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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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Vorlagen und Kopien vom Gerät und verschwand. Das andere Mal war Valerie in der Küche gewesen, um sich etwas zu trinken zu holen. Sie tat Zucker in ihren Becher und wollte gerade zum Kaffee greifen, als eine Hand an ihr vorbeischnellte, die Kanne griff und den letzten Rest in den eigenen Becher goss. Ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen oder neuen Kaffee aufzusetzen, war Petra davon stolziert. Und auch das höhnische Grinsen, mit dem sie die Ältere bedacht hatte, als sie ihr die verlorene Skizze entgegengehalten hatte, hatte Valerie deutlich gezeigt, dass sie offensichtlich die ganze Zeit nur auf einen solchen Fehler gewartet hatte.
    Nein, eine derartige Unaufmerksamkeit durfte sich nicht wiederholen, und sie durfte Mark auch keinen Anlass geben anzunehmen, sie sei mit der Rolle als Vorgesetzte überfordert.
     
    *

1 9. Mai 2008
     
    Katherine saß mit Peter und Gesa zusammen am Tisch in einem kleinen Lokal in der Nähe des Architekturbüros. Peter war nach Valerie der älteste Mitarbeiter des Teams und hatte ihre Mutter gut gekannt. Gesa hingegen war wesentlich später dazugekommen. Es war fast schon Routine, wie Katherine die Gespräche mit den Kollegen ihrer Mutter begann, und fast immer bekam sie ähnliche Antworten:
    » Probleme? Na ja«, antwortete Peter zögerlich. »Nicht mit der Arbeit.«
    » Womit denn? Mit dem Chef?«
    » Nein.« Peter winkte ab. »Die beiden haben sich gut verstanden. Sie waren auf einer Wellenlänge, haben sich oft unterhalten und viel zusammen gelacht. Und er war immer gegeistert von ihrer Arbeit. Sie war ja auch verdammt gut. Hat sich im Laufe der Jahre viel Wissen angeeignet.«
    » Was war denn das Problem?«
    » Die neue Kollegin«, erzählte nun Gesa. »Petra hat versucht, ihr Fehler unterzuschieben. Allerdings hat sie es gemerkt und es ohne viel Federlesen geregelt. Ohne Mark einzuweihen. Aber ich habe einiges unfreiwillig mitbekommen. Und ich bin mir sicher, ich hab nur einen ganz geringen Teil der Dinge bemerkt.«
    » Und Mark hat gar nichts davon mitbekommen?«, wollte Katherine wissen. Sie speicherte die neuen Informationen sorgfältig ab, bestätigte sie doch den Verdacht, der sich seit einiger Zeit bei ihr breitgemacht hatte.
    » Na ja, ich denke vollkommen ahnungslos war er nicht. Es hat einige Male Stress gegeben«, meinte Gesa.
    » Ich glaube aber nicht, dass Valerie sich bei ihm beschwert hat«, warf Peter ein.
    » Warum denn nicht?«, fragte Katherine. »Ich denke, die beiden haben sich so gut verstanden.«
    » Ja, das haben sie auch. Manchmal kamen sie mir vor wie ein altes Ehepaar.« Peter lachte leise. »Warum sie sich ihm nicht anvertraut hat, weiß ich nicht.«
    » Valerie hat niemals Kollegen in die Pfanne gehauen«, sagte nun wiederum Gesa. »Was sie nicht selbst klären konnte, hat sie weggesteckt.«
    » Ein altes Ehepaar, sagten Sie? Meinen Sie, dass Mark und meine Mutter etwas miteinander hatten?«, fragte Katherine unvermittelt.
    Beide machten nicht den Eindruck, als würden sie solche Spekulationen sonderlich erstaunen oder schockieren. Dennoch wirkte Peter unsicher, als wüsste er nicht, was er sagen durfte.
    » Ich weiß nicht. Ausschließen will ich es nicht. Wie gesagt, sie haben sich sehr gut verstanden und sie war die Einzige, mit der er sich geduzt hat. Aber das kann auch einfach nur von tiefer Freundschaft zeugen. Und ich will hier keine Gerüchte in die Welt setzen.«
    » Auf jeden Fall nimmt ihn ihr Tod sehr mit«, warf Gesa ein. »Er sieht aus wie Braunbier mit Spucke. Und ihren Schreibtisch hat er auch austauchen lassen. Es soll niemand ihren Platz einnehmen, zumindest nicht an ihrem Schreibtisch.«
     
    *

2 3. August 2007
     
    Die Müdigkeit saß ihr trotz aller Euphorie in den Knochen, als Valerie um kurz nach sechs Uhr zu Hause ankam. Sie hatte zwei arbeits- und hektikreiche Tage auf der Baustelle verbracht, zwei wundervolle Nächte und war heute Mittag direkt vom Flughafen wieder ins Büro gefahren, wo sie in einem fort die Zeichnungen korrigiert, telefoniert und sich mit dem Statiker besprochen hatte. Jetzt wollte sie nur noch ein Bad, einen leichten Salat und sich dann auf dem Sofa ausstrecken. Zielstrebig ging sie auf die Garderobe zu, um ihre Handtasche aufzuhängen, als ihr Blick in die Küche fiel. Es traf sie fast der Schlag. Dort türmte sich das schmutzige Geschirr neben der Pappverpackung vom Pizzaservice, in der sich noch Reste der Mahlzeit befanden und einen unangenehmen Geruch verströmten. Es war kaum noch ein

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