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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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Sie will eindeutig aufsteigen und Karriere machen, und in unserem kleinen Betrieb kann sie das nur bedingt und auch nur dann, wenn sie dich vorher um die Ecke bringt.« Grinsend hatte er sie angesehen und dann fortgefahren: »Denn freiwillig lass ich dich nicht von meiner Seite.«
    Auch Valerie konnte sich diesen Widerspruch nicht erklären. Für die Aufgabe eines sicheren Jobs, den Petra Reinhardt im Falle einer Zusage kündigen wollte, sahen diese Perspektiven zu sehr nach Kompromiss aus. Und so äußerte sie vorsichtig den Verdacht, es könnte vielleicht Uneinigkeiten zwi schen Petra und ihrem bisherigem Chef geben. Mark ging sogar noch weiter:
    » Vielleicht hat er ihr auch nahe gelegt, sich einen neuen Job zu suchen. Wer weiß, was da wirklich vorgefallen ist. Leider kenne ich den nicht, sonst würde ich ja mal vorsichtig nachfragen.«
    Trotz der Bedenken hatten sie sich schließlich für die Einstellung von Petra Reinhardt entschieden, denn sie war die einzige der Bewerberinnen gewesen, sie fachlich in das Profil passt e. Wie auch immer, an diesem Montag hatte sie ihren ersten Arbeitstag, und Valerie wollte ihr möglichst unvoreingenommen begegnen, wenn auch eine ungute Vorahnung sie hatte schlecht schlafen lassen. Wie üblich war sie um sieben Uhr im Büro, und eine Stunde später erschien auch die neue Zeichnerin. Mit schon beinahe übertrieben gerader Haltung und hoch erhobenem Kopf betrat sie den Raum und sah sich um. Valerie erhob sich von ihrem Platz, ging ihr entgegen und streckte ihr eine Hand zur Begrüßung hin. Es kam ihr so vor, als zögerte Petra ein wenig, bevor sie diese ergriff. Doch davon ließ sie sich nicht beeindrucken. Stattdessen zeigte sie ihr den Arbeitsplatz und wies ihr die dazugehörigen Schränke zu. Petra stand eine Weile unschlüssig vor dem Schreibtisch und ließ ihren Blick im Raum schweifen, als prüfte sie, ob nicht noch ein besserer Arbeitsplatz zur Verfügung stünde. Dabei blieb ihr Blick für Valeries Geschmack ein wenig zu lange an dem großen Tisch vor Marks Büro hängen. Schließlich jedoch zuckte sie kaum merklich mit den Schultern und stellte ihre Tasche ab. Vielleicht, so dachte Valerie, war sie selbst ja doch ein wenig voreingenommen und bildete sich alles nur ein. Also begann sie, Petra zu erzählen, wo die Küche war, in der es Kaffee und Tee für jeden Angestellten kostenlos gab, wo die Toiletten waren und bat sie schließlich, den Rechner hochzufahren, damit sie ihr das Wichtigste erklären konnte.
    » Um kurz nach neun, wenn die Kollegen alle da sind, führe ich dich herum und mache dich mit allen bekannt«, erklärte Valerie ihr, doch zu ihrem großen Erstaunen wollte Petra ablehnen:
    » Das ist sehr nett von dir, aber ich glaube, ich warte damit lieber auf den Chef.«
    Valerie konnte nicht leugnen, dass sie sich über diese Bemerkung ärgerte und so wa r ihr Tonfall um einiges kälter als beabsichtigt, als sie sagte:
    » Erstens kommt der Chef heute nicht und zweitens, ich bin dein Chef! Du befolgst meine Anweisungen und die der Projekt leitenden Architekten, wenn du einzelnen Projekten zugeordnet wirst. Klar?«
    Im ersten Moment schien Petra etwas erwidern zu wollen, doch dann überlegte sie es sich offensichtlich anders und nickte. Vielleicht wollte sie nicht gleich am ersten Arbeitstag Ärger provozieren. Also begann Valerie, ihr alles Notwendige zu erklären und führte sie schließlich in der Firma herum, machte sie auch mit den Kollegen der anderen Abteilung und der Buchhaltung bekannt. Als sie wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkamen, übergab sie ihr eine einfache Skizze, die sie mittels CAD-System, das auf ihrem Computer programmierte Zeichenprogramm, übertragen sollte. Es war eine relativ einfache Aufgabe, die Valerie sich schon in der Vorwoche zurechtgelegt hatte. Sie würde sie langsam einarbeiten und jede Aufgabe ein bisschen schwerer gestalten, bis sie ihre Stärken und Schwächen kannte. Petra sah ein wenig verächtlich auf die Skizze, nickte jedoch und machte sich ohne einen weiteren Kommentar an die Arbeit. Der Rest des Tages verlief wie gewöhnlich, doch gegen vier Uhr nachmittags piepte Valeries Handy als Zeichen, dass sie eine SMS bekommen hatte. Sie war von Mark, der sich erkundigte, ob alles in Ordnung und ihr »neuer Zögling auch folgsam« sei. Die Nachricht war mit einem zwinkernden Smiley beendet, und Valerie musste ebenfalls lächeln. Sie antwortete zurück, sie sei zumindest noch nicht gebissen worden. Die erneute Antwort brachte

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