem geb‘ ich einen Schilling!", sagte sie.
    Die Jungs blickten sich untereinander verschwörerisch an. Zweifellos waren sie sich bewusst, dass der junge Herr dort in einer Zwangslage war. "Einen Schilling für jeden von uns!", verlangten sie. Ein Schilling war in den Augen dieser Jungen schon viel, aber vier - das war zweifellos ein Wucherpreis. Doch Hazel wusste, dass es nicht die Zeit war, um mit ihnen zu verhandeln. Außerdem war es Haywards Geld.
    "Einverstanden!", erklärte sie. "Aber ihr kriegt das Geld erst, wenn die Droschke hier vor meiner Nase steht!"
    "Geht klar!", und weg waren sie.
    Hazel atmete auf.
    Jetzt brauchte sie nur noch Geld, um die Jungen zu bezahlen – sie würden sonst bestimmt ungemütlich werden.
    Hazel tastete über Haywards Kleidung. In seiner Brusttasche hatte er normalerweise seine Brieftasche stecken. Als sie hineinfasste, hörte sie es rascheln und ihre nachtastenden Finger zogen ein zusammengefaltetes Papier hervor. Im Lichtschein der Laterne zeigte sich jedoch, dass es nur ein Brief, kein Geldschein war. Das Blut war schon durch den Stoff gesickert, das Papier schon feucht, aber noch nicht gänzlich aufgeweicht, Hazel wischte es rasch an Haywards Hemd ab. Es blieben zwar ein paar blutige Schlieren haften, aber es war einigermaßen trocken und so steckte sie den Brief in eine weiter unten liegende Tasche auf der anderen Seite seiner Jacke. Dort fand sie dann auch etliche Münzen, die vielleicht sogar noch für den Droschkenfahrer reichen würden – wenn er am heutigen Tage normale Fahrpreise nehmen würde jedenfalls. Sicherheitshalber suchte sie auch seine anderen Taschen durch, fand aber auf der anderen Seite nur noch ein paar Pence.
    Sie nahm vier einzelne Schilling in die Hand, kontrollierte, ob der Verband noch stramm saß, und deckte Haywards dunklen Mantel über die blutige Stelle an seiner Jacke.
    Sein Atem ging rasselnd und viel zu rasch. Wenn er ihr hier unter den Händen starb?
    Hazel blickte nervös die Straße auf und ab.
    Eine streunende Katze mit räudigem Fell sprang lautlos von einer Mauer herab, ihre Augen glühten im Licht der Blendlaterne einen Moment unheimlich auf, dann wandte sie den Kopf und schlich dicht an der Mauer entlang auf Hayward zu. "Weg mit dir!", rief Hazel, verscheuchte sie mit heftigem Wedeln ihrer Arme und erschrak, weil sich gleichzeitig mit der Katze auch ein kleiner, dunkler Schatten von Haywards Mantel löste – eine Ratte, die wohl von dem Blutgeruch angelockt worden war.
    In diesem Moment ging krachend und prasselnd das Feuerwerk los. Selbst von hier aus konnte man die sprühenden Funken der Böller hoch über den Dächern der Häuser sehen, prächtige Feuerblumen, die in der schwarzen Nacht aufbrachen und im nächsten Moment schon wieder verglühten. Smaragde schleudernde Drachen, zuckende Feuerlilien, blitzender Blauregen und goldene Funkenzungen vergingen, kaum dass sie entstanden waren.
    Von Jeremy

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