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Im Schatten von Montmartre

Im Schatten von Montmartre

Titel: Im Schatten von Montmartre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Ein hübsches Wort. Und das, was
es bezeichnet, ist es bestimmt auch. Darf man mal sehen?“
    „Warum sollte man nicht sehen dürfen?“
    Sie lachte auf, stellte ihr Glas auf den Tisch,
stand auf und lief die Treppe hinauf. Irgend etwas schoß von dem oberen
Treppengeländer durch die Luft auf mich zu und wickelte sich beinahe um meinen
Hals. Ich nahm es in die Hand: Es war ein neckisches, winziges Dessous, duftig
und zart, in der angegebenen Farbe. Es duftete gut. Ich hielt es immer noch in
der Hand, als Suzanne zurückkam und es mir wegnahm. Lachend stand sie vor mir
und bemerkte ironisch:
    „Enttäuscht, was? Haben Sie etwa gehofft, Sie
könnten den Strumpfhalter an meinem Körper bewundern? Nichts da! Er lag oben
auf dem Bett. Ich brauche weder Strümpfe noch Strumpfhalter, wenn wir zu
Demougin gehen. Eine Hose werde ich anziehen! Ich... Apropos... Sie sehen aus
wie ein richtiger Mann... Doch, doch! Ich sag das nicht, um Ihnen zu
schmeicheln. Was halten Sie als Mann von der Hosenmode für uns Frauen?“
    „Ein großer Fehler! Ich liebe weibliche Frauen,
mit hauchdünnen Strümpfen mit Naht. Leider werden immer weniger Strümpfe mit
Naht getragen. Entschuldigen Sie, aber ich bin ein altmodischer Mensch.“
    „Aber nein, aber nein! Auch ich hasse diese
Hosen! Aber noch mehr verabscheue ich die Typen, die ihre Hände nicht bei sich
behalten können. Und bei Demougin gibt’s ‘ne Menge unbekannter Hände, gegen die
man sich wehren muß. Richtige Klaviervirtuosen-Hände! Und jetzt Schluß mit dem
Unsinn... Sie sind ein großer Lügner, ein noch größerer Aushorcher, und
außerdem sind Sie unhöflich! Haben mir immer noch nicht gesagt, wie Sie heißen.
Aber irgend etwas flüstert mir ein, daß ich es bald erfahren werde.“
    So munter drauflos plappernd, hielt sie den
Strumpfhalter an beiden Händen hoch und wirbelte ihn um die eigene Achse. Dann
hob sie ihn über den Kopf, tänzelte ein wenig hin und her und... hopp! Zu spät
erkannte ich das Manöver. Plötzlich stand sie hinter mir und führte mir mit dem
seidenen, parfümierten Etwas die Nummer von Vater Gouffé vor — das war der, der
sich dann später in einem großen Koffer wiederfand — , wobei sie sich vor
Lachen schüttelte. Der Heiterkeitsausbruch schwächte ein wenig ihre Kräfte. Ich
konnte mich zur Wehr setzen. Ergebnis: Der Strumpfhalter riß in zwei Teile, und
wir wälzten uns auf dem Boden. Wir waren derart ineinander verkeilt, daß wir
jeder die Brust des anderen in der Hand hielten. Sie, um meine Brieftasche zu
klauen, nehme ich an; und ich einfach nur so, ich weiß nicht warum, vielleicht
zum Zeitvertreib.
    „Hören Sie auf!“ flehte sie. „Hören Sie auf!“
    Sie erstickte beinahe vor Lachen, so kitzlig war
sie. Und dann schien sie tatsächlich zu ersticken: Sie hatte etwas unter meiner
Jacke ertastet... Sie befreite sich von mir, richtete sich auf und lehnte sich
keuchend gegen das Geländer der Treppe, die zur Loggia hinaufführte.
    Ich erhob mich ebenfalls vom Boden... und mein
Revolver fiel auf die beiden Teile des Strumpfhalters. Jetzt war ich mit Lachen
an der Reihe. Ich hob die Waffe auf und steckte sie ein. Larcher-Burma, das
lachende Duett von der Porte de Châtillon!
    „Also, sagen Sie mal! Eine Kanone!“ rief meine
Partnerin. „Sie schleppen eine Kanone mit sich rum! Wirklich, ein komischer
Heiliger sind Sie!“
    Sie kriegte sich bald wieder ein. Suzanne war
nämlich auch eine komische Heilige! Keine Spur von kaltem Schauer über den
Rücken, keine Panik in den Augen. Stattdessen fing sie wieder an zu lachen.
    „Sind Sie etwa ein Gangster?“ fragte sie.
    Als Antwort hielt ich ihr meine Brieftasche hin.
    „Das wollten Sie doch, oder? Los, sehen Sie
selbst nach, wer ich bin!“
    Neugierig kam sie meiner Aufforderung nach und
untersuchte meine Identität.
    „Soso, Nestor Burma von der Agentur Fiat Lux! Also, das fehlte mir noch in meiner Sammlung... Privatflics gab es bisher nicht
in meinem Museum für Bekloppte!“
    „Ein Privatdetektiv ist kein Bekloppter“,
protestierte ich.
    „Nur keine falsche Bescheidenheit, Monsieur
Burma! Los, begießen wir unsere Kontaktaufnahme!“
    „Kontakt ist das richtige Wort.“
    Sie gab mir meine Brieftasche zurück und goß
beide Gläser voll.
    „Böse?“ fragte sie.
    „Überhaupt nicht.“
    „Bravo! Aber Sie müssen verstehen... Es sah so
aus, als wollten Sie auf keinen Fall Ihren Namen nennen. Und Ihre Fragerei ging
mir so langsam auf die Nerven. Schließlich bin ich hier in

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