Im Schatten meiner Schwester. Roman
nicht, warum, vielleicht, weil er kein Snow-Hill-Mensch war, oder vielleicht, weil ihre Mutter ihn angeblafft und er nicht gewankt hatte. Doch Molly fühlte sich sicher bei ihm.
Dort auf dem Parkplatz erzählte sie ihm von Peter Santorum, während sie sich gegen das Snow-Hill-Logo an der Tür ihres Jeeps lehnte.
»Unglaublich«, bemerkte er, als sie fertig war. »Du hattest keine Ahnung.«
»Keine. Ich meine, ich habe mich an kleine Dinge erinnert, die sie gesagt hat – zum Beispiel, als eine ihrer Freundinnen ein Baby adoptierte und sie sich fragte, wie sich Adoptiveltern wohl fühlen mochten, wenn das Kind jemals wissen wollte, wer seine wahren Eltern sind, oder als sie zu mir gesagt hat, ich solle es mit Tennis probieren, vielleicht mal eine Woche in einer der wirklich guten Tennisschulen buchen. Aber hätte ich fragen sollen, warum sie solche Dinge sagte? Wenn Robin mir das letzte Woche mitgeteilt hätte, hätte ich erwidert, dass sie einen Sonnenstich hat. Ich bin auch erstaunt, dass ich ihn angerufen habe. Wer bin ich, dass ich so was tue?«
»Du bist Robins Schwester, und ihre Wünsche waren klar.«
»Aber was soll ich jetzt tun? Er ist praktisch schon auf dem Weg. Wenn ich ihn bitten würde, es zu lassen, wäre ich mir nicht sicher, ob er das auch täte. Er will kommen. Er hat mich innerhalb von fünf Minuten wegen seines Flugs zurückgerufen. Ich habe mich zu weit aus dem Fenster gelehnt.«
David dachte kurz nach. »Ich hätte dasselbe getan.«
Was wahrscheinlich der Grund war, weshalb Molly ihn ausgewählt hatte. Er war ein Verbündeter in einer Zeit, in der sie einen brauchte. »Wird meine Familie glücklich sein? Meine Mutter?«
»Vielleicht nicht kurzfristig, langfristig ja. Robin will es so.«
»Robin ist nur im Geiste hier. Meine Mutter ist in Fleisch und Blut hier. Soll ich es ihr sagen?«
»Du hast gesagt, dass sie aus ihrer Lähmung herausgerissen wurde, als du seinen Namen erwähnt hast. Das ist doch gut, oder?«
»Seinen Namen zu erwähnen ist etwas anderes, wie wenn er zur Tür hereinkommt.«
»Hattest du das Gefühl, dass sie ihm feindselig gegenübersteht?«
Molly dachte zurück. »Nein. Aber sie ist sehr diskret gewesen, was Robins Lage angeht. Nur unmittelbare Familie im Zimmer. Das ist ihre Anordnung. Sie will nicht mal ihre Freunde ins Krankenhaus kommen lassen. Vielleicht hat sie das Gefühl, dass er kein Recht hat, dort zu sein.«
»Du hast Robins CD . Das ist starker Tobak.«
Ja, aber Molly war immer noch besorgt. »Mom wird wütend auf mich sein, weil ich ihn angerufen habe, ohne sie zuvor zu fragen.«
David lächelte traurig. »Das ist das Dilemma mit Familien. Wenn es um unsere Eltern geht, bleiben wir immer Kinder. An welchem Punkt werden wir erwachsen? Sie ziehen uns groß, damit wir als Individuen funktionieren, doch wann erlauben sie uns, unabhängig zu handeln?«
»Nie«, antwortete Molly. »Wir müssen es selbst schaffen. Aber woher wissen wir, ob wir recht haben?«
»Wenn die Fakten es sagen. Robins Tagebuch spricht Bände.«
»Und du hättest wirklich dasselbe getan?«, fragte sie, da sie es noch mal von ihm hören wollte.
»Ja. Nicht, dass ich eine Autorität bin. Meine Familie hat nicht zu schätzen gewusst, was ich getan habe. Die Ackermans mögen genauso sein, aber ich glaube immer noch, dass ich das Richtige getan habe.«
Molly hörte Dickköpfigkeit heraus, jedoch keinen Stolz. Was sie hörte, war Überzeugung, das Gleiche, was sie in Bezug auf Peter Santorum auch empfand. »Mom könnte sich immer noch weigern, ihn hereinzulassen.«
»Würde sie es tun, sobald er einmal da wäre?«
»Wahrscheinlich nicht. Aber sie könnte sich weigern, selbst anwesend zu sein.«
»Wäre das so schlimm? Es geht doch eigentlich hier um Peter Santorum und Robin.«
So ausgedrückt ergab es einen Sinn. »Du meinst also, ich sollte es ihr erzählen?«
Er betrachtete den Boden, bevor er den Blick hob. »Ich würde es tun. Sie hat so viel durchgemacht. Es ist nur fair, sie darauf vorzubereiten.«
Molly war gerührt. »Erstaunlich, dass du das sagen kannst, nachdem sie dich so behandelt hat.«
»Sie war erregt.« Er gab ein wegwerfendes Geräusch von sich. »Nicht, dass ich um eine Wiederholung bitten würde.«
Molly streckte sich, als eine Bewegung in der Nähe ihre Aufmerksamkeit erregte. »O nein.« Ihre Mutter kam auf sie zu. Sie sah erschöpft aus, ihrem Gang fehlte die charakteristische Entschlossenheit. Doch ihr Blick blieb fest. Als sie näher kam, wurde
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