Im Schatten dunkler Mächte
davon habe ich nicht verstanden, mir aber gemerkt, weil Jack Lane seinen Atem nicht an Nichtigkeiten verschwendet; eines Tages würde ich den Sinn seiner Sprüche sicherlich begreifen. Du kannst eine unangenehme Wirklichkeit nicht ändern, indem du sie verleugnest, Mac. Nur wenn du dich den Dingen stellst, kannst du sie kontrollieren. Die Wahrheit schmerzt. Aber Lügen können töten. Damals hatten wir wieder einmal über meine Schulnoten gesprochen. Ich hatte behauptet, es wäre mir gleichgültig, ob ich den Abschluss jemals schaffe. Das entsprach nicht der Wahrheit. In Wirklichkeit dachte ich, dass ich nicht intelligent genug war und doppelt so viel büffeln musste wie alle anderen, um die Klasse zu bestehen. Aus diesem Grunde tat ich während der Highschool so, als wäre mir alles egal.
Ich drehte mich langsam zu Christian um.
Er lehnte mit immer noch verschränkten Armen am Türrahmen â er sah toll und jung â kurz, er war alles, was sich ein Mädchen nur wünschen konnte. Er hob eine dunkle Augenbraue. Ein umwerfender Typ. Ihn sollte ich im Kopf haben, wenn ich an Sex dachte.
»Nein«, sagte ich laut und deutlich. »Ich möchte keinen Sex mit Jericho Barrons haben.«
»Lüge«, gab Christian zurück.
Ich lief, mit leuchtenden Taschenlampen in den Händen, zum Buchladen und behielt alles und jeden im Auge. In meinem Gehirn rasten die Gedanken, und es waren so viele, dass ich nicht imstande war, sie zu ordnen. Ich ging, beobachtete und hoffte, dass meine Instinkte alle Teilchen zu einem Aktionsplan zusammensetzen und mich informieren würden, wenn es so weit war.
Ich ging an dem Stagâs Head Pub vorbei, als zwei Dinge gleichzeitig passierten: Das schwarze Eis eines Jägers rieselte auf mich nieder, und Inspector Jayne brachte einen blauen Renault mit quietschenden Reifen neben mir zum Stehen, stieà die Beifahrertür auf und brüllte: »Steigen Sie ein!«
Ich schaute nach oben. Der Jäger schwebte über uns â die groÃen schwarzen Lederschwingen peitschten Eis durch die Nachtluft. Grauenvolle Angst erfasste meine Sidhe- Seher - Sinne. Aber ich hatte seit meiner letzten Begegnung mit einem ihrer Art eine Menge gesehen und erlebt â ich war nicht mehr dieselbe. Bevor der Jäger in meinem Bewusstsein sprechen konnte, schickte ich ihm eine Botschaft: Du wirst an meinem Speer verrecken, wenn du mir näher kommst.
Er lachte. Mit rauschenden Flügelschlägen erhob er sich und entschwand.
Ich stieg in den Wagen.
»Tauchen Sie ab!«, schrie mich Jayne an.
Ich hob beide Augenbrauen, gehorchte aber.
Er fuhr auf einen hell erleuchteten Parkplatz hinter einer Kirche. Obwohl ich im FuÃraum kauerte, konnte ich den Kirchturm sehen. Jayne blieb zwischen zwei Autos stehen und schaltete die Scheinwerfer und den Motor aus. Ich setzte mich auf. Der Parkplatz war ungewöhnlich voll für einen Donnerstagabend. »Ist heute ein kirchlicher Feiertag?«
»Bleiben Sie unten«, herrschte er mich an. »Ich möchte nicht mit Ihnen gesehen werden.«
Ich verkroch mich wieder im FuÃraum.
Er schaute geradeaus durch die Windschutzscheibe. »Seit Wochen sind die Kirchen täglich voll. Die wachsende Verbrechensrate macht den Leuten Angst.« Erschwieg einen Moment. »Wie schlimm ist es?«, fragte er schlieÃlich. »Sollte ich meine Familie aus der Stadt bringen?«
»Ich würde es tun, wenn es meine Familie wäre«, antwortete ich ehrlich.
»Und wohin soll ich mit ihnen fahren?«
Ich wusste nicht, wo sich die Unseelie sonst noch herumtrieben, aber das Sinsar Dubh war hier, eine böse Zentrifuge, die die finstersten Seiten der Menschen herausfilterte. »So weit weg von Dublin, wie Sie nur können.«
Er starrte schweigend nach vorn, bis ich anfing, ungeduldig zu zappeln. Allmählich bekam ich einen Krampf im Bein. Er hatte noch etwas auf dem Herzen, und ich wünschte, er würde damit herausrücken, ehe mir das Bein einschlief.
Endlich sagte er: »In dieser Nacht, in der Sie ⦠Sie wissen schon ⦠Ich bin ins Präsidium gegangen und ⦠habe die Leute gesehen, mit denen ich zusammenarbeite â¦Â«
»Und Sie haben gemerkt, dass einige Polizisten Unseelie sind«, ergänzte ich.
Er nickte. »Jetzt kann ich sie nicht mehr erkennen, aber ich weiÃ, wer sie sind. Und ich rede mir ein, dass Sie mir etwas gegeben haben,
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