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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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denken.
    Â»Feenwesen«, erwiderte ich die Begrüßung, falls man diesen knappen Austausch so nennen konnte. Wie war ich nur in einer Welt gelandet, in der man sich so seltsam ansprach? Von allen Menschen, die ich in Dublin kennengelernt hatte, nannte mich nur Christian Mac. »Gib mir den Speer zurück.« Ich wusste, dass er es nicht tun würde, aber ich forderte es trotzdem.
    Â»Ich komme auch nicht mit todbringenden Waffen zu dir.« V’lane war in vollem Glamour – er schillerte in hundert außerweltlichen Farben, seine irisierenden Augen sahen mich leidenschaftslos an und versprühten unglaublichen Sex, der das Herz stehen bleiben ließ. Buchstäblich.
    Â»Du bist eine todbringende Waffe.«
    Sein Blick sagte: So ist es, und so soll es sein. »Warumhast du mich gerufen?« Er wirkte ungehalten, als hätte ich ihn bei etwas Wichtigem gestört.
    Â»Wie sehr wünschst du dir das Buch für die Königin?«
    Â»Wenn du es gefunden hast und glaubst, es mir vorenthalten zu können …«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich enthalte dir gar nichts vor. Aber alle wollen meine Hilfe, um es zu finden; und ich weiß nicht, wer der Stärkste ist oder mir am meisten helfen kann. Ich habe auch einige Wünsche.«
    Â»Du stellst meine Macht in Frage?« Seine Augen blitzten silbern wie scharfe Messer, und ich hatte plötzlich eine eigenartige Vision von einem Feenwesen, das mit einem einzigen Blick einem Menschen bei lebendigem Leibe die Haut abzieht – war das ein Erinnerungsfetzen des genetischen Gedächtnisses? Wenn sie dich einfangen, neige vor ihnen den Kopf, schau ihnen niemals in die Augen, das haben wir unseren Kindern beigebracht. Nicht weil wir Angst hatten, sie könnten hypnotisiert werden – ein Feenwesen brauchte keinen Blickkontakt dafür –, sondern weil wir nicht wollen, dass unsere Kinder ihr Schicksal in diesen scharfen, unmenschlichen Augen sehen, bevor sie auf grauenvolle Weise ihr Leben verlieren.
    Â»Warum bist du verschwunden, als Barrons erschien?«, wollte ich wissen.
    Â»Ich verabscheue ihn.«
    Â»Warum?«
    Â»Das geht dich nichts an. Bist du eine solche Närrin, dass du glaubst, du könntest mich herbeirufen, um mir Fragen zu stellen?«
    Ich schauderte in meinem dünnen Pulli und der leichten Jacke. Die Temperatur war beträchtlich gefallen.Königliche Feenwesen sind so mächtig, dass ihr Gemütszustand die Witterung beeinflusst, wenn sie es zulassen. Kürzlich hatte ich die Erfahrung gemacht, dass die königlichen Jäger mit ihren großen ledrigen Schwingen, den gegabelten Zungen und feurigen Augen auch diese Fähigkeit besaßen. »Ich habe dich gerufen, weil ich deine Hilfe brauche. Und ich frage mich lediglich, ob du kannst, worum ich dich bitten möchte.«
    Â»Ich werde dich am Leben erhalten. Und ich werde nicht zulassen, dass du … was war das, was dir so missfallen hat, als du mich nicht rufen konntest? Ah ja, du sagtest, du hättest furchtbar gelitten. Das werde ich nicht erlauben.«
    Â»Das genügt nicht. Es ist notwendig, dass du heute Nacht alles am Leben erhältst und niemanden leiden lässt. Und ich muss wissen, dass du nicht eines Tages hierher zurückkehrst und ihnen dann Leid zufügst.« Sidhe-Seherinnen versteckten sich seit Tausenden von Jahren vor den Feenwesen, und ich hatte vor, einen der mächtigsten Feenprinzen direkt in ihr Versteck zu bringen. Würde man mich ab heute nur noch als Verräterin kennen? Mich ein für alle Mal ausstoßen? Oh, ich war bereits Außenseiterin. Jene, die in dieser Schlacht meine Verbündeten sein sollten, hatten es jetzt auf mich abgesehen – das hatte ich Rowena zu verdanken. Dies würde ich nicht tun, hätte sie mich nicht dazu getrieben.
    Die fremdartigen Augen wurden schmal, und er sah sich um. Dann lachte er.
    Ich ertappte mich dabei, wie ich mit einem dümmlichen Grinsen im Gesicht nach dem Bündchen meines Pullovers griff, um ihn mir über den Kopf zu ziehen, konnte mich aber gerade noch zurückhalten. Meine Brüste schmerzten, die Nippel pochten. »Schalt dasab«, knurrte ich. »Wir haben einen Deal, schon vergessen? Du hast versprochen, dich in meiner Gegenwart immer zurückzunehmen.«
    Er leuchtete kurz auf, dann war er wieder der Mann, den ich in der Nacht zuvor gesehen hatte – ein Mann in Jeans, Stiefeln und Bikerjacke.

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