Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
ablässt?"
"Nein - das reicht nicht ... es ist ja der Marquis, der nicht von ihr ablässt ... nein, sie muss für immer verschwinden – du verstehst?"
Woodworth legte die Spitze seines Degens langsam auf seinen Fuß. "Sie wollen allen Ernstes, dass ich Sie töte?", fragte er gedehnt.
"Was soll diese Ziererei? Es wäre ja nicht dein erstes Mal."
"Warum räumen Sie sie nicht selbst aus dem Weg?", fragte Woodworth rauh. Er hob das Weinglas, das vor ihm stand, und schwenkte es bedeutungsvoll. "Ein Getränk mit betäubender Wirkung und ein sauberer Stich mit dem Stilett – oder besser gleich ein Gifttrunk ..."
"Mein Lieber", erwiderte die Countess hochmütig, "du musst doch einsehen, dass diese Methode unweigerlich dazu führen wird, dass man sich für die Umstände ihres plötzlichen Todes interessieren wird und nach der Person forschen, die ihr das Gift verabreicht hat. Nein, das ist zu riskant. Etwas anderes ist es, wenn sie auf der Fahrt mit der Kutsche von den Juwelenräubern überfallen wird, die in letzter Zeit ja ständig von sich Furore gemacht haben. Ein Überfall wie die anderen auch, nur dass die Opfer diesmal nicht mit dem Leben davongekommen sind. Man wird ihren Tod auf jeden Fall den Juwelenräubern zuschreiben und nicht weiter nach einem anderen Mörder suchen."
Woodworth klopfte sich mit dem Degen gegen den Schuh. "Was Sie vorhaben, ist recht gewagt ... Ein rascher Überfall auf eine Kutsche – kein Problem, man bedauert die Opfer und lässt es schulterzuckend dabei, dass man die Juwelenräuber wohl nie erwischen wird. Aber sobald ein Mord im Spiel ist, wird man andere Geschütze auffahren, man wird die Sache näher untersuchen und es wäre übel, wenn man uns allen nur wegen Ihrer kleinen Privatrache auf die Schliche käme."
"Mein lieber Woodworth", meinte die Gräfinwitwe kalt, "ich sollte dich wohl darauf hinweisen, dass ich keineswegs auf dich angewiesen bin. Falls du es vergessen haben solltest: ich bin diejenige, die in den vornehmen Kreisen verkehrt. Ich kann jederzeit günstige Gelegenheiten auskundschaften und mit den übrigen Männern einen neuen Überfall durchführen. Du aber nicht. Du bist ganz auf meine Vorarbeit angewiesen. Außerdem bin ich es, die den Schmuck, sobald etwas Gras über die ganze Sache gewachsen ist, als Familienerbstück ausgeben und jedes Teil zu einem anderen Juwelier tragen wird. Jeder Hehler würde dir nur einen Hungerlohn auszahlen. Und ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass du mit deinem verflixten Fechtclub einigermaßen in der Kreide stehst und noch längst nicht aus dem Gröbsten raus bist."
Woodworth lachte auf und imitierte mit dem Degen einen Durchzieher. "Aber ein Mord? Warum sollte ich mir damit die Finger schmutzig machen? Eine kleine Entführung – in Ordnung. Oder wenn Sie mir in Aussicht stellen würden, Matthew Hawthorne in meine Gewalt zu bringen - das wäre allerdings nicht ohne gewissen Reiz. Aber so ..."
Lady Arabell lachte laut auf. "Du Tölpel!", rief sie zornig. "Was glaubst du denn, wer dieser Matthew Hawthorne ist?" Ohne ihren Triumph verbergen zu können, platzte sie heraus: "Viola und Matthew sind ein und dieselbe Person! Dein süßer Matthew ist ein Mädchen in Hosen, weiter nichts!"
Woodworth stierte Lady Arabell argwöhnisch an. "Ein Mädchen?", fragte er ungläubig. "Ach, Unsinn! Das hätte der Marquis mir doch längst gesagt!"
"Hätte er?", fragte die Countess diabolisch.
Woodworth stockte, weil er sich plötzlich an Kirbys süffisantes Grinsen neulich erinnerte.
"Mein Freund", fuhr die Countess fort, "ich kann dir versichern, dass der Marquis nur allzu gut Bescheid weiß. Er hat aus Matthew Hawthorne eine Mrs. Shandelton gemacht und sie in einem Liebesnest in der Greenstreet einquartiert. Und um deine letzten Zweifel auszuräumen: Viola Hawthorne hat zwei auffällige Leberflecke genau an denselben Stellen wie Matthew. Und vielleicht musste Matthew nur deshalb so dringend nach Bath fahren, weil Viola, als ich ihr neulich begegnete, einen kleinen Kratzer an der Oberlippe hatte, der sich nur allzu offensichtlich schwer überschminken ließ."
Diese Erwähnung von Matthews winziger Verletzung beseitigte schlagartig Woodworth‘ letzten Argwohn. Oh, verflucht! Sie sagte die Wahrheit!
Woodworth nagte düster an seiner Unterlippe. "Aber", fragte er, "warum sollte Viola Hawthorne so dämlich sein, allein und noch dazu abends in der Kutsche nach Mayfanhair zu fahren?"
"Das, mein Lieber", gab die Countess lächelnd
Weitere Kostenlose Bücher