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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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gestern versehentlich entsorgt. Ich habe sie gerade im Container gefunden.« Damit legte sie die Zeichnung vor der sprachlosen Valerie auf den Tisch, während Mark verwirrt zwischen den beiden Frauen hin- und hersah. Ja, es stimmte, am Abend vorher hatte sie einige Unterlagen in den Papiercontainer getan, der für Berechnungen und Zeichnungen, die aufgrund der notwendigen Geheimhaltung nicht im normalen Papiermüll entsorgt werden konnten, bestimmt war. Doch Valerie war sich sicher, die Skizze hatte noch an ihrem Platz gelegen, als sie am Morgen ins Büro gekommen war. Ratlos sah sie auf das Blatt Papier. War sie wirklich schon so alt und grau? Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, nahm Mark die Skizze an sich und sagte fröhlich:
    » Na, dann können wir ja loslegen.« Doch in seinem Büro war von Fröhlichkeit nichts mehr zu spüren. Aufmerksam sah er sie an, als sie in der kleinen Sitzecke saßen.
    » Alles in Ordnung?«, fragte er. Sie nickte, doch es entsprach ganz und gar nicht der Wahrheit. Sie schämte sich in Grund und Boden und hatte nicht die geringste Erklärung für das Geschehene. Noch niemals in all den Jahren war ihr etwas Ähnliches passiert.
    » Es tut mir leid«, flüsterte sie, doch Mark nahm ihre Hand, streichelte ihre Fingerspitzen und sagte leise, aber ernst:
    » Val, wenn du Probleme hast, welcher Art auch immer, dann sag es mir, ja?«
    Valerie nickte, doch seine Worte beschämten sie noch mehr.
    Damit schien das Thema für Mark abgehakt zu sein, doch als sie am Tag darauf im Auto auf dem Weg zum Flughafen saßen, war Valerie die ganze Angelegenheit immer noch unangenehm und sie starrte schweigend aus dem Fenster. Sie hatte einfach keine Erklärung für den Vorfall gefunden, so sehr sie sich auch den Kopf zermatert hatte.
    » Alles klar?«, fragte Mark in das Schweigen hinein. Valerie seufzte, nickte und sagte entschlossen: »Ja.«
    Doch ganz anders als bei den Fahrten vorher wollte sich kein privates Gespräch einstellen, zu bedrückt war Valeries Stimmung. Was nur mochte er von ihr denken? Dass sie auf ihre alten Tage senil würde? Oder sich auf ihrem Sta tus als Chef-Bettgenossin ausruhen wollte? Die Finger, die leicht über ihre Wange streichelten, rissen sie aus ihren trüben Gedanken.
    » Hey Val, schau nicht so traurig drein. Oder hoffst, dass ich mir, je trauriger du aussiehst, umso mehr Mühe beim Aufheitern heute Abend gebe?« Frech grinste er sie an und brachte sie damit tatsächlich zum Lachen. Gut, also würde die Episode zumindest keine Auswirkung auf ihre privaten Aktivitäten haben. Und vielleicht würde er diesen einmaligen Fehlgriff ja doch schnell vergessen können. Valerie beschloss, alles zu tun, um ihn durch noch bessere Leistung und noch mehr Einsatz von ihrer Zuverlässigkeit zu überzeugen. Marks Frage jedoch ließ sie ein wenig stutzig werden.
    » Wie klappt es eigentlich mit Frau Reinhardt?«
    » Gut«, antwortete Valerie, doch sie merkte selbst, es klang nicht sehr überzeugend. Darum fügte sie schnell hinzu: »Sie liefert absolut saubere Arbeit ab und das in einer angemessenen Zeit. Es gibt keinen Grund zur Beanstandung.«
    » Und akzeptiert sie dich als Vorgesetzte?«
    » Ja.« Sie wollte Mark nicht mit diesem albernen Zickenkrieg belasten, der sich anzubahnen drohte. Es war zudem nicht ihre Art, Kollegen beim Chef vorzuführen, sie regelte die Angelegenheiten lieber selbst. Doch für sie stand fest, Petra akzeptierte sie nur deshalb als Vorgesetzte, weil Mark es so verlangte. Bereits bei ihrer ersten Begegnung hatte ihr Blick Valerie jedoch gezeigt, dass sie ihre Kompetenz in Frage stellte. Zwar hatte sie sich nie offen gegen Anweisungen gestellt doch nicht selten versucht, mit ihr darüber zu diskutieren und Hinweise auch schon einige Male mit einem unfreundlichen »Weiß ich selbst« abgetan. Zweimal sogar war es zu Begegnungen gekommen, die Valerie zeigten, Petra betrachtete sie noch nicht einmal als gleichwertige Kollegin. Es waren zwei ähnliche Szenen gewesen, eine am Kopierer, eine in der Küche, und beide Male waren sie unbeobachtet dabei gewesen. Beim ersten Mal war Valerie zum Kopieren gegangen. Nach wenigen Blättern war das Papierfach leer gewesen. Als sie es wieder auffüllte und den Einschub schloss, kam Petra herein, nahm Valeries Papierstapel vom Einzug, legte ihren darauf und drückte den Startknopf. Noch während Valerie sie sprachlos anstarrte, drückte Petra ihr wortlos die entnommenen Papiere in die Hand, nahm ihre eigenen

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