Im Schatten meiner Schwester. Roman
die Auffahrt zur Straße hinunter und zurück. Und da ist noch etwas. Wenn das Telefon geklingelt hätte, während ich auf der Straße war, hätte ich es niemals gehört. Ein Laster von der Autobahn war draußen, um die Straße zu reparieren – ziemlich lächerlich, da die Schlammsaison fast vorbei ist –, doch sie tuckern und buddeln weiter und machen genug Lärm, um fünf Telefone zu übertönen.
Nana glaubt an Geister. Sie sagt, sie kennen dein Schicksal im Leben und sitzen auf deiner Schulter und leiten dich dorthin,
wo du hingehen sollst.
Ich bin also am Ende des Hauses, als das Telefon klingelt, und ich überlege, nicht ranzugehen. Ich will jetzt nicht reden. Aber ich soll Mom zum Mittagessen treffen, und ich muss wissen, wo. Ihr aktueller Favorit ist 121 Garrett, doch die haben scheußliche Salate. Wenn sie das also vorschlagen sollte, werde ich etwas anderes vorschlagen.
Ich strecke meinen Kopf zur Tür rein und schnappe mir das Telefon. Wenn es nicht Mom ist, werde ich nicht rangehen. Dann sehe ich diesen Namen: Peter Santorum. Nie gehört, und ich gebe meine Nummer nicht an jemanden, der kein Freund ist. Aber Sarah hatte gefragt, ob sie sie einem Typen geben könne. Ich habe mich vor einem Monat von Adam getrennt, und ich fange an, mich einsam zu fühlen. Peter ist ein netter Name.
»Hallo?«
Ich höre erst nichts, dann eine Stimme, die eindeutig zu alt ist, um zu Saras Freund zu gehören. »Ist da Robin Snow?«
»Ja«, antworte ich, weil mein nächster Gedanke ist, dass dies vielleicht jemand vom USATF ist, der über den Ausscheidungsprozess für die olympische Marathon-Mannschaft reden will. Mein Geist würde wissen, dass das kommen musste.
»Ich heiße Peter Santorum«, stellt er sich vor. Ich sage ihm nicht, dass ich das schon gesehen habe. Er klingt so, als wäre er fast so alt wie mein Dad, der immer schockiert ist, wenn ich abnehme und sofort »Hallo« sage. Caller- ID ist für ihn nichts Normales. »Sagt Ihnen der Name etwas?«, fragt dieser Mann.
Schnell versuche ich, mich an jeden Namen aus dem USATF -Komitee zu erinnern, doch die Liste ändert sich ständig, da immer neue Leute hineinkommen. »Ich glaube nicht«, antworte ich höflich.
»Hat Ihre Mutter ihn nie erwähnt?«
Also nicht vom USATF . Ich fürchte langsam, dass das einer von diesen Cousins dritten Grades ist, die anrufen, um mich zu bitten, in ihrer Stadt zu sprechen.
»Ihre Mutter ist Kathryn, ja?«
»Das stimmt. Aber sie hat nie Ihren Namen erwähnt.« Ich schüttle meine Beine aus. »Sind Sie mit ihr verwandt?«
»Mit ihr? Nein.«
»Kennen Sie sie?«, frage ich und werde ungeduldig. Ich will, dass er sich etwas beeilt. Ich bin bereit zu rennen.
»Ich kannte sie. Es war vor langer Zeit. Sie hat mich Ihnen gegenüber also nie erwähnt?«
»Nein. Wer sind Sie?«
»Ihr Vater.«
Ich höre auf zu treten und denke: O Gott, ein Irrer, der diese Nummer hat.
Ich will schon auflegen, als er sagt: »Legen Sie nicht auf. Der Name Ihrer Mutter war Kathryn Webber, und sie hat in Boston in einem Blumenladen gearbeitet. Ich war dort und habe Tennis gespielt.« Eine Pause, dann ein verlegenes Geräusch. »Ich hatte irgendwie gehofft, Sie würden den Namen erkennen, aber das ist wohl eine Generationenfrage, nehme ich an. Ich habe in den siebziger und achtziger Jahren bei den großen Turnieren mitgespielt. Googeln Sie mich, und Sie werden es sehen. Es gibt mich wirklich. Ich habe neun Jahre lang in Longwood gespielt. Das ist in Chestnut Hill, kurz vor Boston.«
»Ich weiß, wo Longwood ist«, sage ich. Ich bin oft genug in Boston gelaufen, um die Gegend zu kennen.
»Googeln Sie es. Sie werden meinen Namen dort finden. Ich wohnte im Ritz – heute heißt es anders –, aber Ihre Mutter hat dort immer Blumenarrangements für die Lobby zusammengestellt, weshalb ich ihren Namen herausfand. Ich wollte jemand Besonderem Blumen schicken, und so ging ich in den Laden Ihrer Mutter. Wir haben uns gleich gut verstanden und verbrachten einige Zeit zusammen. Ich verließ die Stadt und dachte, es sei vorbei. Ein paar Wochen danach rief sie mich an, um mir zu sagen, dass sie schwanger sei.«
»Und ich bin das Ergebnis davon?« Ich weiß nicht, warum ich das Gespräch fortsetze. Seine Behauptung ist lächerlich. Meine Mutter glaubt nicht an schnelle Affären. Sie glaubt nicht an Sex vor der Ehe, PUNKT , auch wenn wir nicht mehr darüber reden.
Ich sollte einfach auflegen. Doch dieser Mann klingt nicht gestört. Und ich hatte diesen Geist
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