Im Schatten (German Edition)
dabei. Nun freute sie sich umso mehr und antwortete:
» Ich denke schon.«
» Gut. Ich freue mich auf dich. Schlaf gut, meine Val.«
Noch nie hatte er ihr derart persönliche Nachrichten geschrieben , und noch nie hatte er ihr vorher angekündigt, er würde auf einer gemeinsamen Dienstreise auch nach Dienstschluss für sie da sein. Es gab keine Chance mehr für Valerie, sich auch nur auf eine Zeile in ihrem Buch zu konzentrieren. So machte sie sich schließlich bettfertig und legte sich hin. Zwar war sie nun hellwach und wusste, sie würde am nächsten Tag hundemüde sein, doch die Aussicht, die sie erwartete, würde sie in den folgenden Tagen aufrecht halten.
Am nächsten Tag war Mark nichts mehr vom nächtlichen SMS-Flirt anzumerken. Er kam erst im Laufe des Vormittags ins Büro, denn er war vorher noch auf einer Baustelle g ewesen. Noch einen Tag vorher hätte Valerie sich Gedanken darüber gemacht, ob er sich in der Nacht eine andere Frau ins Bett geholt hatte und daher am Morgen ausschlafen musste, doch heute kam ihr ein solcher Gedanke gar nicht. An diesem Tag jedoch redeten sie fast kein Wort miteinander. Ständig hing mindestens einer von ihnen am Telefon oder in einem Gespräch mit einem Kollegen. Kurz vor Feierabend jedoch steckte er den Kopf durch die Tür und fragte sie:
» Wie sieht es mit Dienstag, Mittwoch aus?«
Valerie wusste sofort, was er meinte, sah kurz auf ihren Terminkalender und nickt e zustimmend.
» Gut.« Dann wandte er sich an Tina:
» Buchen Sie bitte für Valerie und mich Dienstag und Mittwoch Leipzig.«
Er meinte die Flugtickets und Hotelzimmer, und Tina bejahte. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Kollegen ihre Dienstfahrten zusammen antraten, wenn es terminlich ging, selbst dann, wenn sie auf den Baustellen Unterschiedliches zu tun hatten. Denn das sparte immerhin Fahrtkosten zum Flughafen und Mietwagengebühren. So wunderte sich niemand darüber, dass Valerie und Mark ihre Termine so oft es ging zusammenlegten.
Für sie wurde die Wartezeit bis zur geplanten Dienstreise zur Folter. Sie wurde zunehmend nervöser und brauchte ihre gesamte Beherrschung, um sich auf ihre Arbeiten zu konzentrieren, so sehr kreisten all ihre Gedanken darum, dass Mark eine gemeinsame Nacht mit ihr eingeplant hatte. Das Wochenende verlief geradezu im Schneckentempo und vor lauter Verzweiflung, weil die Zeit einfach nicht herumgehen wollte, begann Valerie, ihre Küchenschränke auszuräumen und sauber zu wischen. Doch sie war nervös und gereizt, was die Stimmung zuhause nicht gerade besserte. Auch am Montag in der Firma konnte sie ihre Nervosität kaum im Zaum halten. Mark dagegen schien ungerührt. Er redete mit ihr wie immer, machte seine Arbeit und nichts deutete darauf hin, dass er auch nur den geringsten Gedanken an die bevorstehende Nacht mit ihr verschwendete. Vielleicht , so dachte Valerie, würde er sich ja auch noch kurzfristig umentscheiden, wenn er eine seinem Geschmack entsprechende Frau im Restaurant oder in der Hotelbar entdeckte . Bei dem Gedanken wurde ihr übel vor Angst. Sie hatte sich so darauf gefreut, sie würde es nicht ertragen, enttäuscht zu werden. Und richtig, als sie am Dienstagabend gemeinsam beim Essen saßen, kam es ihr so vor, als sehe er jeder Frau nach, die in der Nähe war. Sie aß kaum einen Bissen und beteiligte sich nur wenig am Gespräch. Sie konnte es nicht ertragen, ihm dabei zuzusehen, wie er sich sein nächstes Opfer suchte. Nicht heute. Plötzlich spürte sie seine Hand auf ihrer und sah ihm in die Augen.
» Was ist mit dir?«, fragte er. »Magst du heute nicht und traust dich nicht, es mir zu sagen?«
Um Gottes willen, nein! Im Gegenteil. Sie wollte ihn so sehr, dass es schmerzte. Doch sie bekam kein Wort heraus.
» Val, hör zu«, sagte er nun sanft. »Ich gebe zu, dass ich dich sehr gern heute Nacht in meinen Armen halten würde. Aber wenn du es nicht möchtest, ist es okay. Niemand ist ständig in Stimmung und manchmal geht es nicht auf Bestellung.«
» Nein«, fiel sie ihm beinahe panisch ins Wort. »Das ist es nicht. Ich …« Ihr fiel nichts ein, was sie sagen konnte, denn schließlich konnte sie ihm unmöglich eingestehen, was sie wirklich dachte. Er hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, dass Eifersucht alles zerstören würde. Daher stammelte sie, was ihr als Erstes in den Sinn kam und in diesem Fall glücklicherweise sogar stimmte: »Es ist nur so, dass ich … ausgerechnet heute habe ich meine Regel bekommen.« Leicht beschämt
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