Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
festgezurrt war.Hayward war die Straße ein Stück heraufgegangen und kehrte nun mit seinem eigenen Pferd zurück, das er hinten an die Kutsche band. Er kam heran, beugte sich hinab und griff Jeremy unter die Achseln. "Helfen Sie mir, ihn in den Wagen zu heben", sagte er knapp. Hazel hob seine Beine. Jeremy stöhnte auf.Sie setzten ihn auf den Wagenschlag. Während Hayward ihn gestützt hielt, kletterte Hazel von der anderen Seite in den Wagen, um Jeremy entgegenzunehmen."Legen Sie ihn auf den Boden", riet Hayward. "Er wird trotzdem durchgeschüttelt werden, das ist nicht zu vermeiden. Halten Sie den Verband fest auf die Wunde gedrückt, damit er nicht so viel Blut verliert. Ich fahre.""Und der Kutscher?", fragte sie."Ist schon tot", erwiderte Hayward kalt und schlug von außen die Tür zu.Er band die Kutschpferde los und führte sie versuchsweise auf die Straße. Als er sicher war, dass sie ihm folgen würden, stieg er auf und zog die Zügel an.Nach etlichen Minuten beugte Hazel sich aus dem Wagenfenster. "Wohin fahren wir?", fragte sie nervös. "Ich habe keine Ahnung, wo wir sind!""Wir müssen das nächste Haus nehmen, das auftaucht, und nach einem Arzt schicken", gab Hayward zurück.Hazel starrte nach vorne. Man konnte in einiger Entfernung Licht durch die Bäume schimmern sehen, zwei Fenster waren hell erleuchtet. Im Mondlicht tauchten dunkel die Umrisse des Gebäudes auf, und als die Bäume zur Seite wichen, erblickte Hazel hinter einem kastenartigen Gebäude einen hoch aufragenden Turm mit einem kleinen Erker – genau die Silhouette, die sie von Kirbys Tresorbild her kannte."Hayward!," rief sie. "Es ist Mayfanhair Hall!"Hayward zügelte die Pferde. Jeremy stöhnte auf, als die Kutsche abbremste.Das eigentliche Dorf Mayfanhair war sicher noch drei Meilen entfernt."Fahren Sie!", flehte Hazel. "Was zögern Sie noch?""Also dann", murmelte Hayward, "auf in die Höhle des Löwen!", und trieb die Pferde wieder an.
Als die Kutsche mit knirschenden Rädern in die Auffahrt von Mayfanhair Hall einbog und vor dem Gebäude hielt, kam ein Diener mit einer Laterne heraus.Beim Anblick von Haywards fahlem Gesicht erstarrte er und fragte mit entsetztem Blick: "Lord John, sind Sie das?""Ist Seine Lordschaft zu Hause?", stieß Hayward hastig hervor. "Wir brauchen einen Arzt! Ich bringe Miss Hawthorne und ihren Bruder. Er wurde angeschossen."Der Diener rief sogleich drei andere Bediente zur Hilfe, den einen schickte er, um den Arzt zu holen, den anderen, um Seine Lordschaft zu verständigen, den dritten, um die Haushälterin und die restliche Dienerschaft zu wecken.Er kam zurück zur Kutsche und erbleichte, als er im Licht der Laterne Hazel und Jeremy sah. "Um Himmels Willen!", rief er. "Kommen Sie rasch ins Haus!""Wir brauchen eine Trage für meinen Bruder", sagte Hazel mit zitternder Stimme, indem sie auf Haywards Hand gestützt aus der Kutsche kletterte.Ein Stallbursche kam herausgerannt und übernahm die Zügel der Pferde. Er schlug vor, zwei Besen zu nehmen und eine Decke doppelt darüber zu schlagen, so hätten sie vorgestern den besoffenen Fred nach Hause geschafft. Der Diener lief ins Haus, um die benötigten Dinge zu holen."Ist Seine Majestät der König hier auf Mayfanhair?", fragte Hazel nervös.
Der Stallbursche schaute sie mit großen Augen an.
"Oder ein anderer hoher Herr?", ergänzte sie, denn ihr fiel ein, dass der König hier ja inkognito verweilen wollte."Seine Lordschaft hat keinen Besuch von gar niemand", antwortete der Bursche.Im Gegenlicht der Eingangstür erschien Kirby mit einer eigenen Laterne.
"Viola?", rief er und kam die paar Stufen herabgeeilt. "Was höre ich?"In diesem Moment erblickte er Haywards Gestalt. "Sie?", fragte er erstaunt und nicht ohne Misstrauen.
Aber ihm blieb keine Zeit, weitere Überlegungen anzustellen, denn als er die Lampe gehoben hatte, war auch Hazel in den Lichtschein geraten und Kirby konnte die verwischten Reste der Schminke sehen und die kurzen Haarsträhnen, die durch Woodworth‘ brutales Vorgehen aus Hazels Frisur gezerrt waren. Bestürzt starrte er sie an. "Um Gottes Willen!", stieß er hervor. "Was ist passiert?Hazel konnte nicht länger ihre Fassung bewahren. "Oh, Dave!", schluchzte sie, "wir sind überfallen worden!"Er nahm sie in die Arme und zog sie an sich. "Überfallen?", fragte er beunruhigt."Von Lady Arabell und Woodworth und zwei anderen Männern. Sie haben Ihren Kutscher erschossen und auch Jeremy schlimm verletzt!"Kirby warf über Hazels Schulter hinweg
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