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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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schlummern oder satt und zufrieden zu sein. Ich sah einen schwarzen Koloss, umgeben von sauber abgenagten Knochen, vor mir und schüttelte heftig den Kopf, um das Bild zu vertreiben.
    Ich glitt auf den schwarzen Ledersitz, ließ den Motor an und horchte lächelnd, legte den ersten Gang ein und rollte aus der Garage. Leute, die besser einen 4 -Zylinder-Automatik fahren und Reality-TV für das wahre Leben halten, beschweren sich, dass beim Viper der Beifahrersitz wegen des Auspuffs zu heiß wird und er zu laut ist, wenn man ihn voll aufdreht. Ich brachte den Motor auf Touren. Das tiefe Grollen hallte von den Mauern in der schmalen Gasse wider, und ich lachte laut. Genau das war der Viper – Muskeln und Machismo.
    Zu meiner Rechten blähte sich der riesige Schatten auf, verdeckte fast das Gebäude dahinter. Ich murmelte etwas, wovor meine Mutter entsetzt zurückschrecken würde, behielt aber die eine Hand am Steuer, die andere auf dem Schaltknüppel. Nie wieder würde ich einem Monster unbekannter Größe den Stinkefinger zeigen. Ich hatte gehört, dass aggressives Verhalten im Straßenverkehr schon wegen weniger zu Totschlag geführt hatte, und ich sah keinen Sinn darin, einen ohnehin schon feindseligen Schatten, der sich für meinen Geschmack etwas zu sehr mit mir beschäftigte, noch mehr gegen mich aufzubringen.
    Einen heißen Wagen zu fahren hat, wie ich finde, viel mit Sex gemein, jedenfalls mit dem Sex, wie er in meiner Phantasie sein sollte: eine vollkommene Körpererfahrung, die alle Sinne überwältigt, einen in schwindelnde Höhen entführt und atemlos zurücklässt. Eine Erfahrung, die die Seele berührt. Der Viper war auf alle Fälle befriedigender als mein letzter Freund.
    Ich drehte die Musik lauter und brauste durch die Nacht, ohne daran zu denken, was heute passiert war. Den ganzen Nachmittag hatte ich darüber nachgedachtund war zu einem Entschluss gekommen. Das Grübeln lag hinter mir, es wurde Zeit, zu handeln.
    Etwa zwanzig Minuten von der Abtei entfernt hielt ich am Rande der dunklen, schmalen Landstraße, sah mich um, weil ich wissen wollte, ob es hier Gras und belaubte Bäume gab und noch keine Schatten ihr Unwesen getrieben hatten, dann stieg ich aus. Sicherheitshalber ließ ich die Scheinwerfer an.
    Das Ding auf meiner Zunge störte mich, seit V’lane es dort deponiert hatte – keine Ahnung, wie lange ich das noch ertragen konnte. Aber im Augenblick war ich froh, es zu haben.
    Wenn du mich brauchst, öffnest du den Mund, und ich bin bei dir, hatte er gesagt. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass ich seine Hilfe weniger als vierundzwanzig Stunden danach in Anspruch nehmen würde, aber ich musste in dieser Nacht etwas erledigen und brauchte Rückhalt. Ernstzunehmenden Rückhalt. Etwas, was Rowenas Welt erschütterte, und Barrons wäre dafür viel weniger geeignet als ein Seelie-Prinz.
    Ich überlegte, was wohl nötig war, um ihn zu rufen und den Druck auf der Zunge abzuschwächen. Das bloße Denken an ihn konnte es nicht sein, denn das hatte ich den halben Tag getan. Seit er mich gebrandmarkt hatte, war er mir im Hinterkopf herumgespukt – er hatte von vornherein gewusst, dass es so kommen würde. Vielleicht wurde ich mit der Zeit abgehärteter gegen den Fremdkörper. Allerdings hegte ich da meine Zweifel.
    Â»V’lane, ich brauche dich«, sagte ich in die Nacht, und dieses Ding in meinem Mund bewegte sich!
    Ich würgte. Das Ding rollte sich auf und schnellte gegen meine Zähne. Ich musste es ausspucken. EtwasWeiches, Dunkles spritzte aus meinem Mund, flog durch die Luft, dann war es weg.
    Â»Sidhe-Seherin.«
    Ich wirbelte herum. V’lane stand hinter mir. Ich öffnete den Mund und machte ihn wieder zu, sehnte mich nach den guten alten Handy-Zeiten. Vielleicht würde das jahrzehntelange Ausgesetztsein von Handystrahlen, wie die Experten warnen, tatsächlich mein Gehirn grillen, aber ich fühlte mich bereits nach einmaligem Gebrauch der Feenmethode gegrillt.
    Die Mühe, nach meinem Speer zu tasten, konnte ich mir sparen. Das kalte Gewicht in meinem Schulterholster fehlte. Irgendwie hatte er mir die Waffe in dem Moment, in dem er erschienen war, weggenommen. Hätte ich gewusst, wie schnell er auftauchen würde, dann hätte ich sie festgehalten, um zu sehen, ob ihn das behinderte. Ich nahm mir vor, beim nächsten Mal daran zu

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