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Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Titel: Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Luna Aarden
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abzulegen. Wenn es gut geht, kann er in zwei Tagen schon wieder aufstehen. In beiden Fällen sehe ich keinen Grund, unnötig viele Leute aus ihren Betten zu reißen und um ihren wohlverdienten Nachtschlaf zu bringen."
    Er schüttelte Hazel die Hand. "Gute Arbeit, junger Mann!", sagte er und trampelte im nächsten Augenblick auch schon die Treppenstufen hinunter.
    "Der Arzt hat Recht", meinte Hazel. "Es ist nicht nötig, dass alle wach bleiben. Schicken Sie die Leute ins Bett, sie haben morgen noch genug zu tun. Wenn Sie mit dem Stallburschen zusammen Lord John ankleiden könnten, trinke ich in der Zwischenzeit meinen Tee aus und könnte die Nachtwache übernehmen. Ich bin so aufgewühlt, ich kann jetzt sowieso nicht einschlafen."
    Wilson nahm dieses Angebot dankbar an. Er trug zwei Dienern auf, die gepolsterte Ottomane aus der Bibliothek und das Fußbänkchen zu holen, bot ihr an, sich dort mit Lektüre zu versorgen, und brachte Hazel noch weitere Kerzen, Kissen und Decken.
    Als Hazel, eine Kerze in der Hand und drei Bücher unterm Arm, aus der Bibliothek in Haywards Schlafzimmer zurückkehrte, war Seine Lordschaft bereits angezogen. Wilson wartete noch auf sie. "Lord John ist zu sich gekommen, als wir ihn angekleidet haben", flüsterte er. "Er schläft jetzt. Ich habe mir mein Nachtlager nebenan im Ankleidezimmer gemacht. Wenn irgendetwas ist, wecken Sie mich."
    Es war Viertel nach drei.
    Hazel goss sich aus der Kanne noch Tee in die Tasse, rückte sich eine kleine Kommode zurecht, stellte sich zwei weitere Kerzen auf und ergriff "Eine ergötzliche und illustrierte Beschreibung einer abenteuerliche Reise in den Orient, welche unter unsäglichen Widrigkeiten begangen wurde, während welcher Gefahren unerschrocken bestanden wurden und welche darob zu einem glücklichen Ende geführet wurde".
    Die Kerzen brannten nicht ganz gleichmäßig, sondern umgaben alle Möbelstücke mit wackelnden Schatten. Haywards Atmen erklang überlaut im Raum. Die kleine Uhr auf dem Sims war gewiss nicht stehen geblieben, denn die kleine Unruh mit den kugelrunden Gegengewichten schwang stetig im Bogen hin und her, aber irgendwie schien die Zeit nicht recht voran gehen zu wollen. Als Hazel das Buch beiseite legte, waren eben erst zehn Minuten vergangen, sie hatte festgestellt, dass sie Mühe hatte, sich auf die Sätze zu konzentrieren, und hatte sich zuletzt nur noch die Kupferstiche angeschaut.
    Hayward bewegte sich leicht. Sein Kopf rollte auf die andere Seite, so dass sein Gesicht ihr jetzt zugewandt war.
    Hazel betrachtete ihn nachdenklich. Der Schlaf ließ seine Züge weicher erscheinen, das energische Kinn weniger kantig. Die Lippen waren ganz leicht geöffnet und wirkten dadurch voller, sein Haar war zerzaust und gab ihm ein jungenhaftes Aussehen.
    Doch da tauchte das Bild vor ihrem geistigen Auge auf, wie er, das schwarze Tuch vors Gesicht gebunden, vor dem offenen Tresor stand und das Brillanthalsband in der Hand hielt. Er hatte unerkannt flüchten wollen ...
    Und was war mit seinem Geständnis über Gastons Fertigkeiten, ein Schloss zu knacken? War Hayward der Juwelendieb, der in den letzten Wochen für Furore gesorgt hatte? Der Bandit, der mit seinen Kumpanen die Straßen unsicher machte und schon einige Menschen ermordet hatte?
    Sie fröstelte.
    Also trank sie den Tee, wickelte sich in beide Decken ein, kuschelte sich in das Kissen auf dem Ohrensessel und legte ihre Beine auf die Polsterung der Ottomane. Um sich abzulenken, öffnete sie den Buchdeckel des zweiten Buchs, fand es aber für ihre übermüdeten Augen zu anstrengend zu lesen und klappte es bald wieder zu. Sie war so daran gewöhnt, Haywards Körper unverändert im Bett liegen zu sehen, dass sie heftig zusammenschrak, als sie gewahr wurde, dass seine Augen offen waren.
    "Hayward?", fragte sie leise.
    Er reagierte nicht.
    Sie stand auf und setzte sich zu ihm auf die Bettkante. Seine Augen glänzten fiebrig, sein Atem ging hörbar und viel zu rasch. Sie legte ihre Hand auf seine Stirn, um zu fühlen, wie hoch sein Fieber sei. Auf diese Berührung hin wandte er ihr den Kopf zu und sah sie unverwandt an, sein Blick war seltsam, als schaue er durch tiefes Wasser hindurch bis auf den Grund. Ein müdes Lächeln glitt über sein Gesicht und er hob kraftlos die Hand. Hazel fühlte seine suchenden Finger zart über ihren Arm streichen.
    "Eleanor!", flüsterte er matt, schloss die Augen und fiel zurück in unruhigen Schlaf.

    Hazel saß starr, ihr Herz klopfte ihr bis zum

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