Im Schatten dunkler Mächte
uns fast nie raus zum Töten.«
»Mit nur einer Waffe sehe ich auch keine Möglichkeit.« Mir war es ausgesprochen unangenehm, der alten Frau recht geben zu müssen, aber in diesem Punkt konnte ich nicht anders.
»Sie behält das Schwert für sich, und das kann ich nicht verstehen. Sie möchte es ständig bei sich haben. Ich glaube, sie hat Angst.«
Auch das konnte ich verstehen. In der letzten Nacht, als wir auf dem Motorrad durch die Stadt gerast waren, hatte ich mich vergewissert, dass ich meinen Speer noch hatte. Trotz seiner offensichtlichen Unzufriedenheit mit mir hatte Vâlane Wort gehalten und ihn mir zurückgegeben.
Wenn ich unter der Dusche stand, hatte ich mir die Waffe immer um den Schenkel geschnallt.
Und beim Schlafen hielt ich sie in der Hand.
»Wir könnten kämpfen, Mac. Vielleicht töten wir sie ohne das Schwert nicht, aber wir könnten sicherlich in einige verdammte Ãrsche treten, und vielleicht überlegen sie es sich dann zweimal, ob sie sich in unserer Stadt niederlassen wollen. Ich könnte jeden Tag ein Dutzend Menschenleben retten, wenn es Rowena nur zulassen würde. Ich sehe die Unseelie auf der StraÃe, Hand in Hand mit einem Menschen«, sie schauderte, »und ich weiÃ, dass diese Person nicht mehr lange lebt. Ich könnte sie retten!«
»Aber die Unseelie, denen du einen Strich durch die Rechnung machst, ohne sie zu töten, würden sich einfach ein anderes Opfer vornehmen, Dani. Du rettest eine Person und verurteilst eine andere zum Tode.« Ich hatte auch schon darüber nachgedacht, weil mich dieselben Gefühle belasteten. Wir waren zahlenmäÃig mit nur zwei tödlichen Waffen hoffnungslos unterlegen.
Danis Lippen zuckten. »Genau das sagt Rowena auch.«
Pah. Ich war nicht wie Rowena. »In diesem Fall hat sie recht. Sie abzulenken ist nicht genug. Wir brauchen mehr Waffen. Mehr Möglichkeiten, sie zu töten, und ich kann meinen Speer auf keinen Fall hergeben. Wenn dich die anderen also als Köder benutzen, um mich in eineFalle zu locken â¦Â«, warnte ich. »Ich habe Moira nicht getötet. Es war ein Unfall. Aber ich würde niemandem erlauben, mir den Speer wegzunehmen.«
»Sie versuchen nicht, dich in eine Falle zu locken, Mac. Ich schwöre. Sie möchten nur mit dir reden. Ihrer Ansicht nach geht einiges vor sich, wovon du nichts weiÃt, und sie glauben, dass andererseits du einiges wissen könntest, wovon wir keine Ahnung haben. Sie wollen einen Informationsaustausch.«
»Was weià ich ihrer Ansicht nach nicht?«, fragte ich. Gab es eine unbekannte Bedrohung? Einen neuen, noch schlimmeren Feind, der es auf mich abgesehen hat?
»Wenn ich dir mehr erzähle, werden sie sauer auf mich, und die Hälfte der Abteibewohnerinnen hat mich sowieso schon auf dem Kieker. Ich habe nicht vor, auch noch die andere Hälfte gegen mich aufzubringen. Sie wollen dich auf neutralem Boden treffen, und du sollst den Ort auswählen. Wirst du es machen?«
Obschon ich meine Antwort längst parat hatte, spielte ich Unentschlossenheit vor. Natürlich wollte ich in Erfahrung bringen, was sie wussten, und ich wünschte mir dringend, Zugang zu ihren Archiven zu haben. Rowena hatte mir an dem Tag, an dem mich Dani mit in die Post Haste, Inc., mitgenommen hatte, einen kurzen Einblick in ein Buch über die Feenwesen gewährt. Sie hatte mich die ersten paar Sätze eines Eintrags über Vâlane lesen lassen, und seither brannte ich darauf, dieses Buch noch einmal in die Hände zu bekommen und es ganz zu lesen. Falls Informationen über das Sinsar Dubh existierten, dann hatten die Sidhe-Seherinnen sie ganz gewiss unter ihren alten Schriften. Von der Hoffnung, irgendwo in der Abtei Hinweise auf meine Mutter und mein Erbe zufinden, wollte ich gar nicht reden. »Ja. Aber ich brauche einen Vertrauensbeweis.«
»Was willst du?«
»Rowena hat ein Buch in ihrem Schreibtisch â¦Â«
Dani zuckte zurück. »Verflucht, das kommt gar nicht in Frage! Sie würde es merken. Ich klaue es ihr nicht!«
»Das verlange ich ja auch gar nicht. Hast du eine Digitalkamera?«
»Nein. Tut mir leid. Das kann ich nicht.« Sie verschränkte die Arme.
»Ich borge dir meine. Fotografier das Kapitel über Vâlane und bring mir die Aufnahmen.« Mein Plan würde mir mehr Informationen verschaffen und gleichzeitig beweisen, dass Dani bereit war,
Weitere Kostenlose Bücher