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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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Fleckchen frei auf der großen Arbeitsfläche. Mit ihrem Koffer in der Hand ging Valerie zum Bad. Dort sah es aus, als hätte sich eine ganze Fußballmannschaft ihrer Klamotten entledigt und trotzdem war auch im Schlafzimmer nicht weniger Chaos zu finden, als sie ihren Koffer dort abstellte. Valerie versuchte, sich durch tiefes Durchatmen zu beruhigen. Gewohnheitsmäßig wollte sie schon damit beginnen, die Sachen fortzuräumen, als sie es sich anders überlegte und ins Wohnzimmer ging. Im Sessel saß Werner, ein Bierglas in der Hand, und sah auf den Fernseher. Als sie eintrat, schaute er mit angesäuerter Miene auf.
    » Ach! Madam geruht sich auch mal wieder blicken zu lassen, ja? Hast du dich gut amüsiert auf deinem Egotrip?«
    Plötzlich hielt Valerie es nicht mehr aus. Ihre Wut brach unvermittelt aus ihr hervor und bekam zudem Unterstützung von ihren Schuldgefühlen, die sich in einer Tour zu rechtfertigen versuchten: Er hatte es nicht anders verdient. Schließlich hatte auch er sie betrogen, und außerdem behandelte er sie wie seine persönliche Leibsklavin.
    » Stell dir vor«, zischte sie. »Ich habe gearbeitet. Zwölf Stunden täglich!«
    » Das wäre überhaupt nicht nötig!«, konterte Werner. »Ich verdiene genug Geld. Du musst nicht arbeiten. Stattdessen könntest du dich zur Abwechslung endlich mal wieder um deine eigentlichen Aufgaben kümmern!«
    » Ach ja? Du verdienst genug, ja? Bisher hast du immer ganz gut davon profitiert, dass ich arbeite. Ohne meinen Verdienst hättest du weder deine Angelurlaube machen, noch mit deiner Luxuskarre durch die Gegend fahren können. Und wieso eigentlich ›meine eigentlichen Aufgaben‹? Ich habe dich nicht geheiratet, um für den Rest meines Lebens deinen Kram wegzuräumen. Ich nehme jetzt ein Bad. Und wenn ich wieder herauskomme, ist die Wohnung vernünftig aufgeräumt, oder ich packe meine Sachen und verschwinde, und du kannst von mir aus in deinem Dreck ersticken!«
    Damit verschwand sie im Badezimmer, beförderte den Wäscheberg noch mit wohl gezielten Tritten auf dem Flur und setzte sich auf den Toilettendeckel, um erst einmal wieder durchzuatmen. Sie hörte Werner fluchen und schimpfen, doch es war ihr egal. Nach einer Weile füllte sie die Badewanne, und als sie endlich dort untertauchte, schloss sie die Augen und versuchte sich zu entspannen. Sie konnte Werner in der Küche hantieren, ein Glas krachend zu Boden gehen und ihn infolgedessen noch lauter fluchen hören. Entschlossen versank sie noch tiefer im Badeschaum und richtete ihre Gedanken auf die vergangenen beiden Nächte. In der letzten Zeit war Mark jedes Mal mit zu ihr aufs Zimmer gekommen, hatte sie auf alle erdenklichen Arten und Weisen verwöhnt, sich ebenso von ihr behandeln lassen und war dann an ihrer Seite eingeschlafen. Sein Zimmer hatte er nur noch pro forma, und sie wunderte sich zusehends über seine immer anhänglicher werdende Art. Doch in der Firma war er ganz anders. Vorbei waren seine hemmungslosen Flirtangriffe auf sie. Er behandelte sie zwar freundschaftlich, doch seit die Kollegen mitbekommen hatten, dass sie sich duzten, wollte er ihnen anscheinend keinen Grund für weitere Spekulationen geben. Kein Wunder. Abgesehen davon, dass ein Verhältnis mit einer Angestellten nicht gerade förderlich für seine Karriere sein würde, wäre wohl auch seine Frau, bei aller Toleranz, die sie gewöhnlich an den Tag legte, kaum wirklich begeistert davon. Trotzdem wünschte sie sich sehnlichst, immer so wie in den ungestörten Stunden auf ihren Dienstreisen behandelt zu werden. Es war so ganz anders als alles, was sie bisher erlebt hatte. Er war zärtlich und einfühlsam, fantasievoll und gab ihr das Gefühl, ganz Frau zu sein. Er stellte nie Forderungen oder hatte Erwartungen an sie. Stattdessen machte er ihr Komplimente, rückte ihr den Stuhl zurecht, nahm ihr die Jacke ab und ließ sich nie davon abbringen, auch ihre Rechnung zu übernehmen. Wie gern wäre sie jetzt schnurstracks in seine Arme geflohen.
    Die Badezimmertür wurde geöffnet und sie hörte, wie Werner Wäsche in den Wäschekorb beförderte und die Tür hinter sich zuknallte. Sie hielt auch weiterhin die Augen geschlossen, ohne sich um die Störung zu kümmern. Als sie dann endlich aus der Wanne gestiegen war, sich ein Nachthemd, Socken und ihren Bademantel angezogen hatte, nahm sie ihre Bettwäsche und ging damit in Katherines altes Zimmer. Dort stand eine Schlafcouch, die sie nun für sich zurechtmachte. Sie würde es in

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