Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
an. "Aber wenn es mir zu Ohren kommen sollte, dass Sie mit unserem Kampf in der Gegend herumprahlen, dann werde ich überall erzählen, wie das kleine Duell ausgegangen ist, haben Sie verstanden?"
Hazel musterte ihn wütend. "Sie können sich doch denken, dass das kaum in meinem Interesse liegen kann", erwiderte sie kalt.
"Eben", erwiderte er freundlich.
Als sie vor Greystoke Hall ankamen, hielt Hayward sie, bevor sie abspringen konnte, am Arm zurück. "Um auf meine Einladung zurückzukommen", sagte er, "ich erwarte Sie also morgen Nachmittag."
Sie warf ihm einen unfreundlichen Blick zu.
"Pünktlich", sagte er und mit aufreizender Betonung: "sowie in angemessener Kleidung."
Hazel stürmte die Stufen hinauf in die Gästezimmer, in denen sie bei Lady Irvin einquartiert waren. Jeremy hatte sie gehört, er beeilte sich, ihr in ihr Schlafzimmer zu folgen.
"Und, wie war’s?", erkundigte er sich eifrig noch auf der Schwelle. "Erzähl mir von den Pferden! Hast du sie ausprobieren dürfen? Hat Lord John sie gekauft?"
Hazel zog ihn ganz herein und schloss die Tür hinter ihm.
"Er hat es gemerkt, Jeremy!", brachte sie hervor.
"Was?", fragte Jeremy irritiert.
"Dass ich ein Mädchen bin, Blödmann! Er weiß alles! Er hat mich für morgen Nachmittag zum Tee seiner Mutter eingeladen und will, dass ich im Kleid komme."
"Ach du Scheiße!"
"Und wenn du es Mama verpetzt, meint sie bestimmt, ich muss hingehen, weil er uns sonst an die Polizei verrät."
"Ja, natürlich musst du hingehen! Das ist doch eine unglaubliche Chance für uns, Lord John hat doch gute Beziehungen zu allen möglichen Peers und erst recht sein Vater."
"Ich kann nicht!", erwiderte Hazel heftig. Plötzlich standen ihr wieder Tränen in den Augen.
"Warum denn nicht?", wunderte sich Jeremy.
Hazel brach in heftiges Schluchzen aus. "Ich kann nicht, verdammt!", stieß sie hervor. "Ich will diesen Scheißkerl nie wieder sehen!"
Jeremy blickte sie beunruhigt an. Er kannte seine Schwester gut genug, um misstrauisch zu werden und zu fragen: "Was ist passiert?"
"Nichts!"
"Nichts!", schnaubte er, "ja, das sehe ich!"
Hazel hielt ihr Gesicht mit den Händen bedeckt.
Eine böse Ahnung keimte in Jeremy auf. "Ist er zudringlich geworden? Soll ich ihn fordern?"
"Nein!", rief sie heftig. "Nein, bloß nicht! Das fehlte mir gerade noch! Du kannst ihn nicht fordern! - Außerdem kann er verdammt gut fechten."
Er wurde stutzig, musterte Hazel, nickte ahnungsvoll mit dem Kopf und meinte: "Ihr hattet ein Duell!"
"Nein!", rief Hazel heftig.
"Ihr hattet ein Duell – und er hat gewonnen", stellte Jeremy unbeirrt fest.
Hazel kamen erneut die Tränen.
"Ich weiß, dass ich Recht habe!", behauptete Jeremy. "Jetzt red endlich!"
"Er hat mir auf den Kopf zugesagt, dass ich ein Mädchen bin – was sollte ich anders tun als ihm vorzuwerfen, das sei eine Beleidigung, und ihn deswegen zu fordern."
"Hey, du hast ihn gefordert?" Jeremy blickte sie bewundernd an. "Mann, du hast Nerven! Er ist einen Kopf größer als du."
"Einen Kopf größer als du vielleicht", gab sie patzig zurück.
Er grinste, wurde aber rasch wieder ernst und fragte: "Ja und: jetzt sag schon, was ist dann passiert?", und tastete sich, als Hazel schwieg, vorsichtig vor: "Hat er dich ... angefasst?", und, als Hazel immer noch nicht antwortete, nach dem richtigen Ausdruck suchend: "Hat er dir ... Schande angetan?"
"Was redest du für einen Quatsch!", giftete sie ihn heftig an.
Jeremy seufzte.
"Also was nun: Ihr hattet ein Duell, er hat gewonnen und was dann?"
"Er hat mir das Hemd aufgeknöpft und sich davon überzeugt, dass ich ein Mädchen bin!", gestand sie ihm mit Überwindung.
Jeremy starrte sie an. "Das ist alles?", fragte er entgeistert. "Er hat dir keine Gewalt angetan, er hat dich nicht mal angefasst, er hat dir nur das Hemd aufgeknöpft? Mehr ist nicht passiert?"
"Das reicht ja wohl!", gab sie empört zurück.
"Und deswegen machst du so ein Theater?"
Hazel packte das Kissen und schlug es ihm wütend und mit aller Kraft gegen den Kopf. "Du Blödmann!", schrie sie, "Ich wusste gleich, dass ich dir es niemals hätte sagen sollen! Du bist genauso widerlich wie er!" Voller Zorn ballte sie die Fäuste und schlug wütend auf ihn ein.
Er hatte Mühe, ihre Schläge abzufangen. "Verdammt! Hör auf! Es tut mir Leid! Hör auf jetzt!" Er umarmte sie und zog sie fest an sich.
Hazel schluchzte auf. "Oh, Jeremy!", stieß sie heftig hervor. "Es war so furchtbar!"
Er streichelte ihr hilflos den
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