Im Schatten (German Edition)
startbereit aus seinem Büro gekommen war und die Szene mitbekommen hatte, sah ziemlich verärgert auf Petras helle Hose und die hohen Stöckelschuhe, doch er sagte nur:
»Gut, dann fahren wir allein. Sie, Frau Reinhardt, kommen das nächste Mal mit, wenn Sie hoffentlich besser gerüstet sind.«
Das war ein deutlicher Rüffel , und Petra nahm ihn mit gesenktem Kopf entgegen. Damit ließ er sie stehen und führte Valerie zum Ausgang. Während der Fahrt war er recht schweigsam und sie konnte sich denken, wie verärgert er wirklich war. In den Bewerbungsgesprächen hatte Petra sich als absoluten Profi dargestellte und nun unterlief ihr ein solcher Anfängerfehler, als sei sie noch nie auf einer Baustelle gewesen. Sie fuhren aus der Stadt heraus und ein Stück die Landstraße entlang, als Mark plötzlich das Fahrtempo reduzierte, den Blinker setzte und auf einen Parkplatz fuhr. Dort hielt er an, stellte den Motor ab und schnallte sich ab. Ob er vielleicht auf Toilette musste? Doch er machte keine Anstalten auszusteigen. Stattdessen sah er Valerie eine Weile in die Augen, doch Ärger war dort nicht mehr zu erkennen. Vielmehr sah er sie an wie an den Abenden, wenn er zu ihr ins Hotelzimmer kam. Sein rechter Arm glitt um ihre Schulter, die linke Hand an ihre Wange und er zog sie sanft zu sich, um sie zu küssen. Es war so verdammt lange her. Zwei Wochen hatte sie Urlaub gehabt. Zwar war die Norwegenreise wegen des anhaltend schlechten Wetters verschoben worden, doch sie hatte trotzdem die unerwartete Gelegenheit genutzt, die sich aufgrund vorübergehender relativer Ruhe im Büro ergeben hatte. Fast jeder Versuch, die Tage im Freien zu verbringen, war von heftigen Regenfällen ertränkt worden, und da hatten auch die besten Vorsätze und wetterfeste Kleidung wenig geholfen. Das trübsinnige Wetter hatte sie die Arbeit und vor allem Mark noch viel mehr vermissen lassen. Tag und Nacht hatte sie an ihn gedacht, doch sie hatte nichts von ihm gehört. Natürlich nicht, denn auch Werner hatte Urlaub gehabt und Mark konnte sich nicht erlauben, sie anzurufen. Nach ihrem Urlaub hatten sie sich nur ganz kurz gesehen, denn fast die ganze Woche war einer von ihnen auf Dienstreise gewesen und die wenigen gemeinsamen Stunden im Büro waren von Hektik geprägt und es war keine Zeit für ein persönliches Wort gewesen. Nun endlich lag sie wieder in seinen Armen. Eine ganze Weile saßen sie so, doch schließlich sah er ihr wieder in die Augen und fragte leise:
» Glaubst du, du hast nachher noch ein wenig Zeit für mich?«
Stumm nickte sie, während ihr das Herz bis zum Hals pochte. Dann endlich ließ er sie lächelnd los, gab ihr noch einen Kuss auf die Wange und startete den Wagen.
Auf der Baustelle war alles gut und ohne Probleme vorangekommen, so dass sie bereits nach kurzer Zeit den Rückweg antreten konnten. Doch Mark fuhr nicht zurück ins Büro, sondern zu seiner Wohnung. Noch immer fühlte Valerie sich nervös, wenn sie bei ihm war. Sie stand unschlüssig in seinem Zimmer, die Handtasche über der Schulter. Diese nahm er ihr nun ab und legte sie auf seinen Schreibtischstuhl. Dann stellte er sich hinter sie, und seine Lippen streiften ihren Hals. Eine Gänsehaut breitete sich bei ihr aus, denn sie liebte dieses Gefühl: die Gegensätze seiner warmen, weichen Lippen und der kratzigen Bartstoppeln drum herum. Sie spürte seine Hände, die sich von der Taille aus weiter vor, auf- und abwärts arbeiten. Ihren Kopf hatte sie an seine Schulter gelehnt und wandte ihm nun das Gesicht zu, was ihn dazu brachte, seine Lippen von ihrem Hals zu lösen, ihr kurz in die Augen zusehen und sie dann wieder zu küssen, während er sie sanft zu sich umdrehte, die Hände nun auf Rücken und Po. Auch ihre Hände wurden aktiv und glitten unter sein Hemd. Hm, noch mehr Stoff. Ungeduldig zog sie sein T-Shirt aus der Hose und probierte es erneut. Ah, endlich seine warme Haut unter ihren Fingern. Sie liebte es, ihn zu spüren, ihn stundenlang zu küssen. Sie standen so dicht beieinander, dass kaum eine Briefmarke zwischen sie gepasst hätte. Warum nur , fragte sie sich auch heute, warum nur ausgerechnet ich? Plötzlich klingelte ihr Handy. Abrupt hörte sie auf, ihn zu küssen und stand regungslos, während ihr Herz wie wild hämmerte. Was tat sie da eigentlich? Sie hätte im Büro sein müssen, an ihrem Schreibtisch und arbeiten. Das Klingeln hörte nach kurzer Zeit auf, doch sie konnte sich noch immer nicht beruhigen, starrte nur ins Leere vor Marks
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