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Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Titel: Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Luna Aarden
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sie mit fester Stimme. "Die einzige Schuld, die dieser Junge auf sich geladen hat, besteht darin, zu klein zu sein, um an Ihren Wagen heranzukommen!"
    Seine rechte Augenbraue zuckte in die Höhe. Er musterte sie gelassen von oben bis unten. "Sie müssen neu in der Stadt sein", sagte er süffisant.
    Hazel ignorierte diese Bemerkung. "Wie können sie diesem Jungen bloß seinen Lohn vorenthalten?", warf sie ihm vor. "Sie wissen genau, dass diese Kinder und ihre Familien in äußerster Armut leben!", zischte sie. "Ein einziger Penny ist für diesen Jungen so viel wert wie für Sie ein ganzes Pfund!"
    Ein Ausdruck von Arroganz trat auf sein Gesicht. "Wieso mischen Sie sich überhaupt ein?"
    "Weil Sie im Begriff sind, eine unglaubliche Ungerechtigkeit zu begehen!", erwiderte Hazel heftig.
    Er lachte höhnisch auf. "Schau an! Für Ihr Alter sind Sie ziemlich unverschämt!" Er sprang mit einem Satz von der Kutsche herab und kam lässig auf sie zu. Seine Art, sich zu bewegen, hatte für Hazel etwas ungemein Faszinierendes. Er blickte ihr unverwandt in die Augen. "An Ihrer Stelle wäre ich ein bisschen vorsichtiger, hier so große Töne zu spucken", sagte er gefährlich leise.
    Er war nicht größer als sie, keiner von der wuchtigen Sorte, eher schlank; und elegant angezogen, er würde kaum hier mitten im Matsch einen Kampf mit ihr beginnen – abgesehen davon, dass der zierliche Degen an seiner Seite eher modisches Beiwerk, denn ernstzunehmende Waffe war. Sie hatte keine Angst. Mit einer unwilligen Kopfbewegung trat Hazel einen Schritt zurück, zog ihren Degen und funkelte ihn böse an.
    Fern davon, von dieser Geste eingeschüchtert zu sein, zuckte ein amüsiertes Lächeln über das Gesicht des Fremden und ein leichtes Glitzern trat in seinen Blick.
    "Wer zum Teufel sind Sie?", fragte er verwundert.
    Diese Frage brachte Hazel aus verständlichen Gründen völlig außer Fassung.
    Mittlerweile waren etliche Leute stehen geblieben und Hazel war sich bewusst, dass sie gefährlich viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie musste verdammt noch mal hier schleunigst verschwinden. " Ein Penny!", stieß sie verächtlich aus. "Als ob es für Sie einen Unterschied machte, ob Sie den haben oder nicht!"
    "Bravo!", rief eine Stimme aus dem Hintergrund. Die Umstehenden, die einen Kreis um sie gebildet hatten, lachten.
    Der Mann ließ einen Blick über die Menge schweifen und registrierte die Stimmung, die ihm entgegenschlug – feindlich wäre zu viel gesagt, bei den meisten herrschte wohl eher ein neugieriges Interesse vor, ob er das Geld wohl herausrücken würde.
    Er fingerte schließlich aus seiner Tasche ein 5-Pence-Stück heraus, schnippte es mit seinem Daumen so in die Richtung des Jungen, dass es sich mit leichtem Singen um sich drehte und ihn hohem Bogen durch die Luft flog. Der Junge fing es geschickt mit einer Hand auf. "Hier!", knurrte der Fremde. "Aber du verdienst es bestimmt nicht!"
    Als der Junge erkannte, welcher Schatz ihm da unverhofft zuteil geworden war, erhellte ein seliges Lächeln seine Züge. "Danke!", rief er, "Danke, mein Herr!" und wollte wahrhaftig nach der Hand des Fremden fassen, um sie zu küssen. Unwillig rettete der Mann seine weiße Ärmelspitze und seine manikürte Hand vor dem schmutzigen Buben. "Bedank dich bei deinem Fürsprecher!", knurrte er. Aber als er sich umdrehte, war Hazel verschwunden.

    Sie hatte sich eiligst durch die Menge gezwängt, war in die nächste Seitenstraße gerannt, von dort im Zickzack in die nächsten Gassen, hatte sich in einen Häusereingang gerettet und blieb dort keuchend stehen. Oh, verflucht, das war knapp gewesen! Wieso hatte sie sich auch einmischen müssen? Was ging sie schließlich dieser verdammte Junge an!
    Aber die Gasse war eindeutig zu eng, als dass sein Wagen ihr hierhin folgen könnte. Sobald sie wieder bei Atem war, ging sie darum weiter. Die Gasse machte zwar einen Bogen, aber wenn sie anschließend rechts abbiegen würde, dann müsste sie eigentlich wieder auf die Hafenstraße zurückkommen.
    Nach der dritten Abzweigung ohne Aussicht auf die Themse ging ihr auf, dass sie ihre Maxime, die Hauptstraßen nicht zu verlassen, leichtfertig verletzt hatte.

    Die Gasse, in der sie sich befand, hatte nicht mal ein Straßenpflaster. Der Boden bestand aus festgetretener Erde, der in der Mitte mit Schotter versehen war. Die ärgsten Löcher, die von der winterlichen Schneeschmelze oder nach einem Unwetter aufgerissen worden waren, waren stets mit Geröll verschiedenster Art

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