Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
Spiegel gnadenlos seinen desolaten Zustand vorgeführt bekam und sich mit einem Tuch den kalten Schweiß von der Stirn wischte, hegte er aufgrund Hazels leicht hingesagter Worte eine schreckliche Befürchtung. Er hatte Hazel in letzter Sekunde aus den Fingern ihres Mörders befreit – nur um wenig später zusehen zu müssen, wie sie sich trostsuchend in Kirbys Arme flüchtete. Hatte er sie also gerettet – und dennoch verloren?Vergeblich versuchte er, wenigstens sein Äußeres in einen zivilisierten Zustand zu bringen. Der Spiegel zeigte ihm trotz allem ein hohläugiges Angesicht mit blassen Wangen.Erschöpft ließ er sich in einen Sessel fallen. Diese vertraute Art ihres Umgangs miteinander, dass sie bei Kirby Schutz suchte statt bei ihm, die Tatsache, dass sie keinerlei Verdacht gegen den Marquis hegte, obwohl der König nicht hier war und an der ganzen Sache mit der Audienz etwas faul war ...Kein Zweifel, die einzige Möglichkeit, herauszufinden, ob und inwieweit Kirby in diese Sache involviert war, bestand darin, hinunterzugehen und Kirby in ein Gespräch zu verwickeln.Vor ihm auf dem Sekretär war Papier und Schreibzeug. Es konnte nicht schaden, eine kleine Vorsichtsmaßnahme zu ergreifen ... Wenn Kirby die Spinne war, musste man ihr nicht unbedingt wehrlos ins Netz gehen. Und so nahm er die Feder, tunkte sie in die Tinte und schrieb an den Pfarrer von Mayfanhair einige Zeilen, in denen er ihm mitteilte, dass es bei einem Überfall einen Toten gegeben habe und dass man, da der Marquis oder dessen Angestellte eng darin verwickelt seien, unverzüglich einen Trupp der nahebei stationierten Militärs herschicken und fernerhin einen weiteren Trupp aussenden müsse, um Lady Arabell Cucumber und den Fechtmeister Reginald Woodworth aus London möglichst schnell aufzuspüren und zu inhaftieren. Rasch versiegelte er den Brief und trat auf den Flur. Ein Stiefelknecht war schnell gefunden. Hayward händigte ihm die Nachricht aus, erwähnte, das sei eine Botschaft für den zuständigen Pfarrer, der wegen des toten Kutschers kommen solle, kramte aus seinen Taschen noch einen halben Schilling heraus und versprach ihm, damit der Knecht den Brief auch tatsächlich überbringen würde, einen weiteren, wenn er mit einer schriftlichen Antwort oder dem Pfarrer selbst zurückkäme.
Als Hayward am Fuß der Treppe angekommen war, trat Kirby aus einem Raum heraus, dessen Tür offenstand.
"Miss Hawthorne lässt sich entschuldigen", sagte Hayward. "Sie möchte ihren Bruder nicht allein lassen."
Kirby nickte. "Ich weiß. Der Butler bringt ihr etwas zu essen und zu trinken auf ihr Zimmer." Er wies in die Richtung der geöffneten Tür. "Kommen Sie!", lud er Hayward ein. "Setzen Sie sich und trinken Sie erst mal einen auf den Schrecken." Er folgte ihm in den Salon und komplimentierte ihn an den gedeckten Tisch.
"Nur Wasser bitte", lehnte Hayward jeden Alkohol ab.
"Ich hoffe, Sie geben mir endlich eine Aufklärung, was eigentlich vorgefallen ist", meinte der Marquis, "ich kann – das gebe ich zu - meine Neugier kaum noch zügeln."
"Es sieht so aus, als sei Miss Hawthorne in eine Falle gelockt worden", begann Hayward. "Lady Arabell scheint ihr glaubhaft gemacht zu haben, dass der König inkognito hier auf Mayfanhair sei, und Miss Hawthorne wollte die Gelegenheit nutzen, bei einer Begegnung, die wie zufällig aussehen sollte, den König persönlich zu sprechen."
"Das war also der Grund, weshalb sie mich für heute Abend um die Kutsche und die Grauen gebeten hat!", knurrte Kirby. "Hätte ich gewusst, was sie vorhat, hätte ich sie ihr natürlich glatt verweigert. Und es war tatsächlich Lady Arabell, die diese Kutsche überfallen hat – da sind Sie ganz sicher?"
"Beziehungsweise Woodworth und zwei andere Männer, die ihren Befehlen gehorchten", bestätigte Hayward. "Sie wollten ihren geplanten Mord an Miss Hawthorne wie einen Raubzug dieser Banditen aussehen lassen."
"Mord? Aber wieso sollte Arabell so etwas tun?"
"Um eine Rivalin auszuschalten?", mutmaßte Hayward. "Ich bin mir einigermaßen sicher, dass Lady Arabell sich in Bezug auf Ihre Person gewisse Hoffnungen gemacht hat."
Kirby lachte. "Nun ja - sie hat mir ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass ihr mein Heiratsantrag nicht unerwünscht käme."
"Und? Hatten Sie vor, ihre Erwartungen erfüllen?", erkundigte sich Hayward zuckersüß.
Der Marquis nahm einen Schluck aus seinem Weinglas. "Nicht, bevor ihr Erbonkel gestorben ist", grinste er.
Hayward hob nur eine
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