Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
kenne niemand anderen mit solchen guten Beziehungen zum Hofe. Niemanden, dem ich einen solchen Auftrag anvertrauen möchte, jedenfalls."
"Und warum sollte ich das tun?", gurrte sie.
"Weil Ihnen vielleicht daran gelegen wäre, mich Ihnen geneigt zu machen?", mutmaßte Kirby.
Arabell lachte hell auf. "Das ist das absurdeste Ansinnen, das je an mich gestellt wurde!", befand sie.
Kirby fuhr mit seinem Finger die Kante ihres Dekolletees entlang. "Warum?", meinte er. "Es wird dringend Zeit, dass ich wieder heirate. Sie gönnen mir ein kleines, süßes letztes Abenteuer – und ich werde in Erwägung ziehen, ob ich um Ihre Hand anhalten werde."
Arabell hob die Augenbraue. "Ist das etwa ein Antrag gewesen?", fragte sie sanft.
"Auf gar keinen Fall", wies der Marquis entschieden zurück. Er erhob sich, ging um das Sofa herum, beugte sich über die Lehne und flüsterte: "Ich werde nicht um Ihre Hand anhalten, bevor Sie mir nicht diesen kleinen Gefallen getan haben."
Arabell fächelte sich Luft zu und musterte Kirbys unergründlichen Ausdruck seiner glutschwarzen Augen. "Und was", fragte sie langsam, "gibt mir die Gewissheit, dass Sie anschließend Ihr Wort auch halten werden?"
"Welches Wort?", entgegnete Kirby süffisant und setzte einen zarten Kuss auf Arabells bloße Schulter.
"Sie sind eiskalt!", stellte sie fest.
"Dann passen wir ja wunderbar zusammen", raunte der Marquis und küsste ihr den Hals hinauf, bis er ihr Ohrläppchen erreichte.
Am folgenden Abend fuhr Lady Arabells Kutsche an Woodworth‘ Fechtclub vorbei. Als sie um die Ecke gebogen waren, hielt sie an, ein schlanker Frauenarm winkte einen Straßenjungen herbei und übergab ihm ein Zettelchen, das der Junge sogleich zum Club trug und dort für Woodworth abgab.
Das Blatt enthielt nicht mehr als die Zeichnung eines Eichenlaubs, dem Hauptmotiv aus dem Wappen der Cucumbers. Da Woodworth nicht lesen konnte, hatte man sich auf dieses Zeichen geeinigt.
Der Junge kehrte zurück und richtete: "Eine Viertelstunde" aus, empfing seinen Penny und trollte sich.
Verärgert gab Lady Arabell dem Kutscher Anweisung, einmal um den Block zu fahren.
Sie hatte den Verdacht, dass Woodworth gar keine Verpflichtung hatte, sondern in Wahrheit sofort für sie Zeit gehabt hätte und sie mit voller Absicht warten ließ, nur um ihr zu zeigen, dass sie nicht augenblicklich über ihn verfügen könne.
Als die Zeit herum war, fuhr die Kutsche auf der Rückseite des Clubs an einer kleinen Seitengasse vorbei und hielt kurz an. Auf der von der Straße abgewandten Seite stieg Lady Arabell, in ein Cape gehüllt, ungesehen aus und huschte in die schmale Gasse, deren Ende ein festes Tor begrenzte.
Sie klopfte das verabredete Zeichen.
Ein geheimnisvolles, leises Quietschen erklang, das in ihr stets die Vorstellung von einem geheimen Mechanismus weckte, der die Tür öffnete, obwohl es nichts mehr war als das Geräusch des kleinen Metallschildchens, welches das Guckloch verdeckte und nun von jemandem jenseits der Tür beiseite geschoben wurde. Der Riegel wurde zurückgezogen, die Tür schwang auf. Lady Arabell trat ein. Einige Stufen, ein kurzer Gang – und sie schritt durch eine geöffnete Türe in ein großes Zimmer, aus dem ihr ein warmes Licht entgegenschien.
Woodworth saß, die Füße auf dem Tisch, auf einem bequemen Fauteuil, und spielte angelegentlich mit einem Degen, dessen Griff ausgesprochen kunstvoll gearbeitet war.
"Nur herein!", sagte er süffisant und ohne ein Anzeichen, sich etwa aus Höflichkeit erheben zu wollen.
Lady Arabell nahm es pikiert zur Kenntnis, ließ sich allerdings nichts anmerken. Sie ließ sich auf dem breiten Chaiselongue nieder.
"Worum geht es?", erkundigte Woodworth sich angelegentlich.
Sie benötigte nur wenige Minuten, um Woodworth den Plan des Marquis darzulegen, wie es zu bewerkstelligen sei, ihm Viola Hawthorne in die Arme zu treiben.
Woodworth hob die Augenbraue. "Und was habe ich damit zu tun?", fragte er gelangweilt.
Die Countess schritt, nicht in der Lage, ihren Zorn gänzlich zu unterdrücken, im Zimmer hin und her. "Ich war ganz nahe dran, dass Kirby mir einen Heiratsantrag macht", grollte sie, "da kommt mir diese Viola dazwischen! Ich will ihm dieses Flittchen aber nicht gönnen, auf keinen Fall! Am Ende wird eine längere Affäre daraus und er kommt auf andere Gedanken und ich bin die Dumme."
"An was haben Sie dabei gedacht?", erkundigte sich Woodworth. "Soll ich sie bedrohen und einschüchtern, damit sie von Kirby
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