Im Schatten (German Edition)
sie schließlich zum Lachen, und ihr schoss die Farbe ins Gesicht.
» Dabei stehst du doch drauf«, lautete sie und Valerie musste unwillkürlich daran denken, wie er vorsichtig an ihrem Ohrläppchen geknabbert und sie auch an so manch anderer Stelle zärtlich gezwickt hatte. Plötzlich fragte sie sich, wer wohl heute in den Genuss dieser Behandlung kommen würde, und ihr Herz krampfte sich zusammen. Doch gleichzeitig musste sie auch an den letzten Tag mit ihrer ehemaligen Kollegin denken. Am Freitag vor einer Woche hatten sie Annabelle verabschiedet, und Valerie war immer noch traurig wegen ihres Ausscheidens. Sie hatten solange gut zusammengearbeitet, und sie würde sie sicherlich auch wegen ihrer offenen und fröhlichen Art vermissen. Sie waren alle zusammen in einer netten Kneipe gewesen, die Kollegen, sogar die Buchhalterin, und auch Andrea hatte für den Abend einen Babysitter für ihre Kinder besorgt. Sie hatten in Erinnerungen geschwelgt, gelacht und gefeiert bis in die Nacht hinein. Die Kneipe war gut gesucht und es waren einige auch auffallend schöne Frauen dabei gewesen. Zwei davon hatten deutliches Interesse an Mark gezeigt, der ihre Blicke teilweise auch lächelnd erwidert hatte. Valerie hatte es einen Stich versetzt, doch sie hatte versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Am Ende des Abends jedoch hatte er sich herzlich von Annabelle verabschiedet, ihr alles Gute gewünscht und war dann, sehr zur Freude der völlig verblüfften Valerie, allein nach Hause aufgebrochen.
Der Rest des Tages verlief ohne Zwischenfälle und auch am Dienstag klappte alles gut. Annabelle hatte, wie die anderen Zeichnerinnen auch, natürlich auch projektbezogen mit den Architekten zusammengearbeitet und einzelne Bauprojekte betreut. Diese Aufgaben sollte nun nach und nach Petra übernehmen und Mark hatte angeordnet, dass sie als Erstes eines seiner Projekte bekommen sollte, damit er sie direkt beurteilen konnte. So setzte Valerie sich am Mittwoch mit Petra ins Besprechungszimmer und erklärte ihre das Bauvorhaben und den derzeitigen Stand.
Nach Marks Wünschen war für den Donnerstagnachmittag, wenn er von seiner Reise zurück sein würde, ein Vororttermin geplant. Wie besprochen kam er dann auch, kurz nachdem Valerie von der Mittagspause zurück war, ins Büro. Als Erstes begrüßte er seine neue Mitarbeiterin, wechselte ein paar freundliche Worte mit ihr, die Valerie zeigten, auch er hatte sich vorgenommen, möglichst unvoreingenommen an die Sache heranzugehen, und machte dann seine übliche Begrüßungsrunde durch das Büro. Als er Valeries Hand nahm, strich er sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken und lächelte sie so herzlich an, dass sie sofort ein warmes Gefühl durchströmte.
» Kannst du bitte kurz mit reinkommen?«, fragte er, und sie nickte. Irgendwie schaffte er es dann, mit der Hand, in der er seine Aktentasche hielt, seine Bürotür zu öffnen, während er sie mit der anderen Hand auf ihrem Rücken in sein Büro führte. Diese Vorzugsbehandlung, die ihr schon vor ihrer Affäre zuteilgeworden war und die sie bei keiner anderen seiner Angestellten je beobachtet hatte, verstärkte das Gefühl der Wärme in ihr. Im Büro fragte er sie, wie sich die Neue in den ersten Tagen gemacht hatte.
» Nachdem ich ihr erklärt habe, dass ich ihre direkte Vorgesetzte bin, ging es.« Immer noch ein wenig angesäuert wegen des unschönen Einstands erzählte sie Mark, was passiert war. Auch er runzelte die Stirn, sagte jedoch:
» Gut, ich halte mich da raus. Wenn ich ihr auch noch erzähle, dass sie auf dich hören soll, mache ich dich unglaubwürdig, als seiest du nicht in der Lage, das allein zu regeln. Aber wenn sie dir Ärger macht, informiere mich bitte, ja?«
Valerie nickte, erklärte ihm dann den aktuellen Stand der Dinge in der Firma und nach einer kurzen Besprechung beschlossen sie, zur Baustelle aufzubrechen. Wieder zurück an ihrem Arbeitsplatz bat sie Petra, sich für die Besichtigung fertigzumachen, ging dann selbst an ihren Schrank, um sich die dort bereitstehenden festen Schuhe anzuziehen sowie den Helm herauszunehmen. Fertig angezogen sah sie Petra an und sagte kurz zu ihr:
» Dein Helm liegt in deinem Schrank.« Dann erst fiel ihr Blick auf Petras Füße und sie fragte ungläubig: »Du willst doch nicht etwa mit den Schuhen auf die Baustelle?«
Ein wenig unwohl schien Petra sich nun doch zu fühlen, denn sie entgegnete beinahe kleinlaut: »Ich habe keine anderen dabei.«
Mark, der inzwischen
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