Im Schatten dunkler Mächte
sind. Sag mir nur eins: Sind es genug für einen Kampf, falls wir sie brauchen sollten?«
Ich beschönigte die nackten Tatsachen nicht. »Es gibt nur zwei Waffen. Also, was ist das für eine schreckliche Idee, die deine Onkel hatten?«
»Vor einiger Zeit hatten sie eine Begegnung mit Barrons, und seither haben sie mit diesem Gedanken gespielt. Mittlerweile ist es kein Spiel mehr. Onkel Cian sagt: Macht ist Macht, und wir können jede Kraft, die wir bekommen, gebrauchen.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Was war das für eine Begegnung? Und wo?«
»In einem Schloss in Wales vor etwa sechs Wochen. Sie haben eine Zeitlang dieselben Relikte gesucht, dochnie ernsthaft versucht, dasselbe Haus in derselben Nacht auszurauben.«
»Das waren deine Onkel? Die anderen Diebe, die in der Nacht das Amulett suchten, in der es Mallucé an sich gebracht hat?« In der Nacht, in der Vâlane mich an einen Strand im Feenreich entführt hatte?
»Du weiÃt, wo das Amulett ist? Wer ist Mallucé? Und meine Onkel sind keine Diebe. Einige Dinge sollten nicht frei in der Welt herumgeistern.«
»Mallucé ist tot und spielt keine Rolle mehr. Der Lord Master hat jetzt das Amulett.«
»Wer ist der Lord Master?«
Das verblüffe mich. Was wusste er eigentlich? Hatte er überhaupt nützliche Informationen? »Er ist derjenige, der die Unseelie in unsere Welt bringt und versucht, die Mauern niederzureiÃen.«
Er sah mich fassungslos an. »Er ist derjenige, der die Magie gegen uns wendet?«
»Wie kannst du so vieles wissen, aber in allen wichtigen Dingen ahnungslos sein? Ihr seid doch diejenigen, die die Mauern schützen sollten!«
»Richtig, die Mauern«, sagte er. »Das haben wir auch immer getan, so gut wir konnten. Mit unserem eigenen Blut. Mehr kann man nicht tun, Mädchen, es sei denn, du willst zu den archaischen Methoden zurückkehren und einen von uns opfern. Um diese Idee zu ergründen, bin ich nach Hause gefahren, wurde jedoch zu dem Schluss gezwungen, dass es nicht funktionieren würde. Was ist mit den Sidhe-Seherinnen? Sollten sie nicht auch etwas unternehmen?« Damit hatte er mir die Anschuldigung, sie hätten ihren Job nicht ordentlich gemacht, zurückgegeben.
»Ja. Und ehrlich gesagt, das tun sie auch. Sie solltenursprünglich das Buch bewachen.« Ich distanzierte und entlastete mich.
Er machte den Mund auf, schloss ihn wieder, dann brach es aus ihm heraus: »Ihr hattet das Sinsar Dubh ? Wir ahnten, dass es bewacht wird, wir wussten nur nicht, von wem. Du lieber Himmel, Mädchen, was habt ihr damit gemacht? Habt ihr das verdammte Ding verloren ?«
Ich stellte meine Stellung in der ganzen Geschichte noch einmal klar. »Sie haben es verloren. Ich gehöre nicht zu ihnen.«
»Für mich siehst du aus wie eine Sidhe-Seherin.«
»Versuch nicht, mir die Schuld zuzuschieben, Scotty«, fauchte ich. »Deine Onkel hatten die Aufgabe, die Mauern aufrechtzuerhalten. Die Sidhe -Seherinnen sollten über das Buch wachen. Die Feen hätten das Gedächtnis des Lord Master auslöschen sollen, ehe sie ihn auf uns losgelassen haben, und ich sollte zu Hause sein und mit meiner Schwester an einem See Volleyball spielen. Es ist nicht mein Fehler. Nichts von alledem ist mein Fehler. Aus irgendeinem idiotischen Grund scheine ich imstande zu sein, etwas gegen die Zerstörung unserer Welt zu tun. Und ich versuche es, also lass mich in Ruhe.«
Wir standen uns schnell atmend gegenüber und funkelten uns an â zwei junge Menschen in einer Welt, die aus den Fugen geriet; beide taten alles Menschenmögliche, um die Katastrophe zu verhindern, begriffen aber rasch, wie schlecht ihre Chancen standen.
»Und was ist das für eine schreckliche Idee?«, fragte ich schlieÃlich in dem Bemühen, die Unterhaltung wieder in geordnete Bahnen zu lenken.
Er holte tief Luft und stieà sie langsam wieder aus.»Meine Onkel wollen, dass Barrons ihnen an Samhain hilft, die Mauern zu festigen. Sie sagen, er besitzt Druidenwissen und fürchtet sich nicht vor der dunklen Seite.«
Ich lachte. Nein, Barrons hatte ganz bestimmt keine Angst vor der dunklen Seite. Manchmal war ich sogar davon überzeugt, dass er die dunkle Seite war. »Du hast recht â es ist eine schreckliche Idee. Er weiÃ, dass ihr ihn ausspioniert habt. Barrons ist ein Söldner durch und durch. Er schert sich keinen Deut um
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