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Im Schatten des Vogels

Im Schatten des Vogels

Titel: Im Schatten des Vogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Lüders
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Lumpen, kein Papa davor, und kein Kaffeeduft weht aus dem geschlossenen Fenster. Ich laufe schnell nach Hause, packe die letzten Sachen zusammen. Der Dampfer legt am frühen Morgen ab.
    Es macht Spaß, mit dem Küstenschiff zu fahren. Für Gunnhildur und Þórarinn war es keine Frage, dass ich in der ersten Klasse reise. Ich teile eine Kajüte mit dem Mädchen, das Gunnhildur kennt, und alles läuft reibungslos. Das Essen ist gut und ich genieße es, an Deck zu sitzen. Wir essen gemeinsammit dem Kapitän, der Däne ist. Er ist ein lustiger Kerl, und ich bin überrascht, wie leicht ich mich mit ihm unterhalten kann. Der Salon ist groß, und an einer Wand steht ein Klavier. An einem Abend wird gespielt und gesungen.
    Einar holt mich am Hornafjord ab. Er hilft mir aus dem Boot, das uns an Land bringt, wirbelt mich auf dem Pier im Kreis herum und ruft: «Du siehst blendend aus!»
    Es durchströmt mich warm, und ich freue mich darauf, aus der blauen Stoffbahn, die ich im Gepäck habe, Kleider für ihn zu nähen. Ich schaue zum Schiff, das draußen auf See vor Anker liegt. Hätte mir gut vorstellen können, noch weiter in den Osten zu meiner Schwester Gauja nach Seyðisfjörður zu reisen.
    «Sollen wir nicht einfach wieder an Bord gehen und nach Seyðisfjörður fahren?», frage ich scherzhaft. «Nur wir beide?»
    Bilde ich mir bloß ein, dass Einar mich seltsam ansieht? Er zögert, denkt nach, lächelt dann aber und schüttelt den Kopf.
    «Demnächst, Engelchen. Und dann fahren wir den ganzen Weg bis nach Norwegen!»
    «Der Kapitän hat gesagt, dass es abends im Salon nicht halb so lustig sein wird, wenn ich weg bin», sage ich mit einem Augenzwinkern. «Er ist Däne!»
    «Das glaube ich gern!» Einar lächelt noch mehr und drückt mich fest.
    Er muss Verschiedenes erledigen, und ich sehe mich unterdessen in den Stoffläden um. Kaufe nur wenig, habe bereits alles, was ich brauchte, in Reykjavík bekommen. Im Vergleich zu Reykjavík gibt es hier keine große Auswahl. Wir besuchen Verwandte und Freunde, Einar hat es nicht eilig.
    Als ich ihn frage, wie es zu Hause laufe, gibt er kaum Antwort. Doch er wiederholt, wie toll ich aussähe, und schärft mir ein, von jetzt an gut für mich selbst zu sorgen. Die Genesung weiter voranzutreiben.
    Dann brechen wir in Richtung Westen auf und kommen gut über Gletscherflut und Flüsse.
    Sie war hochschwanger, als ich nach Hause kam. Die Magd! Sagte nicht von wem, hatte aber ihre Arbeit verrichtet und war lieb zu den Kindern gewesen. Vigfús wollte, dass sie blieb. Sagte, dass das Mädchen fleißig und zuverlässig sei und seinetwegen das Kind bei uns bekommen könne.
    Natürlich musste es dazu kommen. Wie konnte ich mir auch einbilden, dass Vigfús anders wäre als andere Männer? Dass er mich nicht betrügt? O nein! Aber in meinem eigenen Haus! Mit unseren Kindern um sich herum. Sollte ich das Kind vielleicht sogar auch noch aufnehmen?
    Ich wollte, dass das Mädchen sofort ging, doch Vigfús versicherte, dass das Kind nicht von ihm sei. Als würde ich auch nur ein Wort seiner Beteuerungen glauben. Er antwortete ausweichend, wisse nicht, wer der Kindsvater sei. Sagte, dass das Mädchen das für sich behalte und es auch ihre Sache sei. Der Pfarrer werde schon früher oder später dahinterkommen. Er wolle bloß eine gute Magd behalten und bat mich um Zurückhaltung.
    «Zurückhaltung!», keifte ich. «Nicht gerade eine Kleinigkeit, die du da verlangst!» Dann rauschte ich hinaus und ließ die Türen knallen. Schaffte es gerade noch hinauf zu meinem Stein und saß dort, bis ich eiskalt war.
    Die Wut kochte in mir. Was hatte diese schwangere Magd noch hier zu suchen, seit ich nach Hause kam? Warum warVigfús sie nicht schon längst losgeworden? Er weiß, dass Mägde mich völlig aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn ich doch bloß meinen Frieden bekäme. Jetzt bin ich wieder in Form und kann mich selbst um meinen Haushalt kümmern.
    Anna holte mich, und wir gingen Hand in Hand über die Wiese nach Hause.
    Die Atmosphäre war geladen. Ich hatte mich so darauf gefreut, meine Familie in die Arme zu schließen, ihre Freude zu sehen, wenn ich etwas Schönes zuschneide und nähe, und jetzt merkte ich, wie sich alles gegen mich richtete. Die alte Angst attackierte mich im Schlaf. Mitten in der Nacht sprang ich auf. Konnte nicht mehr einschlafen. Sprach mir Mut zu und schaffte es morgens aus dem Bett. Träumte von Gunnhildurs Fleisch, während es hier ständig nur Fraß gab und mir der Appetit

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