Im Schatten dunkler Mächte

Sie auftauchen. Verdammte Sache. Beinahe, als hätten alle Angst vor Ihnen.«
    Mein honigsüßer Humor verbannte den Hauch des Lächelns. »Haben Sie einen bestimmten Wagen im Auge, Miss Lane?«
    Heute wollte ich pure Muskeln. »Den Viper.«
    Â»Wieso sollte ich Ihnen den überlassen?«
    Â»Weil Sie mir was schuldig sind.«
    Â»Ich bin Ihnen etwas schuldig?«
    Â»Ja, weil ich es mit Ihnen aushalte.«
    Jetzt lächelte er, er lächelte richtig. Ich schnaubte und wandte mich ab. »Der Schlüssel ist im Handschuhfach. Der zur Garage liegt in der obersten Schublade meines Schreibtischs auf der rechten Seite.«
    Ich sah ihn scharf an. War das ein Zugeständnis? Warum erzählte er mir, wo er seine Schlüssel aufbewahrte? Bot er mir damit eine engere, vertrauensvollere Zusammenarbeit an?
    Â»Selbstverständlich wussten Sie das bereits«, fuhr er ungerührt fort. »Sie haben sie gesehen, als Sie das letzte Mal in meinem Arbeitszimmer herumgeschnüffelt haben. Ich war überrascht, dass Sie sie nicht benutzt und stattdessen das Garagenfenster eingeschlagen haben. Sie hätten mir damit einige Unannehmlichkeiten erspart.«
    Barrons verdient Unannehmlichkeiten. Er selbst macht jede Menge Unannehmlichkeiten – was immer er auch sein mag. In der Nacht, in der ich das Fenster eingeschlagen hatte, um in die Garage zu kommen, war mir gar nicht in den Sinn gekommen, diese Schlüssel auszuprobieren, weil ich überzeugt war, dass er ein dunkles Geheimnis dort versteckte und deshalb den Schlüssel nicht herumliegen ließ. (Er versteckt wirklichein großes dunkles Geheimnis dort, ich bin nur noch nicht dahintergekommen, wie man sich Zugang dazu verschafft.) Er hatte meinen nächtlichen Einbruch mit einer Überwachungskamera festgehalten und das belastende Band vor meine Zimmertür gelegt. »Lassen Sie mich raten. Sie haben im ganzen Haus und auch im Laden Überwachungskameras versteckt, stimmt’s?«
    Â»Nein, Miss Lane, aber ich kann Sie riechen. Ich merke, wenn Sie in einem meiner Zimmer gewesen sind, und ich kenne Sie. Sie schnüffeln.«
    Ich versuchte nicht, das abzustreiten. Natürlich schnüffelte ich. Wie sollte ich sonst etwas herausfinden? »Sie können riechen, wenn ich in einem Zimmer war?«, spottete ich.
    Â»Ja, und heute Abend rieche ich Blut, Miss Lane. Nicht Ihr Blut. Warum ist Ihr Gesicht angeschwollen? Was ist passiert? Wer hat in meinem Buchladen geblutet?«
    Â»Wo ist die Abtei?«, konterte ich und tastete dabei die Beule an meiner Wange ab. Ich hatte sie mit Eiswürfeln gekühlt, aber nicht schnell genug. Sie war hart und tat weh, wenn ich sie berührte. Die meisten Schläge hat mein Körper abbekommen. Mein Brustkorb war grün und blau, und die Rippen schmerzten, wenn ich tief einatmete. Der rechte Oberschenkel war geprellt. Die Schienbeine hatten Beulen. Ich hatte befürchtet, dass ich mir ein paar Finger gebrochen hatte, aber abgesehen von der leichten Schwellung, schienen sie in Ordnung zu sein.
    Â»Warum? Haben Sie vor, heute Nacht hinzufahren? Halten Sie das für klug? Was, wenn sie Sie angreifen?«
    Â»Das hab ich schon hinter mir. Wie haben Sie mich gestern Abend gefunden? Haben Sie mich gesucht?«Die Frage nagte bereits den ganzen Tag an mir. Warum war er erschienen, als ich mit V’lane zusammen war? Ein merkwürdiger Zufall?
    Â»Ich war auf dem Weg zu Chester’s.« Er zuckte mit den Schultern. »Bin zufällig vorbeigekommen. Was ist mit den Schwellungen?«
    Chester’s – dort hatte Inspector O’Duffy mit einem Mann namens Ryodan gesprochen, der laut Barrons zu viel über Dinge redete, über die man besser schwieg – nämlich über Barrons selbst. Ich nahm mir vor, Chester’s zu finden, um mich ein bisschen mit dem mysteriösen Ryodan zu unterhalten. Mal sehen, was ich von ihm erfahren konnte. »Ich hatte eine Auseinandersetzung mit einigen Sidhe-Seherinnen. Weichen Sie mir aus, wenn Sie wollen, aber behandeln Sie mich nicht wie eine Idiotin.«
    Â»Ich wusste gestern Abend, dass Sie in der Nähe sind. Und ich habe einen kleinen Umweg gemacht, um mich zu vergewissern, dass Sie in Ordnung sind. Wie ist die Auseinandersetzung abgelaufen? Sind Sie … unverletzt?«
    Â»So gut wie. Keine Sorge, ich bin intakt und für alles, was Ihnen wichtig ist, zu gebrauchen. Ihr Feenobjekt-Detektor funktioniert, keine