Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
ihr im Gras lag und schleuderte ihn hoch, so dass sie ihn ohne sich bücken zu müssen mit der Hand fangen konnte.
Sie kämpfte verbissen weiter. Die Schmach, von seiner Gnade abhängig zu sein, verstellte ihr keineswegs den Blick für die Erkenntnis, dass er sehr viel besser trainiert war als sie, und mit jeder Sekunde wurde Hazel deutlicher, dass seine Kondition der ihren weit überlegen war. Sie musste rasch ein Ende finden ...
Hazel nahm ihren Mut zusammen, wirbelte ihren Degen in der Finte, die den entscheidenden Schlag einleitete, herum und stach mit einem Ausfallschritt zu. Er sah den Stich noch kommen, sprang zurück, wurde aber durch den Baum hinter ihm so hart gestoppt, dass ihm die Luft aus der Lunge gepresst wurde, Hazels Degenspitze durchfuhr sauber sein Hemd und blieb, als Hazel den Griff erschrocken losließ, wippend in der Rinde des Baumes stecken.
Entsetzt starrten die beiden Kontrahenten sich an, bis Hayward vorsichtig seinen Arm hob und eine Spur zur Seite wich, so dass Hazel sehen konnte, dass sie nicht ihn, sondern nur eine Falte seines weiten Hemds erwischt hatte.
"Lassen Sie uns aufhören!", stieß Hazel zitternd hervor.
Hayward hob nicht ohne Arroganz seine linke Augenbraue. "Aber nicht jetzt!", befand er kaltschnäuzig, riss sich mit einem Ruck los, so dass der Stoff zerfetzte, und sprang angriffsbereit zur Seite.
Hazel packte ihren Degen und zog ihn mit einem Ruck aus dem Baum. "Hayward ...", versuchte sie es nochmals, aber er drang erbarmungslos auf sie ein und zwang Hazel unbarmherzig dazu zurückzuweichen. Als sie in die Nähe des Zweispänners gerieten, brach er plötzlich aus, eilte mit ein paar raschen Schritten zum Wagen und langte hinein. Hazel konnte nicht genau erkennen, was er gegriffen hatte, denn er stopfte es sich rasch in seine Hosentasche. Wenn sie gehofft hatte, dass er damit den Kampf für beendet ansah, so hatte sie sich getäuscht: Er ließ ihr keine Ruhe, sondern trieb sie immer mehr in die Nähe des hohen schmiedeeisernen Gitterzauns, mit dem das Parkgelände des Besitzes herrschaftlich umsäumt war. Der Zaun würde ihr ein weiteres Zurückweichen unmöglich machen. Alle Versuche, seitlich auszubrechen, erstickte Hayward im Keim, es blieb ihr zuletzt nurmehr der Weg nach vorn, aber als sie all ihre Entschlusskraft zusammennahm, um einen letzten verzweifelten Angriff zu starten, bremste er ihre Schlaghand mit seinem Degen aus, packte plötzlich mit seiner anderen Hand ihr Handgelenk, zerrte sie daran mit Kraft zu dem hohen Gartenzaun, fasste in seine Hosentasche, holte eine feste Schnur heraus, warf mit einer raschen Bewegung den Riemen um ihr Handgelenk, schlang ihn um das schmiedeeiserne Gitter des Gartenzaunes und zurrte es noch mit derselben Bewegung fest. Hazel ließ hastig ihren Degen fallen und versuchte, ihre Hand herauszuwinden, aber es war schon zu spät, und es war für Hayward ein Leichtes, ihrenDegen mit dem Fuß außer Reichweite zu schleudern. Aber erst, als er ihr zweites Handgelenk packte und ebenfalls an das Gitter fesselte, erkannte sie mit Schrecken, dass Hayward offensichtlich noch etwas ganz anderes bezweckte, als sie nur zu entwaffnen.
Hazel versuchte sich zu befreien, aber er hatte einen Gitterstab ausgewählt, der so weit vom ersten entfernt war, dass sie mit weit ausgestreckten Armen an diesem dummen Zaun hing und sich wahrhaftig kaum rühren konnte. Die Gitterstäbe drückten ihr hart in den Rücken.
"Machen Sie mich sofort los!", befahl sie wütend, "oder ich schreie!"
"Tun Sie sich keinen Zwang an", erwiderte er freundlich, "hier hört Sie niemand. Und falls doch, so ist es jedenfalls unwahrscheinlich, dass derjenige hier ist, bevor ich mit Ihnen fertig bin."
Ihre Antwort war ein gezielter Tritt, dem er jedoch auszuweichen vermochte. Er zerrte ihr die Krawatte vom Hals und verwendete sie dazu, sie um die Gitterstäbe zu schlingen und auch Hazels gestiefelte Füße zu fesseln.
Hazel schrie so laut, wie sie noch nie geschrieen hatte.
Unbewegt zog er ihr die Anzugjacke auseinander, öffnete die Weste und begann ihr ohne Umschweife das Hemd aufzuknöpfen.
Hazel wurde plötzlich von lähmender Furcht überfallen. Angstvoll aufkeuchend versuchte sie ebenso verzweifelt wie vergeblich sich loszureißen, aber alles, was sie damit erreichte, war, dass ihr die Fesseln schmerzhaft ins Fleisch einschnitten. Und da sich zeigte, dass Hayward Recht behalten hatte und niemand sich näherte, um ihr zu Hilfe zu eilen, so blieb ihr zuletzt kaum mehr
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