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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Mutter, ich für meine Schwester.
    Â»Rowena würde dir den Hals umdrehen, weil du herkommst.« Ich runzelte die Stirn, als mich ein Verdacht beschlich. »Oder hat sie dich geschickt?«
    Â»Nee. Ich hab mich davongeschlichen. Und gefolgt ist mir, glaube ich, niemand. Du stehst ganz oben auf ihrer Abschussliste, Mac. Hätte sie mich geschickt, dann hätte sie mir das Schwert mitgegeben.«
    Mir stockte der Atem. Gegen Dani wollte ich niemals kämpfen. Nicht weil ich Angst hatte, dass ich nicht gewinnen würde – bei ihrer Superschnelligkeit war das sicherlich zweifelhaft –, sondern weil ich nicht zusehen wollte, wie dieses übersprudelnde, schnodderige Mädchen ihr Leben aushauchte – ob der Funke nun durch meine Hand oder die eines anderen verlöschte. »Wirklich?«
    Sie grinste frech. »Nee. Ich glaube kaum, dass sie deinen Tod will. Sie möchte nur, dass du, zum Teufel noch mal, erwachsen wirst und ihr uneingeschränkt gehorchst. Dasselbe erwartet sie von mir. Sie kapiert nicht, dass wir schon verdammt erwachsen sind. Wir sind nur keine so braven kleinen Zinnsoldaten wie der Rest ihrer hohlköpfigen Armee. Wenn du eine eigene Meinung hast, beschimpft dich Rowena als Kind. Hast du keine eigene Meinung, beschimpfe ich dich als Schaf. Baaa«, machte sie und verzog das Gesicht. »Die Abtei ist so voll von ihnen, dass es dort stinkt wie verfluchte Schafscheiße an einem heißen Sommertag.«
    Ich verkniff mir ein Lachen. Das würde sie nur noch ermutigen. »Hör auf, so zu fluchen«, ermahnte ich sie, und ehe sie pampig werden konnte, fügte ich hinzu: »Hübsche Mädchen haben kein so hässliches Mundwerk, okay? Ich fluche auch manchmal, aber nur ganz selten.«
    Â»Wen kümmert’s, ob ich hübsch bin?« Sie schnaubte, aber ich durchschaute sie. Bei unserer ersten Begegnung hatte sie Straßenklamotten getragen und war ein bisschen geschminkt gewesen, und ich hatte sie älter eingeschätzt. In ihrer Uniform und ohne den schwarzen Eyeliner sah man, dass sie dreizehn, höchstens vierzehn Jahre alt war und in dem unangenehmen Zwischenstadium steckte, unter dem wir alle eine gewisse Zeit leiden. Ich hatte auch eine Phase durchgemacht, in der ich überzeugt gewesen war, dass mich die Lane-Gene betrogen hatten. Anders als Alina wies ich meiner Ansicht nach alle Anzeichen auf, eine hässliche erwachsene Frau zu werden, und ich fürchtete ernsthaft, für den Rest meines Lebens im Schatten meiner älteren Schwester zubringen zu müssen. Ich hörte schon die Leute leise, aber nicht leise genug tuscheln: »Die arme MacKayla – Alina hat die Intelligenz und die Schönheit.«
    Dani war im Schwebezustand zwischen Kindheit und Erwachsensein gefangen. Ihr Oberkörper war nicht ganz mit den Beinen und Armen mitgewachsen, und die Hormone richteten zwar Chaos auf ihrer Haut an, hatten jedoch noch nicht ihre Brüste und Hüften geformt. Die Pubertät war ohnehin schwierig genug, aber dieses Mädchen musste zudem noch die Monster in der Stadt bekämpfen. »Eines Tages wirst du umwerfend aussehen, Dani«, sagte ich, »also mäßige deine Zunge, wenn du weiterhin meine Freundschaft willst.«
    Sie verdrehte die Augen, lehnte ihr Rad an die Ladentheke und warf ein zusammengerolltes Bündel aus Briefen auf den Tisch, dann stolzierte sie zum Zeitschriftenständer. Den erschrockenen, nachdenklichen Blick konnte sie trotz ihrer großspurigen Art nicht vor mir verbergen. Sie würde sich an meine Worte erinnern. In ihren schlimmsten Momenten würde sie sich daran festhalten, bis sie ganz zu ihr durchdrangen, genau wie Tante Eileens Versprechen, dass ich einmal eine hübsche junge Frau sein würde, zu mir durchgedrungen war.
    Â»Die Post hab ich auf dem Bürgersteig gefunden«, sagte sie über die Schulter. »Die verfluchten Postboten treffen nicht mal den Briefschlitz.« Sie warf mir einenBlick zu, der mich warnte, sie zu verbessern, aber ich hätte es trotzdem getan, wenn sie nicht ein Exemplar des Hot Rod-Magazins aus dem Gestell genommen hätte.
    Gute Wahl. In ihrem Alter hatte ich mich auch dafür interessiert.
    Â»Weißt du, dass du hier am Rande eines Viertels wohnst, das nur von hässlichen Unseelie bevölkert ist?«
    Â»Du meinst die Schatten?«, erwiderte ich geistesabwesend, während ich die Post durchblätterte. »Ja. Ich nenne es

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